Rainer Allgaier

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Monat: April 2010

Beklagenswerter Leerlauf: „Symphony of sorrowful Songs“ in der Staatsoper *

29. April 2010TheaterkritikenNo Comments

Zu Beginn des Abends liegt Vladimir Malakhov fast nackt in einem farblosen Plastiksack auf dem Buehnenboden. Zu den getragenen Klaengen der 3.Symphonie von Henryk Gorecki schaelt er sich langsam aus der Huelle, zieht ein Paar bereitstehende Stiefel an und stuelpt sich eine Russen-Muetze auf den Kopf. (Spaeter findet er -hinter der Buehne- auch noch eine dunkle Hose). Mit expressiven Koerperhaltungen, gespreizten oder abgewinkelten Bewegungen, marschiert er durch die folgenden Bilder, bis er am Ende -erschoepft? – sich den Plastiksack wieder ueberstreift und von einer Dame im schwarzen Abendkleid mit rotem Klebeband umwickelt wird.
Schmale, hohe Waende gleiten von rechts nach links und von oben nach unten, mal bilden sie so ein Kreuz, mal ein Gitter. Sechs Taenzerinnen, zuerst als gleichgekleidete, strenge Sekretaerinnen auf hohen Absaetzen, dann als Mannequins im kleinen „Schwarzen“ kostuemiert, schreiten als attraktive Chorus-Line durch den mal hell, mal dunkel ausgeleuchteten Buehnenraum. Als Gegen-Part zeigen sieben Taenzer viel nackte Brust oder fahren in weissen Matrosen-Anzuegen auf Fahrraedern recht geschickt umher. Zwischendurch gibt’s kleine Tanzeinlagen, einen Pas-de-Deux zwischen Malakhov und Nadja Saidakova, ein Trio aus drei sich umschlingenden und verknotenden Herren,  oder -  sozusagen als munteres Zwischenspiel – eine Tango-Nummer fuer das gesamte Ensemble.
„Eine Reise durch die Zeit“ wollte der rennomierte, slowenische Theaterregisseur Tomaz Pandur gestalten, unterstuezt vom choreographierenden, ehemaligen Star-Taenzer des Staatsballetts Ronald Savkovic. Doch die Bilder bleiben unklar und raetselhaft,  die Bewegungen beliebig und nichtssagend. Die Mischung aus Theater und Tanz, gesprochenem Wort (hier: Hanna Schygulla vom Band) und Musik sollte ein Aufbruch des Staatsballetts zu neuen Ufern sein, doch ein solches war auf diesen theatralischen Schmalspur-Pfaden kaum zu finden. Was bei einer so hochgesteckten Idee, ein philosophisches Phaenomen wie die Zeit auf der Tanzbuehne zu ergruenden, einfach misslingen musste.
Immerhin wurde es die kuerzeste Geschichte der Zeit seit Stephen Hawking:  nach 70 Minuten war Schluss!

Foto: Enrico Nawrath / Staatsballett Berlin

Kaprizioese Volten: „Vorsicht Sehnsucht“ von Alain Resnais ****

28. April 2010FilmkritikenNo Comments

Zwei aeltere Menschen stehen im Mittelpunkt dieser leichtfuessigen, aber auch wildwuchernden Komoedie des 87-jaehrigen, franzoesischen Alt-Meisters Alain Resnais.
Marguerite ist Zahnaerztin in einer Kleinstadt, der nach einem Schuh-Einkauf in Paris die Handtasche geklaut wird. Georges scheint ein etwas muffeliger Pensionaer, der im Parkhaus, ihre (vom Dieb) weggeworfene Brieftasche findet – ohne Geld, aber gluecklicherweise mit allen
Papieren.
Eine bizarre Beziehung zwischen den beiden ungleichen Menschen beginnt: eigentlich findet man sich gegenseitig sehr symphathisch, andererseits glaubt jeder immer wieder sein sproede Seite zeigen zu muessen. Dabei ist Georges gluecklich verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und offensichtlich keine materiellen Sorgen,  Marguerite ist dagegen Single, teilt sich die Doppel-Praxis mit einer theaterbegeisteten Freundin und leistet sich das teure Vergnuegen einer Hobby-Pilotin.
Ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Anziehung und Abweisen, immer erotisch grundiert, aber keine Sex-Komoedie, sondern ein raffiniertes, psychologisches Ping-Pong,  das Altmeister Resnais mit leichter Hand und sanfter Ironie erzaehlt.
Dabei mischen sich auf intelligent-lockere Art alltaegliche Kuriositaeten (etwa auf dem Polizeirevier, wo Georges die gefundene Brieftasche deponiert oder im naechtlichen Restaurant, wenn die Kellner das Verhalten der Gaeste kommentieren) mit den getraeumten Wunschvorstellungen der Protagonisten (der Kuss auf dem Flughafen, unterlegt mit der Hollywood-Fanfare von Fox und dem Schriftzug „Fin“).
Resnais spielt virtuos mit all den Zaubertricks seiner Regiekunst, schwelgt in Farben (mal ganz grell-leuchtend, mal ganz pastell), kombiniert raffiniert Film-Schnitte mit Schwarz-Blenden, zitiert in Schrift und Bild liebevoll die Welt des alten Kinos (auch des eigenen).
Doch was waere selbst ein Resnais ohne seine hinreissende Darsteller-Familie, allen voran seine Frau Sabine Azema, kokett und charmant wie immer, diesmal mit leuchtendem Rotschopf, und Andre Dussollier als ebenso schrulliger wie eleganter Grandseigneur.
Der Ende dieser wildwuchernden (Originaltitel: Les herbes folles) Alters- und Liebes-Komoedie ist so kurios wie „franzoesisch-leicht“: Marguerite fliegt in ihrem kleinen Privat-Flugzeug Georges und seine huebsche Frau ueber die bluehenden Landschaften der Ile-de-France, doch der klemmende Reissverschluss an Georges‘ Hose loest eine katastrophale Irritation aus. Und unten auf dem Feld wundert sich der pfluegende Jung-Bauer, ob denn die looping-schlagende Kunst-Fluege hier nicht verboten seien…
Foto/Verleih: SchwarzzWeiss
zu sehen: Cinema Paris OmU; Babylon Mitte; CinemaxX Potsdamer Platz; Die Kurbel; Passage

Im Sperrmuell erstickt: „Fidelio (1805)“ in der Komischen Oper *

26. April 2010TheaterkritikenNo Comments

Die dunkle Buehne wird vonn einem riesigen Container beherrscht. Bauarbeiter in leuchtfarbenen Jacken entruempeln das Theater, Lampen werden abmontiert, der rote Samtvorhang abgenommen, blaue Abfallsaecke zu Tuermen gehaeuft und in den Container geworfen. Eine Saengerin im hellen Mantel klammert sich an eine Kostuempuppe…
Eigentlich eine huebsche Idee: ein Theater wird geschlossen, doch die Buehnengeister erwachen noch einmal zu Leben, spielen die Utopie eines fast unmoeglichen Neubeginns, Hoffnung, Traum und Realitaet durchdringen sich.
Doch der Regisseur Benedikt von Peter weiss diese Chance kaum zu nutzen. Stattdessen entfacht er einen theatralischen Dauerwirbel. Immer am bekannten Handlungsfaden entlang,  muellt er mit unzaehligen banalen Gags und faden Einfaellen die Grundidee zu – was bleibt, gleicht einer trashigen Mixtur aus Kostuemplunder, bewusster Schmieren-Klamotte und modisch-aktuellen Theater-Maetzchen. Florestan und Leonore in Rokoko-Anzuegen, eine quirlige Marzelline in beigen Jeans, Vater Rocco als prolliger Vorarbeiter mit Bauhelm und Don Pizarro mal in Lederjacke, mal mit Dreispitz und Trikolore. Alle sind immer gleichzeitig auf der sich langsam zumuellenden Buehne, Handlungslogik und Psychologie bleiben – wir befinden uns ja zwischen Traum und Realitaet! – ausser Kraft, und so beschaeftigt sich jeder mit dem, was dem Regisseur gerade so einfaellt: wenn Don Pizarro einem Soldaten befiehlt, die Ankunkt des Minister durch eine Trompetensignal vom Wachturm aus anzukuendigen, klettert promt ein Musiker mittels einer Leiter in die Proszeniumsloge des 1.Rangs; wenn Marzelline im Hinblick auf die Heirat mit Fidelio von Mutterfreuden singt, stopft sie sich gleich einen dicken Bauch unterm Pullover aus. Florestan kriecht wie in einem Horror-Film unter Muelltueten hervor, Buehnennebel wabbert, Soldaten gleichen trotteligen Zinnfiguren, das Volk traegt Plakate mit („Wir sind das Volk“) und ohne Aufschrift, Reichsadler und DDR-Wappen umher und am Schluss trabt ein echtes Pferd mit Kutsche, in der der Minister altvaeterlich trohnt, quer ueber die Buehne. Frei nach dem Motto: Tiere und Kinder beleben das Theater!
Gespielt wird – wie der Titel sagt – Beethovens „Fidelio“ in der Ur-Fassung von 1805, die u.a. wegen dramaturgischen Ungeschicklichkeiten und ihrer Laenge durchfiel  (heute wird allgemein die revidierte Fassung von 1814 bevorzugt). Ausser dass der Abend sich dadurch auf ueber drei Stunden Spieldauer laengte, hat die Urfassung kaum neue Qualitaeten erkennen lassen – leider auch musikalisch nicht. Zumal Generalmusikdirektor Carl St.Clair nur laut und unflexibel dirigierte – ein Beethoven – entsprechend der szenischen Einrichtung – wie aus Plaste und Elaste.
Von den Saenger der Hauptpartien vermochte nur Will Hartmann als baritonal grundierter Florestan zu ueberzeugen, die Uebrigen erreichten allenfalls das Niveau eines mittleren Stadt-Theaters. (Leonore: Ann Petersen, Rocco: Jens Larsen, Marzelline: Maureen McKay, Don Pizarro: Carsten Wittmoser).
Noch zehrt die Komische Oper von ihrem Ruf als bedeutendes Musiktheater, doch langsam hoehlen lasche Produktionen wie dieser „Fidelio“ das Ansehen des Hauses immer mehr aus:  der neue Intendant muss sich einiges einfallen lassen.

Foto: Komische Oper

Bunt und optimistisch: „Neukoelln Unlimited“ von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch ***

15. April 2010FilmkritikenNo Comments

Dokumentarfilm ueber die libanesische Familie Akkouch, die gegen ihre drohende Abschiebung kaempft.  Seit knapp 20 Jahren wohnt die – inzwischen vom Vater verlassene – Familie in Neukoelln , die kraenkliche Mutter lebt mit ihren sechs Kindern von der Sozialhilfe.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Tochter Lial (19), die sich in der Ausbildung befindet, sowie die beiden aelteren Soehne Hassan (18), der sich aufs Abitur vorbereitet, und der 15jaehrige, immer wieder die Schule schwaenzende Maradona, das Sorgenkind der Familie.
Lial und Hassan versuchen auf Behoerden und bei sozialen Organisationen die Abschiebung zu verhindern, ihre begrenzten Aufenthaltsgenehmigungen zu verlaengern und die deutsche Staatsbuergerschaft zu erwerben. 2003 war die ganze Familie in schon einmal in den Libanon abgeschoben worden (im Film als gezeichnete Rueckblende zu erleben), aber nach kurzer Zeit wieder zurueckgekehrt.
Alle Kinder sind in Neukoelln aufgewachsen und haben sich – wie auch die Eltern – trotz ihres moslemischen Glaubens voll in die deutsche Gesellschaft integriert. Dies vor allem durch ihre musischen Taetigkeiten als Rapper und Hip-Hop-Taenzer. Zugleich kann Hassan mit einer Break-Dance-Gruppe in Berlin wie auf Gastspielreisen (u.a. in Paris) durch diese Shows einiges Geld verdienen, das der gesamten Familie zu Gute kommt, waehrend der wie ein kleiner Wirbelwind tanzende Maradona vom Fernsehn einen Talente-Vertrag bekommt. Und Lial lernt und verdient  zusaetzlich bei einem BoxerPromoter im Buero.
Der Film verzichtet auf jeden Off-Kommentar und laesst die drei Geschwister ihre Geschichten erzaehlen und nachspielen: frisch und unverkrampft;  die sehr sanftmuetig wirkende Mutter haelt sich dagegen mit ihren noch kleinen Kindern ganz im Hintergrund.
Zahlreiche, effektvoll-geschnittenen Tanz-und Musikszenen geben dem Film schmissigen Drive, die Dialog- und nachgespielten Szenen zeigen sehr deutlich:  einerseits die kaempferische Intelligenz der beiden aelteren Geschwister wie ihre vollkommenen Integration in die deutsche Gesellschaft, andererseits bieten sie – ohne zu ueberzeichnen – Einblicke in die meist freundliche aber umstaendliche und undurchschaubare Buerokratie der Berliner Behoerden.
Aeusserlich zeigt sich Neukoelln hier von einer attraktiven, gross-staedtschen Seite, seine Haeuser und Plaetze sind wie auf Hochglanz fotografiert, Schmuddeliges oder Randfiguren der Gesellschaft kommen nicht vor, der „soziale Brennpunkt“ spielt kaum eine Rolle.
Die flott geschnittene Dokumentation kozentriert sich ausschliesslich auf Probleme der Familie Akkouch, sowohl inner-familiaer wie auf ihren Kampf um den Aufenthalts-Status, ohne zu verallgemeinern. Am (gluecklichen) Ende triumphiert eine grosse Multi-Kulti-Froehlichkeit, die die rauhe Wirklichkeit scheint allzu rosig gefaerbt.
Dennoch : ein in seiner unpathetischen Menschlichkeit symphatischer Film – ein Neukoelln trotz aller Probleme zum Wohlfuehlen.

Foto/ Verleih: GMfilms

zu sehen: Broadway; Filmtheater am Friedrichshain; Central Hackescher Markt; Neues Off; Movimanto; Passage; Sputnik u.a.

Edle Klamotte(n): „A Single Man“ von Tom Ford **

12. April 2010FilmkritikenNo Comments

Das Film-Debuet des amerikanischen Mode-Designers Tom Ford  -  ebenso hochgelobt wie seine diversen Fashion-Collections. Es handelt sich dabei um die ziemlich buchstabengetreue Verfilmung des Romans „Der Einzelgaenger“ (1964) von Christopher Isherwood, der einst durch seine Erzaehlungen „Goodbye to Berlin“ (1939) bekannt und durch deren Verfilmung („Cabaret“, 1972) weltberuehmt wurde.
 “A Single Man“ spielt in 1962 Los Angeles. Der College Professor George Falconer (Colin Firth)  hat seinen juengeren Lebensgefaehrten Jim (Matthew Goode),  mit dem er 16 Jahre gluecklich zusammenlebte, durch einen Autounfall verloren. Verzweifelt denkt er an Selbstmord, von dem ihn auch seine langjaehrige Freundin Charley (Julianne Moore)  nicht abhalten kann. Erst die etwas aufdringliche Annaeherung seines jungen, sexuell attraktiven Studenten Kenny (Nicholas Hoult)  bringt ihn von seinem Vorhaben ab. Doch in diesem neuen, hoffnungsvollen Moment ereilt ihn ein toedlicher (Herz-)Schlag.
Tom Ford hat diese etwas betuliche Schwulen-Romanze mit allen technisch-formalen Raffinessen des aktuellen Hollywood-Kinos visuell effektvoll umgesetzt. Kunstvoll-ausgeleuchtete Tableaus, elegante Kostueme in Stil der 60er Jahre, geschickte Schnitte und farbliche ausgekluegelte Abstufungen der Bild-Sequenzen, dazu zwei herausragende Darsteller (Colin Firth – natuerlich in perfekt sitzenden Anzuegen der Modemarke Tom Ford – und Julianne Moore), ein paar Dokumentar-Aufnahmen und zeittypische Musik-Einspielungen – doch all der intellektuelle und aesthetische Aufwand vermag ueber die anaemische Story und ihre larmoyant vorgetragene Attituede kaum hinwegzutaeuschen – eine kunstgewerbliche Love-Story im edlen und teuren Schwulen-Milieu der kalifornischen Upper-Class. Eine geschmaecklerisch-schicke Schaumschlaegerei.

Foto/Verleih: Senator

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Hoefe (OmU); Odeon (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Titania Palast; Delphi; International; Filmtheater am Friedrichshain; Kulturbrauerei; Yorck

Theatralische Suada: „Rechnitz“ – Gastspiel aus Muenchen im DT ****

11. April 2010TheaterkritikenNo Comments


Innerhalb der  „Autorentheatertage“  des Deutschen Theaters (8.-17.April 2010) – eine kleine Festspielreihe, die der neue Intendant Ulrich Khuon aus Hamburg mitgebracht hat – gastierten (unter anderen) die „Muenchner Kammerspiele“ mit der Urauffuehrungs-Inszenierung des Stueckes „Rechnitz (Der Wuergeengel)“ von Elfriede Jelinek aus dem November 2008.
Das titelgebende Schloss Rechnitz liegt an der oesterreichisch-ungarischen Grenze. Im Maerz 1945 fand dort – in Anwesenheit des graeflichen Besitzerpaares Batthyany-Bornemisza – ein „Gefolgschaftsfest“ von SS-Offizieren, Gestapo-Fuehrern und einheimischen NS-Getreuen statt, in dessen Verlauf 180 juedische Zwangsarbeiter ermordet wurden, die fuer den Bau eines „Suedostwalls“ gegen die herannahenden russische Armee rekrutiert worden waren. Die Leichen wurden allerdings nie gefunden und nach dem Krieg (und nach der Flucht der Besitzer in die Schweiz) herrschte jahrelang Schweigen ueber Fest und Massaker von Rechnitz.
Nobelpreistraegerin Elfriede Jelinek hat um diese nie ganz aufgeklaerten Vorfaelle einen langen, unablaessig-fliessenden Wort-Teppich geknuepft und ihn sogenannten „Boten“ in den Mund gelegt: ebenso spielerisch-witzig wie boese-satierisch. Und den jeweiligen Inszenatoren viel freien Raum gelassen, diese gewaltigen Wort-Bloecke theatralisch umzusetzen.
Regisseur Jossie Wieler hat sich fuer seine Muenchner Urauffuehrung von seiner Ausstatterin Anja Rabes einen etwas altertuemlichen, holzgetaefelten Raum (mit Hirschgeweih) einrichten lassen, dessen Waende aber drehbar sind und den Auftrittenoder Abgaenge der fuenf Schauspieler dienen, die als Boten weitschweifig variierend und kommentierend vom Nazi-Fest und seiner gastgebenden Graefin, die in Anlehnung an den Bunuel-Film als Wuergeengel charakterisiert wird,  berichten. Wortspiele mal verraetselt, mal kalauernd, mal ironisch, mal auch auf Heutig-Aktuelles anspielend, doch immer flott und grotesk serviert. Erst tragen die beiden Damen (Katja Buerkle, Hildegard Schmahl) und die drei Herren (Andre Jung, Hans Kremer. Steven Scharf) Abendgarderobe, ziehen sich dann bis auf die Unterwaesche aus, um dann in moderne Freizeitklamotten zu schluepfen – eine komisch-karikierende Party – beherrscht von einem ununterbrochenen, wortglizerndem Redeschwall. Und unter dieser geschmeidig-schicker Oberflaeche: die boese Abrechnung der Jelinek mit der faschistischen Vergangenheit und ihrem Weiter- oder Wiederaufleben in ihrer hass-geliebten Heimat Oesterreich.
Keine dramatische Auseinandersetzung realer Buehnenfiguren – sondern ein Oratorium assoziationsreicher Wortketten – glaenzend in Szene gesetzt – aber von begrenzter Wirkung:
wer nicht mit juengerer, deutscher Geschichte und ihren gesellschafts-politischen Auswirkungen vertraut ist, versteht ueber weite Strecken hin nur „Bahnhof“.

Foto: E.Jelinek,2004/ aus Wikipedia

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