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Monat: Mai 2013

Edles Trauer-Bild: ‚Le vin herbé (Der Zaubertrank)‘ in der Staatsoper im Schillertheater***

26. Mai 2013TheaterkritikenNo Comments

Der schweizer Komponist Frank Martin (1890 – 1974) schuf sein weltliches Oratorium „Le vin herbé“ in den Jahren 1938-1941 für einen Züricher Madrigalchor, der das Werk in einer Kirche konzertant aufführte, zumal sich Martin bis zu seinem Lebensende gegen jede szenische Darstellungen wehrte.
Den Text entnahm er einem (im Jahr 1900 erschienenen) erfolgreichen (Prosa-)Roman des französischen Mittelalter-Spezialisten Joseph Bédier, in dem dieser äusserst ausführlich die Geschichte von Tristan und Isolde nach-erzählt. Martin wählte drei Kapitel daraus aus:  Überfahrt und Zaubertrank – die Liebenden im Wald, ihre Entdeckung durch König Marke und ihre Trennung – Tristans Heirat mit Isolde Weisshand, seine Verwundung, Isoldes Rückkehr und Tod.
12 Sänger, je 6 Frauen und 6 Männer-Stimmen, erzählen diese traurige Legende chorisch, die direkten Reden werden dabei auf einzelne Sänger verteilt, wobei der Sopran 2 immer die Rolle der Isolde, Tenor 2 durchgängig den Tristan-Part übernimmt. Begleitet werden sie von nur 7 Streich-Instrumenten und einem Klavier : eine zarte und transparente Unterstützung des Gesangsensembles, gelegentlich jedoch übernehmen einzelne Instrumente solistisch die Führung des musikalischen Flusses. Überwiegend deklamatorisch, kaum ariose Ausbrüche, eine sehr französisch timbrierte Musik in der Nachfolge zwischen Claude Debussy und der späteren Moderne, dabei immer tonal klingend, trotz einer formal strengen Reihen-Struktur.
Die vielbeschäftigte, britische Regisseurin Katie Mitchell, deren Markenzeichen der virtuose Umgang mit Live-Video auf der Bühne ist, hat diesmal ganz auf solche technische Möglichkeit verzichtet und inszeniert stattdessen ganz „konventionell“. Sie verlegt die Geschichte ins Jahr 1942, also in die Entstehungszeit des Werkes, und in ein vom Krieg gezeichnetes Frankreich: laut Ankündigung der Staatsoper im Internet (nicht im Programmbuch) führt „in einem von Allierten zerbombten Theater ein Ensemble von Laien- und Profi-Sängern das Oratorium in Gedenken an die 2.000 Toten der jüngsten Bombenangriffe auf.“
Von solchen Kriegsereignissen ist in der gut anderthalb-stündigen, pausenlosen Aufführung kaum etwas zu erkennen. Man sieht – nachdem ein zerschlissener Vorhang sich geöffnet hat -  einen bis auf die Brandmauer leeren Bühnen-Raum mit allerlei (Trödel-)Stühlen, Tischen oder Krankenbetten aus Eisenrohr, sowie die 12 Personen in den dunklen Wollmänteln, Filzhüten und Frisuren der 40er Jahre – ein düsteres Bild wie aus einem französischen „film noir“ jener Zeit.
Flackernde Öllämpchen werden an der Rampe postiert, eine Fackel leuchtet im Hintergrund. Rasch und umstandslos wird die Liebes-Geschichte vom Ensemble deklamiert, werden die einzelnen Szenen nachgespielt: dazu entledigen sich die jeweils solistisch agierenden Sänger ihrer Mäntel, arrangieren das Mobilar kurz um, deuten choreographisch-stilisiert ihr Handeln an, bevor sie sich wieder in den Chor zurück-gliedern.
Katie Mitchell und ihr Team entwerfen so ein fein gegliedertes, ästhetisch raffiniertes „Lebendes Bild“, schön und elegant – aber auch kühl und wenig berührend.
Das Sänger-Ensemble glänzt vor allem als makelloser Chor, auch in den solistischen Passagen singen sie vorzüglich. Doch sie können bei diesen Kurz-Auftritten ihren Figuren nur einen allgemeinen Umriss verleihen, lediglich die am Premierenabend als indisponiert entschuldigte Anna Prohaska vermag ihrer Isolde dank darstellerische Präsenz individuellere Züge geben.
Mit sicherer Hand und Gespür für die herbe Schönheit von Martin’s Musik leitet Franck Ollu die acht Instrumentalisten und zwölf Sänger dieser Aufführung – ein überzeugendes Staatsopern-Debüt des jungen französischen Dirigenten.
Ob dieses „weltliche Oratorium“ unbedingt einer szenischen Deutung bedarft, mag eine offene Frage bleiben. Katie Mitchells allzu edel arrangiertes Kriegs-Elends-Bild überzeugt eher in seiner professionellen Machart, denn als erhellende Szene des musikalischen Geschehens.

Foto: Hermann und Clärchen Baus/Staatsoper Berlin

nächste Vorstellungen: 29.Mai /01./ 07./ 09./ 13.Juni 2013

Star-Vehikel: ‚Lucrezia Borgia‘ – konzertant in der Deutschen Oper****

2. Mai 2013TheaterkritikenNo Comments

Die slowakische Koloratursängerin Edita Gruberovà ist ein musikalisches Phänomen: obwohl bereits im  ‚Rentenalter‘ vermag sie noch immer in den grossen Rollen der Bellini oder Donizetti-Opern aufzutreten und – wie auch jetzt wieder in Berlin – das Publikum zu Jubelstürmen hinzureissen.
Es ist ihre fabelhafte Gesangstechnik und ihre langjährige Bühnenerfahrung, die ihr ermöglichen, souverän Mittelpunkt und Beherrscherin des musikalischen Geschehens zu sein. Die Koloraturen blitzen und perlen, die Mittellage wird ausdrucksstark eingesetzt und in den grossen Ensembles überstrahlt ihre klare Stimme mühelos die verschiedenen Partner, Chor und Orchester. In diesem Sinn ist die Gruberovà ein Stimm-Wunder. Doch sind die Schattenseiten nicht mehr zu überhören: die Tiefe bleibt flach, die Höhen neigen im Forte zur Schärfe, die ursprüngliche Elastizität und Schönheit der Stimme sind brüchig – hier verlangt das menschliche Alter seinen Tribut , auch wenn die grossartige Technik ihrer Stimmführung weitgehend darüberhinweg zu täuschen vermag.
Noch beherrscht ihr Auftritt die Bühne, die diesmal in der Deutschen Oper zum Konzertsaal umfunktioniert ist: in der Mitte das Orchester, dahinter der Chor (wobei die Herren mehr zu singen haben als die Damen) und an der Rampe die Solisten.
Gaetano Donizettis selten gespielte „Lucrezia Borgia“ (1833 in Mailand uraufgeführt) basiert auf einem umgearbeiteten Schauerstück von Victor Hugo, in welchem der Herzog von Ferrara einen ihm unbekannten Sohn seiner zweiten Gemahlin Lucrezia Borgia umbringen lässt, weil er ihn fälschlicherweise für ihren Liebhaber hält. In dieser Fassung ist Lucrezia Borgia nicht die kalte Verführerin, sondern eine liebenden Mutter. Die Musik enthält zwar manch Formelhaftes oder Vorgestanztes, überrascht aber insgesamt durch zart-empfundene Melodien und temporeiche, mitreissende Ensembles.
Der Dirigent Andrjy Yurkevych (von Gruberovà als Gast mitgebracht) befeuert das Orchester und den vorzüglichen Chor der Deutschen Oper zu spannungsgeladenem Musizieren, nur gelegentlich lässt er die Lautstärke zu stark anschwellen und so die Solisten übertönen. Neben der die Aufführung dominierenden Gruberovà, die in einem rostroten Abendkleid mit Gold-Applikation auftritt, sind es zwei noch junge, aber schon zu internationalem Ruhm gekommene Männer die begeistern: der Slovake Pavol Breslik mit geschmeidigem, lyrisch timbriertem Tenor und der Italiener Alex Esposito, ein kerniger, eher hochgelagerter Bass, dessen tiefen Tönen noch ein bisschen die Fülle fehlt. Das Haus-Ensemble-Mitglied Jana Kurucovà kann als geläufiger Mezzosopran in einer kleineren Hosenrolle bestens mithalten.
Die italienischen Opern der Belcanto-Zeit sind überwiegend Stimmfeste: so auch diese „Lucrezia Borgia“ mit der immer noch erstaunlichen Edita Gruberovà – eine szenische Realisierung hat deshalb wohl keiner vermisst.

Foto:Deutsche Oper Berlin/Bernd Uhlig

Es gibt in dieser Spielzeit keine Aufführungen mehr

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