Rainer Allgaier

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Monat: Mai 2009

Huebsch und gefaellig: „La Cenerentola“ in der Deutschen Oper ****

25. Mai 2009TheaterkritikenNo Comments


Rossinis Drama giocoso „Aschenputtel oder der Triumph der Tugend“, uraufgefuehrt 1817, wurde 2005 vom Regie-Altmeister Sir Peter Hall fuer das suedenglische Glyndebourne-Festival neu-inszeniert: als leicht ironisches Rampentheater, in Stil und Ausstattung Rossinis Zeit nachempfunden – zwischen turbulenter opera buffa und aufklaererischer Sozialkomoedie. Die Deutsche Oper hat diese erfolgreiche (auch auf DVD erhaeltliche) Produktion jetzt uebernommen, mit neuem Dirigenten und zum grossen Teil neuen Saengern.Vielleicht ein bisschen groeber in Personenfuehrung und musikalischem Gestus, trotzdem bleibt dieses Aschenputtel auch in Berlin eine ebenso huebsche wie ansprechende komische Oper. Das heruntergekommene Schloss des fies-trotteligen Don Magnifico (stark chargierend: Lorenzo Regazzo)und seiner eitel-aufgedrehten Toechter kontrastiert sehr schoen mit den steif-klassizisstischen Raeumen des koenglichen Prinzen Don Ramiro (mit leicht gefuehrten, in der Hoehe etwas gepressten Tenor: Mario Zeffiri) – eine heitere Balance ganz ohne maerchenhafte Zuege, aber mit nostalgisch-realistischem Buehnen-Touch.
In der Titelrolle der Cenerentola glaenzt mit perfekten Koloraturen die rumaenische Mezzosopranistin Ruxandra Donose: anruehrend als gedemuetigtes Aschenputtel, charmant als guetig-elegante Gemahlin des Prinzen. Simon Pauly als wendiger Diener Dandini und Wojtek Gierlach als strippenziehender Philosph Alidoro ergaenzen das spielfreudige und musikalisch spruhende Ensemble aus Beste. Der eingesprungene spanische Dirigent Guillermo Gracia Calvo sorgt fuer Tempo und Praezision, nur gelegentlich – besonders in den Ensembles mit Chor – uebertoent das munter spielende Orchester die Saenger auf der Buehne.
Ein Rossini fuer die ganze Familie.

Foto: privat

Kann denn Liebe Suende sein? : „Tannhaeuser“ in der Deutschen Oper ***

11. Mai 2009TheaterkritikenNo Comments

Die Premiere dieses „Tannhaeuser“ am 30.November letzten Jahres war bei Kritik wie Publikum umstritten, die Wiederaufnahme gestern abend (10.5.2009) dagegen erhielt sehr herzlichen und zustimmenden Beifall.
Regisseurin Kirsten Harms interessiert sich in ihrer neuen Deutung von Wagners romantischer Oper nicht so sehr fuer das Kuenstlerdrama, sondern vor allem fuer das Phaenomen der Liebe, besonders in ihre Aufspaltung in Sex, seelische Beziehung und Naechstenliebe. Die ritterliche Gesellschaft verabsolutiert  diese einzelnen Bedeutungen der Liebe um sich in ihrem Zusammenleben vor Unordnung, Verwirrung und allzu grossem Individualismus zu schuetzen: hier Venus, die die rein koerperliche Seite repraesentiert, dort die Minnesaenger, die nur die geistige Beziehung besingen und sich damit hinter die Mauern der Wartburg zurueckziehen. Nur Elisabeth versucht zumindest die angeblich unvereinbaren Gefuehle zu vereinen. Am Schluss der Auffuehrung leistet sie „Naechstenliebe“ in einem mit Krankenbetten vollgestellten Saal, sie stirbt nicht, sondern schliesst den verzweifelt aus Rom zurueckkehrenden Tannhaeuser, der in den Venusberg zurueck will, in ihre liebenden Arme – muetterliche Retterin und Geliebte zugleich.
Kirsten Harms laesst diese Interpretation in einem leeren, oft rot oder blau ausgeleuchteten, daemmerigen Raum spielen. Aus der Untebuehne fahren nackte Maedchen, Ritter in silberner Ruestung oder kranke Pilger empor, vom Buehnenhimmel senken sich mal leere Ruestungen, mal halb menschliche,halb tierische Fabelwesen herab: Bildzeichen, die seelische Zustaende und gesellschaftliche Gegebenheiten an- oder ausdeuten. Eine manchmal etwas schlichte oder einseitige Auslegung von Wagners Oper, aber sie ist in sich konsequent und effektvoll entwickelt.
Musikalisch sehr ansprechend: Philippe Auguin leitet das Orchester der Deutschen Oper mit Sorgfalt und Mut zu rauschendem Pathos, bleibt aber eher pauschal als differenziert. Sehr klangschoen und flexibel meistert der grosse Chor seine unterschiedlichen Aufgaben: ihm galt der besondere Beifall des Publikums. Entsprechend der Regie-Konzeption verkoerpert Nadja Michael sowohl Venus wie Elisabeth, darstellerisch sehr ueberzeugend, stimmliche Probleme hat der ehemalige Mezzo naturgemaess mit den hohen Soprantoenen. Wohltuend samtig klingt Markus Brueck als Wolfram, der hier nicht nur der edle Mitbewerber um Elisabeth ist, sondern auch kalt-berechnender Nebenbuhler. Den Tannhaeuser sang als kurzfristiger Einspringer der Norweger Ivar Gilhuus; schauspielerisch (in der ihm unbekannten Inszenierung) etwas hoelzern, stimmlich mit hellem, kraftvollen Tenor.
Keine sensationelle, aber eine durchaus diskusionswerte Auffuehrung.

Foto: Matthias Horn/Deutsche Oper

Triumph des Orchesters: Haydn’s „Orlando Paladino“ in der Staatsoper **

9. Mai 2009TheaterkritikenNo Comments

Seinem 200.Todestag (31.Mai 2009) verdankt Joseph Haydn’s selten gespielte Oper vom Ritter Roland eine Neuinszenierung in Berlin. Doch auch die glanzvolle musikalische Praesentation durch Rene Jacob und das fabelhafte Freiburger Barockorchester kann dem halb ernsten, halb komischen Werk („Dramma eroicomico“) kaum zu Repertoir-Tauglichkeit verhelfen. Zu wirr ist das Libretto um den liebes-wahnsinnigen Roland, um seine angebetete Angelica und ihren Geliebeten Medoro, um seinen drolligen Diener Pasquale und die Zauberin Alcina. Zwar hat Haydn einige sehr huebsche Arien und Duette geschrieben, insgesamt aber ist die Oper (1782 uraufgefuehrt) noch ganz dem alt(modisch)en, barocken Schema verpflichtet, fuer heutiges Empfinden langatmig und undramatisch.
Das bewaehrte britische Regie-Duo Nigel Lowery / Amir Hosseinpour, das schon mehrfach an der Staatsoper gearbeitet hat („Rinaldo“, „Der geduldige Sokrates“),  blaettern einen maerchenbunten Bilderbogen auf: halb Struwelpeter (a la Tiger Lillies), halb Raeuber Hotzenplotz. Skurrile Gestalten huschen zwischen niedlichen Tannenbaeumchen, dunkler Schlossfassade und wallenden Nebelschwaden umher, Orlando traegt eine graue Zottel-Perruecke, sein sarazenischer Gegner erscheint im Piraten-Outfit. Modisch choreographierter Briten-Pop: nett und gefaellig, ein bisschen harmlos und albern.
Dass der Abend dennoch zum Ereignis wird, verdankt er ausschliesslich seinem unermuedlichen und agilen musikalischen Leiter Rene Jacobs und vor allem dem grandios spielenden Freiburger Barockorchester. Das gurrt und grummelt, zirpt und jubiliert, brilliert mit sattem, kernig aufgerauhtem Klang. Und Jacobs findet immer wieder neue, ueberraschende  Tempo-Abstufungen, laesst raffinierteste Farben leuchten. Dazu ein fein aufeinander abgestimmetes Ensemble ausgezeichneter Saenger: Tom Randle als kraftvoller Orlando, Victor Torres als sein rundlicher Diener Pasquale, die Damen Marlis Petersen (Angelica), Alexandrina Pendatchanska (Alcina) und Sunhae Im (Eurilla) mit gelaeufigen Gurgeln und glasklaren Koloraturen.
Haydn’s Orlando ist sicherlich kein Muss fuer Opernliebhaber, aber er zeigt das Freiburger Orchester und Rene Jacobs in Hochform: ein superber musikalischer Genuss – trotz dreieinhalb Stunden Dauer.

Foto: Ruth Waltz/Staatsoper

TV-Aufzeichnung bei ARTE am 25.5. um 22.25 Uhr

Stadttheater: „Der Vetter aus Dingsda“ in der Komischen Oper **

4. Mai 2009TheaterkritikenNo Comments

1921 hatte der Rheinlaender Eduard Kuennecke mit seiner neuen musikalischen Komoedie „Der Vetter aus Dingsda“ im Theater am Nollendorfplatz einen Riesen-Erfolg. Die Mischung aus gefuehlvollen Operetten-Melodien („Strahlender Mond“, „Ich bin nur ein armer Wandergesell“) und aktuell-fetzigen Tanz-Schlager im Foxtrott oder Tango-Rhythmus trafen den Nerv der Berliner „Golden Twenty’s“. Es ist ein leicht ironisches Verwechslungs-(Kammer)-Spiel um eine reiche hollaendische Erbin:  die gerade volljaehrige Julia wartet seit sieben Jahren auf ihren Verlobten Roderich, der einst ins exotische Batavia ausgewandert ist. Ihr Vormund und Onkel Josse will sie dagegen mit seinem – ihm unbekannten – Neffen August verheiraten, um dadurch seinen eigenen Lebens-Unterhalt zu sichern. Doch Julia haelt an ihrem Traummann fest, bis sich eines Tages gleich zwei junge Herren melden, die behaupten, Roderich zu sein…
Die noch junge Regisseurin Cordula Daeuper und ihr Team haben die schlichte Story ins Heute transportiert: statt mit dem Schiff kommt man per Flugzeug aus Batavia und die Sehnsucht nach ferner Exotik bedient man mit Bollywood-Filmen auf dem Gross-Bildschirm oder kostuemiert sich gelegentlich mit indischen Fummeln. Die Auf- und Abtritte von Onkel, Tante und dem Dienst-Personal erfolgen mittels Fahrstuhl zur Unterbuehne und aus dem originalen Himmelbett wird eine modische Haengematte. Doch die kleinenen Spaesslein und parodierenden Gags reihen sich brav und laenglich aneinander, die Zwischentexte scheinen endlos und schlecht artikuliert, lediglich das gut gelaunte Orchester unter dem schwungvollen Patrick Lange beweist Tempo und Schmiss. Die Darsteller, die gelegentlich auch ein paar Tanzschritte wagen, spielen recht forsch und munter, geizen aber durchweg mit stimmlichem Glanz: Christoph Spaeth (August), Julia Kamenik (Julia), Thomas Ebenstein (Roderich), Uwe Schoenbeck (Onkel Josse) u.a.
So wird aus einer kessen Berliner Musik-Posse ein mittelpraechtiger Stadttheater-Klamauk –
schade, Eduard Kuenneckes flotte Musik haette eine witzigere und pfiffigere Auffuehrung verdient als diese modisch-biedere Feierabend-Unterhaltung von fast drei Stunden Dauer.

Foto: Komische Oper/Wolfgang Silveri

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