Rainer Allgaier

Theater- und Filmkritiken

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Monat: Januar 2013

Idealist und Realpolitiker: ‚Lincoln‘ von Steven Spielberg****

28. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Washington, Januar 1865. Der amerikanische Bürgerkrieg dauert schon vier Jahre, der Süden steht kurz vor der Kapitulation, aber auch der Norden ist erschöpft. Doch der im Jahr zuvor wiedergewählte Präsident Abraham Lincoln zögert einen Friedensabschluss hinaus, um davor noch über den 13.Verfassungs-Zusatz-Artikel im Kongress abstimmen zu lassen: denn dieser be-inhaltet die (juristisch bindende) Abschaffung der Sklaverei – dem Kriegs-Ziel der Nordstaaten. Noch fehlen einige Stimmen. Lincoln und seine engeren Parteifreunde versuchen mit legalen und illegalen Mitteln und allerlei Tricks diese fehlenden Stimmen zu ‚kaufen‘. Was dann auch gelingt. Ein paar Wochen später wird Lincoln bei einem Theaterbesuch von einem Attentäter erschossen.
Steven Spielberg hat sich in seinem Bio-Pic über den legendären US-Präsidenten auf diese letzten Wochen konzentriert. Er schildert – dramaturgisch äusserst klug – wie Lincoln versucht, seine moralisch begründete Absicht, die Sklaverei abzuschaffen, im harten und nicht immer sauberen politischen Alltags-Kampf durchzusetzen. Dabei geht es nicht nur um vorhersehbare Auseinandersetzungen innerhalb und zwischen den beiden Parteien, den fortschrittlichen Republikanen und den konservativen Demokraten,  sondern auch um solche im privaten Bereich – gegenüber seiner willensstarken Frau Mary oder seinem aufbegehrenden Sohn Robert.
Spielberg und sein versierter Drehbuchautor Tony Kushner zeigen einerseits ein breit angelegtes, in dunkeln Farben glühendes Geschichts-Panorama, andererseits verstehen sie es, in der historischen Vergangenheit – die nicht ins Patriotische glorifiziert wird – die aktuelle, politische Gegenwart zu spiegeln. Handlungs-Motivationen und psychologischen Bedingungen in der Politik von einst und jetzt scheinen vergleichbar.
Und das alles in grandiosen Bildern, geschliffenen Dialogen, eleganter Ausstattung und einem exzellenten Darstellerensemble, überragt von Daniel Day-Lewis in der Titelrolle. Der irisch-stämmige Oscar-Preisdräger (‚My left feet‘, ‚There Will Be Blood‘) verkörpert mit umwerfender Präsenz einen kantig-besonnenen Mann, der sich nur selten (und dann im privaten Bereich) aus der Ruhe bringen lässt. Der viel und gern fabuliert und mit leisem Humor Anekdoten erzählt. Ein auch körperlich grosser Mann mit heller Stimme und hohem moralischem Anspruch, der sich aber fragen lassen muss, ob ein (noch so guter) Zweck die (bösen) Mittel heiligt.
Bewundernswert an Spielbergs 150 Minuten langem Historien-Drama ist nicht die nur die differenzierte Darstellung eines der bedeutendsten US-Präsidenten, seiner Gedankenwelt und seines politischen Umfelds, sondern vor allem, dass es ihm gelang, daraus einen ebenso intelligenten wie spannenden Polit-Thriller zu entwickeln.

Poster/Verleih: Fox Deutschland

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Titania Palast Steglitz; Cubix Alexanderplatz; CineStar Sony Center; CineStar Tegel, Filmkunst 66; Filmtheater am Friedrichshain; Kulturbrauerei, Neues Off

Böse Ironie: ‚Der Kaiser von Atlantis‘ in der Schiller-Werkstatt (der Staatsoper)***

27. Januar 2013TheaterkritikenNo Comments

Viktor Ullmann’s kurze Oper „Der Kaiser von Atlantis“ entstand 1943 im Nazi-„Vorzeigelager“ Theresienstadt, in dem der Prager Komponist und Musikschriftsteller mit vielen anderen jüdischen Intellektuellen seit 1942 interniert war. Da der internationalen Öffentlichkeit ein ’normales Lagerleben‘ vorgespielt werden sollte, wurde kulturelle Beschäftigung ermöglicht und teilweise gefordert. Ullmann schrieb bis zu seiner Deportation nach Auschwitz im Oktober 1944 zahlreiche Instrumental- und Vokalwerke, darunter den „Kaiser von Atlantis“, ein böses Parabel-Spiel, das die schrecklichen politischen und menschlichen Umstände dieser Zeit zeigt. Das Werk wurde noch einstudiert, die Premiere jedoch kurzfristig verboten.
Die surreale Story: der Kaiser von Atlantis befiehlt den Krieg aller gegen alle – doch der Tod weigert sich und zerbricht sein Schwert. Niemand kann mehr sterben, weder in den Todeszellen noch auf dem Schlachtfeld. Dafür entdecken ehemalige Feinde ihre Menschlichkeit. Doch das Nicht-Sterben-Können verdammt die Menschen zu ewigem Leiden und zu nicht endenden Qualen. So nimmt der Tod seine Tätigkeit wieder auf, als der Kaiser, nahe dem Wahnsinn, sich bereit erklärt als erster zu sterben. Die Balance zwischen Leben und Tod ist somit wiederhergestellt. (Das Libretto schuf der junge, ebenfalls nach Theresienstadt verschleppte und dann in Auschwitz ermordete Prager Graphiker und Autor Peter Kien).
Viktor Ullmann‘ s musikalische Gestaltung spiegelt die goldene Zeit der Zwanziger Jahre: Spätromantisches a la Mahler, ein bisschen Atonales der Wiener Schule, Jazz und Tanzmusik, prägend aber ist vor allem der Song-Stil von Kurt Weill. Dazu allerlei charakterisierend eingesetzte Zitate von Bach bis zum Deutschlandlied.
Felix Krieger, der Dirigent des Abends, hat diese ebenso kunstvolle wie ansprechende Musik wirkungsvoll zur Geltung gebracht, vom kleinen Orchester aus Musikern der Staatskapelle und ihrer Orchesterakademie flott und klangschön unterstützt.
Die fünf jungen Sänger (teils in Doppelrollen) sind Mitglieder des Opernstudios der Staatsoper und beweisen – noch – unterschiedliche Qualitäts-Grade. Am überzeugendsten in Spiel und musikalischem Ausdruck gestaltet der ungarisch-rumänische Bariton Gyula Orendt die Rolle des Kaisers.
Gespielt wird vor einer bühnenbreiten, leicht gekippten Wand mit mehreren Türen. Hinweise auf die Entsehungsgeschichte in Ausstattung oder Requisiten sind ganz vermieden. Die Figuren (Harlekin, der Tod, der Lautsprecher, der Trommler, der Soldat), streng stilisiert, tragen heutigen Anzug oder zeitlose Uniform. Doch wirkt die Personenführung (Regie: Mascha Pörzgen) recht phantasielos und vermag die Geschichte kaum klar zu erzählen, zumal die noch sehr jungen Sänger den Text nicht deutlich genug artikulieren.
Das Spiel auf der Bühne gewinnt in seiner bieder-braven Abstraktion kaum Leben  -  ganz im Gegensatz zur vielschichtig-bewegenden und auch schwungvollen Musik des bis heute kaum bekannten Viktor Ullmann – einem der vielen Opfer des deutschen Rassenwahns.

Foto:Barbara Braun/Deutsche Staatsoper Berlin

nächste Vorstellungen: 29.; 31.Januar; 02.; 05.; 07.; 09. Februar 2013

Nur für starke Nerven: ‚Argo‘ von Ben Affleck****

20. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte – allerdings entsprechend den Gesetzen Hollywoods etwas umgearbeitet und als packende Unterhaltung inszeniert.
Im Verlauf der iranischen Revolution 1979 wird Ende November des Jahres die amerikanische Botschaft in Teheran von den aufgebrachten Massen gestürmt, die US-Botschaftsangehörigen als Geiseln genommen. Doch sechs der rund 60 Amerikaner können beim Durcheinander entkommen und flüchten unerkannt in die kanadische Botschaft, wo sie vom dortigen Hausherrn versteckt werden. Doch als die Iraner merken, dass einige der Botschaftsangehörigen geflohen sein müssen, beginnt eine aufwendige Suche nach ihnen. Washington gerät dadurch unter Druck und erteilt der CIA den Auftrag, sie auf irgendeine Weise herauszuholen. Nach einigen abenteuerlichen Überlegungen setzt sich der junge Agent Tony Mendez mit der Idee durch, als angeblicher Produzent für einen Sience-Fiction-Fantasy-Film (Titel: „Argo“) in Teheran nach geeigneten Drehorten zu suchen – und dabei die sechs Amerikaner als kanadische Produktions-Crew ausser Landes zu schmuggeln . Nachdem Mendez in Hollywood sich durch einen (für die CIA tätigen) Maskenbildner und einen Produzenten die notwendigen Unterlagen für die Genehmigung im Iran zurechtbasteln liess, führt er seinen (nicht von allen CIA-Beamten und Politikern gebilligten) Plan aus – und es gelingt ihm tatsächlich, mit den sechs Amerikanern als (falschen) kanadischen Produzenten-Mitarbeitern per Linienflugzeug (zunächt nach Zürich) den Iran unbehelligt zu verlassen.
Aus Rücksicht auf die anderen, erst später in Teheran freigelassenen US-Geiseln, wurden die Akten über diese Aktion der CIA erst 1997 frei gegeben, was erklärt, dass diese „wahre Geschichte“, die als fiktives Kino-Drehbuch unglaubwürdig erschienen wäre, erst jetzt als packender Polit-Thriller in die Kinos kommt.
Regisseur Ben Affleck, der sowohl am Drehbuch mitgeschrieben hat wie auch die Hauptrolle des CIA-Agenten Mendez spielt, wechselt auf raffinierte Weise zwischen den drei Haupt-Schauplätzen des Geschehens: Washington, Hollywood und Teheran. In der amerikanischen Hauptstadt agieren 
– hektisch und verdeckt -  unsichere Politiker und ehrgeizige Beamte in kalt-gläsernen Büros, in Hollywood ersinnen zwei abgebrühte Business-Oldtimer eine Schein-Firma für den falschen „Argo“-Film (und sorgen nebenbei für allerlei satirische Seitenhiebe aufs Kino-Geschäft) und in Teheran toben die Massen und bespitzeln finstere Militär-Funktionäre die angebliche kanadische Filmcrew quer durch die Stadt. Hier, im letzten Drittel, wird der Film (entgegen den historischen Details) zur reinen, spannenden Verfolgungsjagd durch den städtischen Massenverkehr, die diversen Flughafen-Kontrollen bis in die Maschine hinein:  tempogeladener, aufreizender Nervenkitzel pur.
Die Politik bleibt – nach kurzer historischer Einführung zu Beginn -  Hintergrund und die Ereignisse  werden ausschliesslich aus amerikanischem Blickwinkel gesehen,  leicht patriotisch angehaucht.
Die Iraner verharren in der Rolle des bösen Feindes, jedoch ohne menschlich abwertende Verzerrung.
Gute Schauspieler, eine hervorragende Kamera, eine sorgfältig-historische Ausstattung (1980!) und eine kluge Regie, die vorzüglich die Balance zwischen politischer Vorlage, selbstironischem Kino-Blick und hochspannender ‚action‘ hält,  machen aus der (zum Schein) falschen „Argo“- Film-Vorlage  einen emotionsgeladenen, brisanten, echten Thriller.
Der Haupt-Preis bei der „Golden Globe 2013“-Verleihung und zwei Oscar-Nominierungen sind der schöne Erfolg.

Poster/Verleih: Warner Brothers

Deutschland-Premiere war am 8.Nov.2012,   der Film ist noch in einigen berliner Kinos in Einzelvorstellungen zu sehen

Rindvieh, Palmen, Diktatoren: Kurt Weill’s ‚Der Kuhhandel‘ in der Komischen Oper Berlin***

19. Januar 2013TheaterkritikenNo Comments

Im März 1933 flüchtete der damals schon weltberühmte Komponist Kurt Weill, geboren 1900 in Dessau, vor den Nazis nach Paris. Dort entstand kurz darauf eine zweiaktige Operette, betitelt: „Der Kuhhandel“, die aber erst in einer englichen Umarbeitung 1935 im Londoner Savoy-Theater uraufgeführt wurde. Da übersiedelte Weill schon an den Broadway, für den er dann erfolgreich zahlreiche Musicals schrieb. Der „Kuhhandel“ geriet in Vergessenheit und erlebte seine deutsche Aufführung deshalb erst sehr spät (in einer revidierten Fassung): 1994 im sächsischen Theater Bautzen.
Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper, darf sich als ehrenwerten Verdienst anrechnen, dieses fast unbekannte Werk im Rahmen einer Kurt-Weill-Woche seines Hauses erstmals in Berlin vorzustellen – wenn auch nur in konzertanter Form. Das Orchester nimmt auf der weiss ausstaffierten Bühne Platz, dahinter der Chor, davor die Solisten samt Notenpult. Sie tragen Smoking oder Cocktail-Kleid, entsprechend dem Handlungsverlauf garniert mit kecken, kleinen Hütchen oder bunten Schärpen.
Erzählt wird die turbulente Geschichte zweier Karibik-Staaten, die sich mit Waffen aufrüsten, deshalb über ihre Verhältnisse leben und darum zusätzliche Steuern dem Volk aufdrücken. Darunter leidet in diesem Fall ein einfaches Liebespaar aus dem Volk, Juan und Juanita, deren Reichtum (und Lebensunterhalt) in einer Kuh besteht, die nun ausgerechnet am Hochzeitstag gepfändet wird. Um eine neue Kuh erwerben zu können, verdingt sich Juan als Hafenarbeiter, geht Juanita ins Bordell – und am bitter-lustigen Ende erklärt der Kriegsminister sich zum angeblich vom Volk gewählten Diktator, auch wenn er dafür eine Backepfeife vom empörten Juan einstecken muss. Ende gut, Alles gut ?
Weill hat für diese krud-verwickelte Polit-Satire (Libretto: Robert Vambery, ein Emigrant ungarischer Herkunft und ehemals Dramaturg am Theater am Schiffbauerdamm) eine eingängige Musik erdacht, die die Berliner ‚Dreigroschen‘-Zeit mit Wiener Blut und Pariser Leben mischt und zugleich die angelsächsiche ‚musical comedy‘ ahnen lässt. Walzer trifft auf Tango, lakonische Songs auf opulente Opern-Finali. Wenn auch kein Super-Hit dabei heraussprang – rhythmisch vital, melancholisch oder süffig ist Weillsche Musik in ihrem leicht erkennbaren, sehr persönlichen Stil allemal. Wenn da nur nicht das banale Textbuch mit seiner verwirrenden Story wäre…
Die Komische Oper hat das Beste daraus gemacht: eine Nummern-Revue, die von einem agilen Moderator zusammengehalten wird. Der Schauspieler Max Hopp erzählt nicht nur die Handlung, sondern kommentiert mit launigen Bemerkungen das undurchsichtige Geschehen, die Auftritte der Sänger und des Dirigenten ( „Bitte, ein Applauss für…“) und rollt sogar ein prächtig ausgestopftes Rindvieh an die Rampe.
Das Orchester spielt etwas brav (Leitung: der  mit-wippende Dessauer Generalmusikdirektor Antony Hermus) , doch die Sänger singen und mimen mit ansteckendem Engagement – allen voran Vincent Wolfsteiner als tenor-gestählter Juan, Ina Kringelborn als liebreizend blonde Juanita und Daniel Schmutzhard in der Maske des kriegslüsternen Möchtegern-Diktator. Publikums-Liebling aber ist Max Hopp, der als moderierender Waffen-Lobbyist äussert agil und mit aalglatter Eleganz den verzwickten Kuh- und Waffenhandel zu seinem freundlich beklatschen Schein-‚Happy End‘ treibt.
Ein wenig Scherz, ein bisschen Satire und Ironie, aber kaum tiefere Bedeutung. Weill’s parodistische Operette dürfte  – der hübschen Präsentation der Komischen Oper zum Trotz  – sich auch in Zukunft kaum als einträgliches Handelsobjekt erweisen.

nächste Vorstellung:22.Januar 2013

Schriller Western, schwarze Helden: ‚Django Unchained‘ von Quentin Tarantino***

18. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Der Schauplatz: die Südstaaten der USA, einige Jahre vor dem Bürgerkrieg. Der deutschstämmige Dentist Dr.King Schultz (oscar-nominiert: Christoph Waltz) ist Kopfgeldjäger geworden und kauft sich als Gehilfen den schwarzen Sklaven Django (aufrecht: Jamie Foxx), da dieser einige der gesuchten Banditen identifizieren kann. Mit flotten Sprüchen und flinken Pistolen ziehen sie – erfolgreich – durch putzige Texas-Städtchen und über verschneite Bergefelder: ein schlagfertiger Quaksalber und ein schwarzer Cowboy auf hohem Ross. Nicht nur überhebliche Kneipiers und selbstsichere Sheriffs, auch rassistische Rancher und der etwas dämliche Ku-Klux-Klan ziehen den Kürzeren gegenüber dem seltsamen Paar, das blitzschnell mit ironischen Worten und flinken Kugeln agiert. Virtuos, witzig und anspielungsreich auf das traditionelle, italo-amerikanische Western-Genre inszeniert Quentin Tarantino die erste Hälfte seines überlangen, neuen Films – mit lässigen Darstellern, anspielungsreichen Gags und prachtvollen Landschafts-Panoramen.
Darauf folgt ein breit ausgespielter, zweiter Teil, der schildert wie Django seine Frau Brünnhilde (!), zu befreien versucht, die als Sklavin auf eine grosse Baumwoll-Plantage in Mississippi verkauft wurde. Dr.Schultz und er haben sich dafür den Plan ausgedacht, den ebenso reichen wie bösartigen Plantagen-Besitzer (schön fies: Leonardo DiCaprio) unter dem Vorwand eines für ihn überaus vorteilhaften Geschäftes zu besuchen. Und dabei die für das arrogant-versnobte Ekelpaket „uninteressante“ Brünnhilde ganz nebenbei ‚mitgehen‘ zu lassen. Doch dank der Aufmerksamkeit des schwarzen Buttlers (grandios-bösartig: Samuel L.Jackson) platzt der Plan und ein zweifacher Show-Down präsentiert sich daraufhin kunstvoll als ausgedehnete, blutige Schlächterei, der – natürlich – nur Django und seine Brünnhilde glücklich entkommen.
Trotz der der raffinierten filmischen Umsetzung, des virtuosen Einsatzes der Kamera, des Schnitts und der ausgetüfftelten Spezial-Tricks in den Kampfszenen, wirkt dieser zweite Teil des Film langatmig und vordergründig, gleichsam wie ein zweiter, schwächerer Aufguss der „Inglourious Basterds“: beide Mal beherrschen riesig-lohdernde Flammen-Brände die Leinwand – dort das Pariser Kino voller Nazis, hier das Südstaaten Herrenhaus mit seinen grosskapitalistischen Sklavenhaltern.
Entwickelte jedoch die historisch-unkorrekte Höllenfahrt Hitler einen unerwartet furiosen, politisch-satirischen Biss, bietet der schwarze Western-Held als tapferer Kämpfer gegen Sklaverei und Rassismus kaum tiefere Erkenntnis. Was bleibt ist ein cineastisch effektvolles, aber harmloses Spektakel: „Vom Winde verweht“ – sozusagen elegant auf den Kopf gestellt!

Poster/Verleiher:Sony

zuz sehen: Babylon Kreuzberg (OmU); CinemaX Potsdamer Platz (OmU u. dt.Fassung); Filmtheater am Friedrichshain (OmU); Hackesche Höfe Kino(OmU); International (OmU); Odeon (OmU); Neukölln Arcaden; Cineplex Spandau; Titania Palast Steglitz; Kulturbrauerei; Passage Neukölln; Colosseum; Cinestar Eastgate u.a.

Familien-Chaos mit Happy End: ‚Silver Linings‘ von David O’Russell****

15. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Patrick, kurz Pat gerufen,  junger Lehrer in einem Vorort von Philadelphia,  ist ausgerastet, als er seine Frau Nikki mit einem Liebhaber erwischte und diesen halbtot schlug. Jetzt sitzt er wegen „bipolarer Störung“ in einer psychiatrischen Klinik, Haus und Beruf sind weg und Nikki hat ihm gerichtlich verbieten lassen, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Der Film beginnt als seine stoisch-gutmütige Mutter ihn nach acht Monaten aus der Anstalt abholt, und er sein altes Jugendzimmer im Oberstock des bieder-hübschen Reihen-Häuschen seiner Eltern beziehen muss. Entsprechend der Therapie will er sich wieder in sein altes, etwas enges Mittelklassen-Milieu einfügen, nimmt Beziehungen zu alten Freunden und Nachbarn auf – allerding auf recht nervende Weise.  Vor allem aber versucht er trotz des Verbotes,  den Kontakt mit Nikki – zunächst durch Briefe -  wieder aufzunehmen. Dabei bedient er sich einer Bekannten seiner Ex, der arbeitslos gewordenen Tiffany, die ihrerseits – nach dem Tod ihres Mannes -. ebenfalls unter psychischen Schwierigkeiten leidet : eine turbulente Screwball-Comedy unter leicht ‚Verrückten‘ beginnt, zumal auch die dazugehörigen Familien-Mitglieder und Freunde sich als recht exzentrisch erweisen  – wobei Pat’s Vater als wild spekulierender Buchmacher mit Stadionverbot (bei den favorisierten ‚Philadelphia Eagles‘) den Vogel abschiesst.
Doch wie der Filmtitel verheisst: nach dem Motto ‚every cloud has its silver lining‘ (jedes Unglück hat auch sein Gutes) findet das Aussenseiter-Paar Pat und Tiffany  – nach einem halbwegs erfolgreichen Tanz-Wettbewerb -  zu neuem Glück und so endet das temperamentvolle Familien-Chaos  in einem fröhlich-gemeinsamen Happy End.
Der Regisseur David O’Russell, der sich auch die witzig-untergründigen Dialoge einfallen liess, entwickelt aus einem zunächst sehr agressiven Psycho-Drama mit sozial-kritischen Akkzenten ganz langsam, aber recht effektvoll eine leichte, konventionell-elegante „Romantische Komödie“.
Für den deutschen Geschmack ist einen solche Mischung meist irritierend. In Amerika jedoch zählt in erster Linie das ‚well made movie‘, der gut gemachten Unterhaltungs-Film, in dem Kritisches und Kitschiges sich nicht nur durchaus vertragen, sondern sogar prächtig ergänzen können.
Zumal wenn ein so exzellentes Schauspieler-Ensemble wie hier zu Verfügung steht und mit komödiantischer Lust sich die jeweiligen Rollen aneignet.
Bradley Cooper verkörpert mit schickem Dreitagebart den erst agressiv-ausflippenden und später den naiv-verliebten Pat, Jennifer Lawrence ist seine Gegenspielerin Tiffany – kratzbürstenhaft, verletzlich-zart und tanzwütig -,  Robert De Niro spielt in Hochform den aufbrausenden Vater als kläglichen Vertreter der weissen, amerikanischen, unteren Mittelschicht und Jacki Weaver ist auf köstliche Art die ständig besorgte Mutter und Ehefrau.
Ein teils böser, teils ironischer, teils versöhnlicher Blick auf eine Gesellschaft im Umbruch – ohne die unterhaltenden Konventionen Hollywoods zu missachten. Kein Wunder, dass die zahlreich erfolgten Golden-Globe- und Oscar-Nominierungen für Silber-Streifen, sprich: Hoffnungen,  am (Film)-Horizont sorgen.

Foto: Senator Film

zu sehen: CineStar Sony Center(OV); Babylon Kreuzberg(OmU); Filmtheater am Friedrichshain(OmU); Rollberg(OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Titania Palast Steglitz; Cubix Alexanderplatz; CineStar Tegel; Kino Kulturbrauerei; Passage Neukölln; Colosseum

Starke Charaktere, schwache Story: ‚Der Geschmack von Rost und Knochen‘ von Jacques Audiard***

12. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Der arbeitslose Ali fährt mit seinem kleinen Sohn Sam von Nordfrankreich an die Cote d’Azur. Im Zug klauben sie sich die von Fahrgästen übriggelassenen Reste zum Essen zusammen. Unterkunft finden der junge Vater und sein Sohn im Ferienparadis Antibes, wo seine Schwester mit ihrem Ehemann in bescheidenen Verhältnissen lebt und als Kassiererin in einem Supermarkt arbeitet. Ali verdingt sich zunächt als Türsteher in einer Disco, dann als Security-Wachmann. Durch Zufall lernt er Stephanie kennen, eine Trainerin von Okrawalen, die – kurz darauf – bei einem Unglück in der Tier-Show beide Beine (bis zum Oberschenkel) verliert. Ali hilft ihr – etwas unsensibel, aber spontan und offen – bei der Wiedereingliederung ins Leben: führt sie auf der Prommenade aus, trägt sie unter den Blicken der erstaunten Badegäste zum Schwimmen ins Meer, bietet auch – direkt und ohne Hintergedanken – ihr sexuelle Wiederbelebung an. Eine ganz unsentimentale Liebesgeschichte entwickelt sich – Alis oft ruppigem Verhalten zum Trotz. Gleichzeitig verdient Ali einiges Geld durch Mitwirkung bei nicht ganz legalen, aber gut bezahlten Ringkämpfen unter offensichtlich arabisch-stämmigen Machos. Er lässt sich damit zum Boxer ausbilden und baut mit einem zwielichtigen Kumpel ganz naiv Überwachungskameras im Supermarkt ein, um die Angestellter der Firma zu bespitzeln. Eines der ersten Opfer wird seine Schwester, die gelegentlich Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen waren, mit nach Hause nahm – ihre fristlose Entlassung folgt prompt. Sie wirft daraufhin ihren Bruder aus der gemeinsamen Wohnung und Ali kehrt mit dem kleinen Sohn in den Norden zurück. Bei einem winterlichen Ausflug bricht das Kind auf einem zugefrorenen See ein, mit blossen Fäuste gelingt es jedoch Ali, das Kind zu retten, doch die tiefen Handverletzungen machen seine weitere Box-Karriere fraglich. Die inzwischen auf Protesen laufende Stephanie kommt aus Antibes angereist, versöhnt sich mit Ali (der sie inzwischen mit anderen Frauen ‚betrogen‘ hat) – doch bleibt bei seinem unberechenbarem Charakter die Zukunft offen.
Diese grobe Nacherzählung zeigt, dass mehrere Geschichten und Motive, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, hier verknüpft werden sollen. Das geschieht zwar sehr geschickt mit raffinierten und einprägsamen, filmischen Bildern, vermag aber im Ergebnis die disparaten und nebeneinander herlaufenden Handlungsfäden nicht zusammenzuschweissen und inhaltlich zu einer geschlossenen, aber vielschichtigen Erzählung zu verdichten. Alles bleibt – durchaus packende – szenische Oberfläche, eine zweite oder tiefere Ebene öffnet sich nicht.
Seine Stärke beweist Regisseur Jacques Audiard dagegen in der klugen und differenzierten Schilderung der unterschiedlichen Charaktere. Etwa die durch den tragischen Unfall beinamputierten Stephanie, ihre Verzweiflung über ihre unverschuldete Lage und die trüben Zukunftsaussichten, am Rande der Gesellschaft leben zu müssen, sowie die ganz allmähliche Wiedergewinnung ihres Lebenswillens durch die Liebe zu Ali.  Oder der fast tumbe Kraftmensch Ali, rücksichtslos und gutherzig zugleich, brutal, selbstbezogen, aber voll tiefer, unbewusst seine Gefühlswelt bestimmender Zuneigung zu Stephanie oder seinem Sohn. Aber auch die Nebenfiguren gelingen dem Regisseur und den Schauspielern als einprägsame und überzeugende Porträts.
Gefilmt in einer gelungenen Mischung aus dokumentarischem Realismus, abstahierenden Bild-Sequenzen und poetischen Metaphern.
Ein Kino, das die physische Körperlichkeit der Darsteller als Ausdruck ihrer inneren Befindlichkeiten stark in den Mittelpunkt rückt – die verletzliche Schönheit der Marion Cotillard (Stephanie), die muskulöse Präsenz von Matthias Schoenaerts (Ali).
Ein Kino, dem es aber nicht gelingt seine verschiedenen Geschichten zu focusieren, und dadurch  – zumindest teilweise -  in die Nähe eines vorhersehbaren Betroffenheits-Dramas gerät.

Poster/ Verleih: Wild Bunch Germany

zu sehen: Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); Cinema Paris (dt.und OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Filmtheater am Freidrichshain; Neues Off; Kulturbrauerei.

Witzig tönender Stummfilm: ‚Die Zauberflöte‘ in der Komischen Oper Berlin****

5. Januar 2013TheaterkritikenNo Comments

Pamina im Bubikopf-Look, Papageno als Doppelgänger von Buster Keaton : Mozart’s humorvoll-idealistisches Märchen von der ‚Zauberflöte‘ als lustiges, manchmal auch doppelbödiges Animations- und Stummfilm-Spektakel.
Die Idee stammt von den beiden Engländern Suzanne Andrade und Paul Berritt, die unter dem ungewöhnlichen Namen „1927“ ein Show-Ensemble leiten, das Live-Auftritte virtuos mit Zeichentricks verbindet. Intendant und Regisseur Barrie Kosky hat nun (zusammen mit den beiden und der Kostüm- und Bühnenbildnerin Esther Bialas) diese verblüffende Methode erstmals bei einer Opern-Inszenierung angewendet : mit grossem Erfolg beim Berliner Publikum – bis März sind fast alle Vorstellungen ausverkauft.  Ob allerdings diese Art der szenischen Umsetzung auch bei anderen Opern als bei dieser neuen „Zauberflöte“ funktionieren könnte oder sollte, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Wenn sich nach der Ouvertüre der rote Samtvorhang hebt, steht Tamino im hellen Scheinwerferspott vor einer grossen, weissen Wand, die für den Zuschauer als solche kaum erkennbar ist, denn auf sie wird ein Film mit einem lustig gezeichneten, dunklen Tannen-Wald projeziert. Und schon kommt bedrohlich – ebenfalls gezeichnet – ein roter Drache dahergebraust, der den singenden Tamino zu verspeisen droht. Wenn da nicht  – ganz oben – plötzlich drei gestandene Damen in dicken Mänteln, Pelzkragen und Hüten der 20er Jahre-Stummfilmzeit auftauchten und – wiederum gezeichnet – glühend-rote Herzchen dem Prinzen zuwerfen. Daraufhin erscheint die ‚Königin der Nacht‘ : ein riesige Spinne mit langen spitzen Beinen, mit denen sie Tamino bedrohlich einzufangen versucht. Der Moor Monostratos trägt ein weiss geschinktes Gesicht und zügelt – wenn er Pamina live bedrängt – böse, schwarze (gezeichnete) Hunde an langer Leine. Sarastro zeigt sich als ein würdrvoller Herr mit hohem Zylinder und auf einem weissen Elephanten sitzend, Papagena ist ein Revue-Girl mit Federbusch auf dem Kopf und die bekannten drei Knaben fliegen als allerliebste Schmetterlinge durch diese Zauberflöten-Welt voller bunter Blumen und exotischen Tieren.
Die üblicherweise gesprochenen Rezitative sind durch graphisch hübsch gestaltete Zwischentitel ersetzt, begleitet von einem Hammerklavier, das die Töne erklingen lässt, als ob Mozart original für eine frühe Filmkomödie komponiert hätte.
Auch im Orchestergraben wird – der Bühnen-Show entsprechend – kraftvoll musiziert, etwas burschikos, weniger feinsinnig oder delikat. Die Sänger (wegen der Repertoire-Vorstellungen sind die meisten Rollen mehrfach besetzt) spielen mit offensichtlichem Spass an der (für sie ungewohnten) Sache, lassen die schwarz-umrandeten Augen rollen, die Arme expressiv recken und die Beine zappeln  – zusammen mit den zahllosen Bild-Einfällen entfaltet sich so eine komisch-ironische Performance, die aber auch einige, anrührende Ruhepunkte besitzt, zum Beispiel wenn Pamina (nach Taminos Verstummen) todestraurig ihre Qual und Angst besingt.
Kleiner Wermutstropfen der Inszenierung: das fulminante, optische Dauer-Feuerwerk drängt Mozarts Musik gelegentlich in eine zwar effektvolle, aber doch lediglich untermalende Funktion. Lyrische oder melancholische Töne werden zugunsten volkstümlich-komödiantischer Szenen und Arien in den Hintergrund gedrängt – was auch für die rein musikalischen Leistungen der Sänger gilt, nicht immer zu ihrem Vorteil.
Dennoch: eine einfallsreiche, intelligent-unterhaltende Opern-Revue – eine Zauberflöte mit ebenso viel burlesken wie charmanten Tönen.

Foto: Iko Freese/drama berlin.de/Komische Oper

Premiere war am 25.November 2012
nächste Vorstellungen: 25.Jan./ 7.Febr./ 3.,22.März/ 4.,9.,11.,16.Mai / 7.Juni/ 4.Juli 2013 (Achtung: teilweise ausverkauft)

Märchenhaft-schillernder Überlebenskampf. ‚Life of Pi‘ von Ang Lee****

3. Januar 2013FilmkritikenNo Comments

Die opulent-fantastische Verfilmung des Erfolgromans „Schiffbruch mit Tiger“ (2001) des kanadischen Autors Yann Martel.
Im indischen Pondicherry geht in den 1950er Jahren der zoologische Garten Pleite. Der Direktor beschliesst auszuwandern und schifft sich mit seiner Familie und einigen kostbaren Tieren nach Kanada ein. Sturm und Schiffbruch: nur der 17jährige Sohn Pi (der seinen Namen geschickt von der gleichlautenden, griechischen Zahl ableitet, obwohl er ursprünglich – in Erinnerung an einen exzentrischen Onkel – eine Abkürzung des französische Wortes ‚Piscine‘ (Schwimmbad) bedeutete) überlebt in einem Rettungsboot – unfreiwillig zusammen mit einem Zebra, einer Hyäne, einem Orang Utang und einem bengalische Tiger namens „Richard Parker“. Über 200 Tage verbringt Pi in der Einsamkeit des endlosen Meeres – nachdem Hyäne, Zebra und Orang Utang schon bald Opfer ihres eigenen Überlebensinstinkts werden. Pi bastelt sich ein kleines Beiboot-Floss und rettet sich so vor dem fauchenden Tiger, der einerseits sein Feind ist und bleibt, der aber andererseits zum Anreiz und Motiv für seinen Überlebenwillen wird.
Pi durchsteht so eine harte, aber fantastische Reise durch einen schier erhabenen Kosmos: mit sternenglänzenden Nachthimmeln, magisch leuchtenen Meeresfächen, wild springenden Walen, fliegenden Fischen und einer gefährlich-schillernden, von Tausenden von kleinen Erdhörnchen bevölkerten, schwimmenden Insel. Als er endlich total erschöpft an der mexikanischen Küste landet, verschwindet der Tiger im Urwald, Pi wird gerettet, aber niemand glaubt ihm seine
Geschichte.
Regisseur Ang Lee („Tiger and Dragon“, „Brokeback Montain“) ummantelt dieses grosse Abenteuer auf dem Ozean mit einer  – leider allzu breit ausgespielten – Rahmen-Handlung, die seine Kern-Anliegen verdeutlichen sollen: Probleme des Glaubens und des Erzählens.
Der erwachsene, mit Frau und Kindern heute in Kanada lebende Pi berichtet einem jungen Schriftsteller, der sich in einer Schreibblockade befindet und nach neuen Stoffen sucht, seine Lebensgeschichte – in filmischen Rückblenden.
Zunächst (in wunderbaren, leuchtenden Farben gedreht) seine Jugend in Indien, seine Suche nach dem Sinn des Lebens und einem wahren Glauben zwischen Hinduismus, Christentum und Islam. Dann den Schiffbruch mit Tiger, der etwa Zwei-Drittel des über zwei Stunden langen Films ausfüllt, – allein im Kosmos, unter weitem, mal klarem, mal stürmischem Himmel: welchen Sinn, welche Bedeutung hat hier der Glaube und ist er notwendig?
Im Epilog bietet der ewachsene Pi dem zunächst ungläubigen Schriftsteller eine zweite Variante der Geschichte vom Schiffbruch an (ohne Rückblende, nur berichtet), in welcher er mit seiner sanften Mutter und dem brutalen Schiffs-Koch (der zuvor alle Passagiere tyrannisierte)  im rettenden Beiboot landete. Welche Version ist nun Wahrheit,  welche Fiktion?  Will sagen: was ist Realität, was Film-Erzählung?
Vielleicht hat der Regisseur durch diese ausschweifenden Rahmenhandlungen seine gedanklichen Absichten allzu deutlich und vereinfachend in Szene gesetzt. Grandios dagegen ist die film-künstlerische Umsetzung von Pi’s Reise mit dem Tiger über den Ozean – Kamera, Schnitt, Ton sowie raffinierte, digital-technische Tricks vereinen sich zu virtuosen, fantastischen Bild-Sequenzen von selten gesehener Schönheit und filmischer Magie. Sicherlich wird bei der bevorstehenden Nominierung auch die Oscar-Jury dies bemerken.

Poster-Foto/Verleih: Fox Deutschland

Bitte beachten: Der Film wurde im 3D-Verfahren gedreht, ist aber in manchen Berliner Kinos im normalen 2D zu sehen:
CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe (OmU); Filmtheater am Friedrichshain (OmU); Odeon (OmU); Rollberg (OmU); International (OmU); Adria; Delphi; CinemaxX Potsdamer Platz; Cubix Alexanderplatz; CineStar Tegel; Kulturbrauerei; Spreehöfe; UCI Eastgate; Colosseum; Gropius-Passagen; Yorck; Cineplex Spandau; Filmpalast Treptower Park; Blauer Stern Pankow; Cineplex Neukölln Arcaden u.a.

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