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Monat: Juli 2012

Für Fans: ‚Woody Allen: A Documentary‘ von Robert B.Weide***

17. Juli 2012FilmkritikenNo Comments

Alles, was Sie schon immer über Woody Allen wissen wollten : in diesem – für das amerikanische Fernsehn gedrehten – Dokumentarfilm können Sie es erfahren – fast. Längere und kürzere Statements von Freunden, Schauspielern, Mitarbeitern, Produzenten und Managern, ältere und ein ausführliches, extra für diese Dokumentation geführtes, neues Interview mit Allen selbst, dazu Reportagen von Dreharbeiten und viele Ausschnitte aus zahlreichen Filmen  -  all dies ergibt eine klug-geschnittene, detailreiche und unterhaltsame Biographie des berühmten, amerikanischen Komikers, Autors, Film-Regisseurs und Musikers – inzwischen fast 77 Jahre alt.
Besonders interessant der erste Teil : wie aus dem schüchternen, aber vom Kino faszinierten jüdischen Jungen Stewart Allen Konigsberg, geboren und aufgewachsen in Brooklyn, zunächst ein Gag-Schreiber für andere, dann für sich selbst, später – unter dem Künstlernamen Woody Allen – ein erfolgreicher ‚Comedian‘ und ‚performer‘ in diversen New Yorker Clubs sowie ein gefragter Talk-Gast in den grossen amerikanischen TV-Shows wurde. Naheliegend, dass auch Filmproduzenten auf ihn aufmerksam wurden: er schrieb 1965 das Buch für „What’s New, Pussycat“ (Regie: Clive Donner), in dem er auch einen kleinen Gastauftritt bekam, war aber entsetzt über die Einmischung und die Eingriffe, die Studio und Produzent an diesem Film vornahmen. Er schwor, nur noch dann Filme zu drehen, wenn er die alleinige Vollmacht über das Werk bekommt: ein Grundsatz, den er bis heute beibehalten hat – auch dank einsichtiger Produzenten-Freunde.
Seine ersten Filme (‚Take the Money and Run‘, 1969; ‚Bananas‘, 1971; ‚The Sleeper‘, 1973; ‚Love and Death‘, 1975, u.a.) charakterisiert Allen selbst als Abfolge von Sketchen, allein gedreht, um die Lachmuskeln des Publikums zu reizen. Erst mit ‚Anni Hall‘ (dt.’Der Stadtneurotiker‘, 1977) gelingt ihm eine echte Filmkomödie über gegenwärtige Menschen (statt Karikaturen) und über deren Gefühle, über Liebe, Trennung und Tod. Kein Wunder, dass Allen auch bald ins Tragische wechselt (‚Interiors‘, 1978) mit  dem Vorbild Ingmar Bergmann oder auch ins Surreal-Tragi-Komische im Stil Federico Fellinis (‚Stardust Memories‘,1980) – für die US-Filmkritik allerdings ein Absturz in der bisher erfolgreichen Karriere.
Allen reagiert darauf mit neuen Komödien (‚Zelig‘, 1983; ‚Broadway Danny Rose‘,1984; ‚The Purple Rose of Cairo‘, 1985, u.a.) oder komödiantisch ausbalancierten Dramen (‚Hannah and Her Sisters‘,1986; ‚Crimes and Misdemeanors‘, 1990, u.a.).
Bei all diesen Werken spielen verschiedene Schauspielerinnen als Freundin, Geliebte oder Ehefrau  im Leben wie auf der Leinwand entscheidende Rollen, besonders Diane Keaton erzählt klug und liebevoll von solchen Parallellen. 1992 jedoch kommt – während der Dreharbeiten zu ‚Bullets over Broadway‘ – der tiefe Fall: Mia Farrow, damals Lebensgefährtin und künstlerische Muse,  entdeckt, dass Allen ein Verhältnis mit ihrer koreanischen Adoptiv-Tochter unterhält – die amerikanische Boulevard-Presse steigt gross darauf ein – Allens Karriere scheint beendet.
Doch schon kurze Zeit später dreht Woody seinen nächsten Film (‚Mighty Aphrodite‘, 1995), dem viele weitere, mehr oder weniger erfolgreiche Komödien folgen. Ab hier wird Robert Weide’s Dokumentarfilm etwas pauschal und für Nicht-Spezialisten unüberschaubar. Zwar darf Allen noch knapp seine Arbeitsweise (seine riesige Zettelsammlung von Einfällen; das Tippen auf der alten, deutschen Schreibmaschine) erläutern und seine Abneigung gegen öffentliche Auftritte (in Cannes oder Hollywood) kundtun, aber über die Filme und deren inneren Zusammenhang mit seiner Lebens-Philosophie wird nur oberflächlich berichtet; die zuletzt in Europa gedrehten Werke (u.a. ‚Match Point‘, 2005; ‚Vicky Cristina Barcelona‘, 2008; ‚Midnight in Paris‘,2011) werden nur viel zu kurz gestreift.
‚Woody Allen: A Documentary‘ ist ein buntes Kaleidoskop für alle, die den amerikanischen Schauspieler und Regisseur lieben und schätzen. Der Film bietet kaum kritische Analysen, sondern erzählt Geschichten und zeigt Bilder aus Allens Leben und Arbeit , die so noch wenig bekannt waren. Und – das ist sein Trumph – er lässt Woody immer wieder selbst zu Wort kommen, zu seinem unschlagbaren, trocken-trefflichen Witz. „Mr.Allen, was halten Sie vom Tod?“ – „Ich bin dagegen!“

Poster/Verleih:NFP

zu sehen: Cinema Paris; CineStar SonyCenter; Filmtheater am Friedrichshain; Kino in der Kulturbrauerei, Neues Off (überall:OmU)

Von deutscher Seele: ‚Dionysos‘ in der Staatsoper im Schillertheater****

11. Juli 2012TheaterkritikenNo Comments

„Eine Opernphantasie“ nennt der Komponist Wolfgang Rihm (60) sein jüngstes dramatisches Werk, das als Ko-Produktion mit Amsterdam und Berlin bei den Salzburger Festspielen 2010 eine erfolgreiche Uraufführung erlebte. Diese Salzburger Produktion in der Regie des Amsterdamer Intendanten Pierre Audi, den Bühnenbildern von Jonathan Meese und unter der musikalischen Leitung von Ingo Metzmacher wird nun für (zunächst) vier Vorstellungen innerhalb des ‚Festivals für Neues Musiktheater INFEKTION!‘ im Schillertheater aufgeführt – diesmal mit Chor und Orchester der Berliner Staatsoper und einem neuen Sänger in der männlichen Hauptrolle.
Rihm hat aus den späten Dionysos-Dithyramben von Friedrich Nietzsche eine Art Text-Collage zusammengestellt und sie in vier grosse Szenen gegliedert, deren Hintergrund auf biographische Details im Leben des deutschen Philosophen anspielen. Es ist aber kein vertontes Bio-Pic – was auch nie beabsichtigt war – , sondern es sind gedankliche Auseinandersetzungen mit dem Prozess der künstlerischen Kreativität, den Schwierigkeiten des Denkenden mit dem realen Lebens, der Suche nach seinem Sinn oder zumindest nach einer ‚Wahrheit‘.
Dass ein solch intellektueller Text jedoch zu einem spannenden Musikdrama wird, verdankt er der ungemein expressiven, vielfarbigen, fast rauschhaften Musik Rihms und einer ebenso intelligent inszenierten wie fabelhaft musizierten Aufführung.
Der Berliner Künstler Jonathan Meese hat grob stilisierte, aber leicht bewegliche Kulissenteile entworfen: ein begehbarer Hügel für den (schweizer) See, auf dem die Hauptfigur Nietzsche (im Text nur ‚N.‘ genannt) die griechischen Königstochter Ariadne halluziniert; eine schattenwerfende, steile Leiter für eine gefährliche Kletterpartie in den Alpen; ein Bordell aus sich drehenden Ballon-Kugeln mit gleich vier ‚Esmeraldas‘, die N. mit der Syphilis anstecken; eine riesige, grelle  Gesichtsfratze für den Auftritt des Apollon und für die Häutung des N.; kartonartige ‚Häuser‘ und ein mit breitem Pinsel auf die Rückwand gemaltes Pferd für die letzte Szene im italienischen Turin.
Regisseur Pierre Audi führt die von Jorge Jara elegant kostümierten Sänger geschickt und – so weit möglich – die gesungenen Philosophen-Worte verdeulichend durch die phantastisch-bunte Kulissenwelt. Georg Nigl verkörpert mit geschmeidigem Bariton eindringlich den nach Lebenssinn suchenden N., Matthias Kling ist – im weissen Sommeranzug – der apollinische, tenorale Gegenspieler. In vielen Gestalten und Kostümen darf sich Mojca Erdmann zwischen die beiden Männer stellen: eine virtuose Koloratur-Sopranistin und eine erotische Zwitscher-Maschine zugleich.
Die Musik von Wolfgang Rihm zitiert -indirekt- viel Opergeschichtliches: immer wieder treten drei Nymphen oder Wagner’sche ‚Rheintöchter‘ in unterschiedlichem (Klang-)Gewand auf, erinnern breit und süffig aufrauschende Orchester-Passagen an Richard Strauss. Kräftige Dissonanzen wechseln mit zarten Lyrismen: Holz-, Blechbläser und Schlagwerk grundieren eine ausdrucksstarke und zugleich sehr sinnliche Tonsprache. Ingo Metzmacher dirigiert souverän.
Sicherlich das bisher attraktivste Bühnenwerk von Wolfgang Rihm, das – obwohl gelegentlich intellektuell versmokt – breite Publikumsschichten ansprechen dürfte: zumindest in einer solch opulenten Inszenierung.

Foto: Ruth Walz/Staatsoper Berlin

Vorstellungen: 08.(Premiere)/10./13./15.Juli 2012

Trockenschwimmer: ‚Rusalka‘ im Staatstheater Cottbus***

9. Juli 2012TheaterkritikenNo Comments

Von Wasser und Nixen keine Spur:  stattdessen ein blau-grauer Salon mit hohem Tür-Portal im Hintergrund, die ausgehängten Türflügel lehnen daneben an der kahlen Wand. Eine schmale Sprossenleiter ragt in den Bühnenhimmel, aus einem schmalen Spalt davor quillt leichter Nebel. Eine junge Frau im Morgenmantel sitzt im Rollstuhl, während drei Mädchen im weissen Hängerchen Notenblätter verstreuen. Ein alter Mann in bestickter Joppe und braunen Cordhosen, Perlenketten in der Hand, schaut zu.
Regisseur Ralf Nürnberger verrätselt das populäre, melancholische Nixen-Märchen zu einem psychologisierenden Symbol-Drama wie es zur Entstehungszeit von Antonin Dvoraks „Rusalka“ (Prag, 1901) in Europa literarische Mode war. Doch diese Umdeutung bleibt äusserlich, ergibt wenig Sinn und erschliesst der romantischen Fabel keine neuen Aspekte. Warum muss der Wassermann mit seinen herumflatternden Notenblättern sich wie ein Komponist (Dvorak?) gerieren, warum muss der Prinz wie ein geiler Striezzi die (durch die Hexe vom Rollstuhl erlöste) Rusalka auf dem Deckel eines beinlosen Flügel-Instuments bespringen, warum gleichen die ‚komischen Figuren‘ des Jägers und des Küchenjungen einem groteken Maffia-Pärchen mit schwarz-weisser Veste und Melone, und was parodieren sie? Doch auch wenn der Sinn der symbolistisch aufgeplusterten Inszenierung sich kaum erschliesst, optisch hübsch anzusehen ist sie dennoch (das Bühnenbild entwarf der Regisseur selbst, die Kostüme Johannes Haufe).
Dass der Abend aber zum herzlich beklatschten Erfolg wird, verdankt er überwiegend dem engagiert und klangschön spielenden Staatsorchester und seinem temperamentvollen Dirigenten Even Christ. Dvoraks Musik erklingt fein und delikat in ihren Lyrismen, aufrauschend und vielfarbig in den grossen Duetten und dramatischen Aktschlüssen: eine mitreissend musizierte Oper zwischen den Polen Richard Wagner und Richard Strauss.
Als sensible Rusalka überzeugt Judith Kuhn mit einen klaren, leuchtenden Sopran und intensivem Spiel. Marlene Lichtenberg ist eine dämonisch-schlanke, rotlockige Hexe im strengen, schwarzen Kleid, Gesine Forberger als Fremde Fürstin bleibt dagegen eine eher klischeehafte Verführerin. Jens Klaus Wilde als Prinz: ein bewährter Allround-Tenor, Ingo Witzke stimmlich wie darstellerich ein allzu steifer Wassermann. Köstlich die beiden ‚Maffia‘-Clowns Andreas Jäpel und Dirk Kleinke, hübsch anzusehen/anzuhören die – von Studierenden der Musikhochschulen Leipzig und Rostock verkörperten -  Nixen, die hier zu Elfen mutiert sind.
Musikalisch ein ansprechender Abend, szenisch ein ziemlich fader Fisch.

Foto: Marlies Kross/Staatstheater Cottbus

nächste Vorstellungen: 03./21.Oktober 2012

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