Rainer Allgaier

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Monat: November 2006

Kluge Irritation: „Die Zauberfloete“ in der Komischen Oper ****

29. November 2006TheaterkritikenNo Comments

Theater auf dem Theater: Eine Spielleiterin (Elisabeth Trissenar) arrangiert Mozarts „Zauberfloete“ auf der hellen, fast kahlen Buehne. Unterstuetzt von zwei quirligen Assistenten ist sie Moderatorin, Regisseurin und Kommentatorin zugleich.

Die Personen der Oper erscheinen in neuen Facetten: Tamino entpuppt sich als verklemmter Juengling in karrierten Knickerbogger, die Koenigin der Nacht verstuemmelt sich selbst, Sarrastro ist ein koerperlich behinderter Sekten-Fuehrer im Rollstuhl und Papageno, dessen linke Hand noch eine Vogelkralle zeigt, versucht verzweifelt, ein „normaler“ Mensch zu werden. Das Ende der Oper scheint pessimistisch. Regisseur Hans Neuenfels verbluefft durch solch neue und ungewohnte Sichtweisen und vermag sie durch die kluge Umsetzung in kraftvolle Theaterbilder und Buehnen-Aktionen zu beglaubigen. Doch nicht alles gelingt: vieles bleibt raetselhaft oder faellt platt aus, so wenn beispielsweise der Chor am Schluss dem Publikum mit Rotweinflaschen und Baguettes zuwinkt: Franzoesiche Revolution als Zeichen der Freiheit ?

Markus Poschner dirigiert entsprechend der Lesart des Regisseurs: straff, klar, strukturbetont. Das Saenger-Ensemble agiert durchweg trefflich, auch wenn nicht jede Rolle musikalisch optimal besetzt werden konnte. Insgesamt ein Abend, der auf intelligente Weise den Kopf anreg; das Herz aber kommt zu etwas zu kurz.

Eingleisig: Verdis „Simon Boccanegra“ in der Deutschen Oper *

28. November 2006TheaterkritikenNo Comments

Statt Genua im Mittelalter mit Platz und Palast : ein Bahnhof mit Lokomotive

oder das Innere eines Salonwagens mit Video-Ausblick auf Landschaft und Stadt.

Jung-Regisseur Lorenzo Fioroni interpretiert Verdis Polit-Drama als

sprunghaft-schraege Zeitreise vom 19.Jahrhundert bis heute. Entsprechend die

Kostueme: Geh-Rock und Zylinder mischen sich mit Minikleid und Sportsakko.

Doch die aufwendige Show zeigt nur eine beliebige Aneinanderreihung von

gaengigen Regie-Maetzchen des deutschen Musik-Theaters und vernachlaessigt

darueber die stueckpraegende Auseinandersetzung mit Macht,Politik und

privatem Glueck. Rollengestaltung und Personenfuehrung sind kaum zu erkennen,

dafuer wuseln kunterbunte Komparsen-Scharen durch die weiten Bahnhofshallen.

Gesungen wird meist an der Rampe, allerdings durchweg auf hohem Niveau.

Roberto Frontali (Boccanegra), Roberto Scandiuzzi (Fiesco) und Tamar Iveri

(Amelia/Maria) sowie Chor und Orchester der Deutschen Oper unter Yves Abel

ueberwinden so zumindest auf musikalschem Feld die inszenatorische Fahrt

in den Sack-Bahnhof.
(ali)

Flachware: „Die 7 Todsuenden“ am Ku-damm **

25. November 2006TheaterkritikenNo Comments

Ein Abend in der Damen-Toilette eines Nobel-Hotels. Genauer im luxurioesen Vorraum derselben mit Botticelli’s Venus-Bild als riesiger Wand-Tapete.
 

Es soll Hochzeit gefeiert werden, aber die Braut hat sich im Klo eingeschlossen. Schwester, Oma, Mutter,Schwieger-mutter und die beste Freundin versuchen sie zu uberreden, das Oertchen zu verlassen. Die esoterische Hotel-Managerin und die diebische Klo-Frau leisten dabei wortreiche Hilfe. Sonst passiert zwei Stunden lang nichts: es wird gequatscht und getratscht und vor allem ziemlich ueble Familien-Waesche gewaschen. Sexuelle Erfahrungen mit Maenner und lustvolle Freuden mit Damenvibratoren spielen dabei die Hauptrolle. Gelegentlich wird auch ein entsprechender Witz mit eingeflochten – kein Wunder dass bei diesem illustr(iert)en Niveau die Braut ihr Oertchen nicht verlassen will! Die Autoren (Luci van Org, Andreas Schmidt) muessen das gespuert haben und versuchen’s drum zum Schuss noch mit einer „ernsten“ Einlage zum Thema Kindesmissbrauch – was aber den duerftigen Abend nur noch peinlicher macht. Den 7 Schauspielerinnen ist allerdings kein Vorwurf zu machen: wo nur Quark breitgetreten wird, versuchen sie diesen wenigsten huebsch zu garnieren.
(ali)

Volkstuemliches Klein-Format: Der Hauptmann von Koepenick **

13. November 2006TheaterkritikenNo Comments

Ein moritaten-aehnlicher Bilderbogen im Kleinformat:so praesentiert sich Juergen

Woelffers Jubilaeums-Inszenierung von Carl Zuckmayers „deutschem Maerchen“.

Der Hauptmann selbst erzaehlt in dieser Bearbeitung – erst dem sterbendem

„Lieseken“, spaeter nach dessen Tod direkt dem Publikum – seine

Lebensgeschichte.

Fuenf Schauspieler fuehren in fliegendem Rollewechsel bei nur angedeutetem

Buehnenbild in schnellem Szenenablauf die tragikomische Geschichte um

Uniformen und Untertanengeist vor. Satirisch oder boese ist die Geschicht heute

nur noch in wenigen Momenten, dafuer mehr schwankhaft und volkstuemlich

unterhaltend. Die fuenf Darsteller bieten harmlose Karikaturen in diversen

deutschen Mundarten, nur Dietmar Mues als falscher Hauptmann mit Riesen-

Schnaeuzer unter dicken Traenensaecken darf auch ein paar nachdenkliche

Toene anklingen lassen. Zuckmayers einst kritisch gemeintes Schauspiel auf

freundlicher, aber kleiner Flamme.

(ali)

Staub-Wirbel vom Broadway: Jerome-Robbins-Ballett-Abend ***

10. November 2006TheaterkritikenNo Comments

 

 

Das Neueste von Gestern: drei Frueh-Werke des amerikanischen Choreographen

Jerome Robbins aus den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.

„Fancy Free“, die komoediantischen Erlebnisse dreier Matrosen durch das naechtl.

New York, war bei seiner Urauffuehrung 1944 ein Sensations-Erfolg. Klassische

Ballett-Posen verbanden sich effektvoll mit Jazz- und Showtanz – ein neuer sehr

amerikanischer Stil war geboren, Robbins blieb sein virtuosester Vertreter. Doch

fehlen der gut getanzten Neueinstudierung in der Staatsoper Charme und

Laessigkeit des Originals (Musik:Leonard Bernstein). Auch der kurze „Nachmittag

eines Fauns“ (Musik: Claude Debussy) blieb ein kuehles, blasses Exercise im

angedeuteten Ballettsaal: trotz Vladimir Malakov und seiner Polina Semionov.

Nur „The Concert“ (zu arrangierten Musikstuecken von Chopin) verspruehte etwas

vom Esprit und der Kunst des Entertainment jener Aufbruchsjahre im Amerika

nach dem 2.Weltkrieg, obwohl gerade zu Beginn dieses parodistischen Werkes die

Pianistin dicke Staubwolkenvon den Klaviertasten wischen musste. Doch die

Taenzer nahmen sich und das dargestellte Konzert-Publikum mit soviel

darstellerischer Laune und taenzerischem Witz auf die komische Schippe,

dass man nur bedauern konnte, dass nicht der gesamte Abend so vergnueglich

ausfiel.
(ali)

Ein Girlie in Versailles: Marie-Antoinette****

6. November 2006FilmkritikenNo Comments

Sie liebt exquisite Toertchen, ausgefallene Haute Couture und rauschende Partys: die oesterreichische Prinzessin Marie-Antoinette (Kirsten Dunst),die aus politischen Gruenden mit dem franzoesischen Thronfolgerund spaeterem Koenig Ludwig XVI. verheiratet wurde.

Jung-Regisseurin Sofia Coppola zeichnet in ihrem verschwenderisch ausgestatteten

40-Millionen-Film das Portraet einer jungen Frau zwischen streng-hoefischem

Ritual und naiv-kindlicher Lebenslust. Ein luxurioeses Dasein im goldenen Kaefig

von Versailles ohne Kenntnis oder Beruehrung mit der realen Welt, ahnungs-

los gegenueber der drohenden (Franzoesischen) Revolution. Sofia Coppola

erhebt keinen moralischen Zeigefinger, noch be- oder verurteilt sie die

historischen Figuren, sondern schildert in eleganten Bildern und pastell-zarten

Farben das turbulente Leben eines Girlies der „Upper class“ im Rokoko –

der Bezug zum Heute stellt sich ganz unwillkuerlich ein, effektvoll unterstuetzt

von einer raffinierten Musik-Collage aus franzoesischer Klassik und amerikanischer

New Wave. Statt historischer Dokumentation, ein leicht distanzierter Blick

zurueck – ohne Zorn, aber mit fraulicher Symphathie.

(ali)

Vorsicht Kamera: „Borat“ goes to USA****

4. November 2006FilmkritikenNo Comments

Ein schrilles Road-Movie aus den Vereinigten Staaten von Amerika: der

britische Starkomiker Sacha Baron Cohen reist als naiv-wahnwitziger

TV-Reporter „Borat“ aus Kasachstan in die USA und

entlarvt auf brutal-komische Weise den amerikanischen

Way of Life als erschreckendes Konglomerat aus schlimmen Vorurteilen und

duenkelhafter Ueberheblichkeit. Boese Witze ueber Juden, Schwule,

Femministinnen oder Glaubengemeinschaften kontrastiern mit grell-turbulenten

Szenen aus dem sogenannten „normalen“ Alltag in der U-Bahn, im Hotel, beim

Rodeo oder auf der Autobahn. Eine wilde, fast anarchistische Mischung aus

Farce, Bloedelei und Satire – ‚geschmacklos‘ als boeses Markenzeichen.

(ali)

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