Entzaubert: ‚Magic Mike‘ von Steven Soderbergh ***

Ort der Handlung: Tampa im dauer-sonnigen US-Bundesstaat Florida; Zeit: Juni bis August 2011. Magic Mike, ein taffer Kerl um die 30, wurstelt sich durch. Tagsüber deckt er Dächer oder poliert Autos, nachts ist er der Star in einer Striptease-Show für – überwiegend jüngere – Frauen. Zufällig lernt er den 19-jährigen Adam kennen, der nach Abbruch seiner Ausbildung, leicht vergammelt, von Gelegenheits-Jobs lebt. Mike heuert Adam, den er ‚The Kid‘ nennt, als Garderoben-Junge für die Strip-Show an. Als aber einer der Tänzer plötzlich ausfällt, muss der ungelenke Adam einspringen, erntet bei den beschwipsten Zuschauerinnen grossen Erfolg, wird daraufhin von dem strengen Leiter der Truppe namens Dallas, einem alt gewordenen, zweck-optimistischem Stripper, engagiert und mausert sich bald zum neuen Star der Truppe. Leicht verdientes Geld, Sex und Drogen spielen schnell die bestimmende Rolle in Adams täglichem Leben, während Magic Mike, dessen Traum das Entwerfen exklusiver Möbel ist, immer mehr Abstand zu diesem äusserlich so lockerne, aber inhaltslosen Dasein gewinnt – auch dank einer erwachenden Zuneigung zu Adams Schwester, einer bürgerlichen, jungen Frau, die im medizinischen Bereich arbeitet und mit Sorge und Verachtung die Lebensweise ihres Bruders und seiner Freunde beobachtet.
Das Endes des Films bleibt offen: trennt sich Mike von seiner Stripper-Truppe und damit von seinem bisherigen Leben oder ist sein Abgang während der Show nur eine kurze Episode?
Steven Soderbergh’s Film schwankt zwischen belanglosem Genre-Kino und kritischer Beobachtung einer Gesellschaft in der Krise. So muss Mike gleich in meheren Berufen jobben, einen Start-Kredit als Möbelbauer verweigert die Bank; Adam hat seine Ausbildung schon nach einem Jahr abgebrochen, gammelt ziellos vor sich hin; Dallas, der alte Stripper redet sich mit verbissener Mine eine bessere Zukunft ein : alles Looser, die immer auf der unteren Stufe der sozialen Leiter verharren ohne wirkliche Aussicht auf eine bessere, sinnvolle Zukunft. Zumal keine der – meist betuchten – Damen, denen sie Lust und Sex verschaffen, daran denkt, diesen Jungs in irgendeiner Weise zu helfen. Doch solch kritische Sicht auf einen Teil der heutigen US-Gesellschaft wird immer wieder durch langatmige Episoden und filmische Genre-Klischees aufgeweicht, durchschaubar und deshalb spannungslos wie die endlos sich hinziehende Love-Story zwischen Mike und Adams Schwester.
Die Schauspieler – Channing Tatum als Mike, Alex Pettyfer als Adam, Matthew McConnaughey als Dallas – sind attraktiv anzuschauen, besonders beim Tanzen und Strippen, und Regisseur Steven Soderbergh, der auch in diesem Film wieder unter bekanntem Pseudonym die Kamera führt und den Schnitt selbst besorgt, erweist sich als geschickter, filmischer Routinier, wenn auch ohne erkennbares Engagement.
Mittelprächtige Sommer-Unterhaltung, die jedoch – im Gegensatz zu Soderbergh’s letzten Filmen – einen gewisse Stimmung des Publikums trifft – zumindest lassen Besucherzahlen (in den USA wie hier) darauf schliessen.

Foto/Poster:Concorde Filmverleih

zu sehen: Babylon Kreuzberg (OmU);Cinestar SonyCenter (OV); Astor Film Lounge; CinemaxX Potsdamer Platz; Cubix; Kino in der Kulturbrauerei; Titania Palast; Colosseum; Gropius-Passagen; Eastgate u.a.