Rainer Allgaier

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Monat: Juni 2007

Jagd nach dem Killer: „Zodiac“ von David Fincher*****

27. Juni 2007FilmkritikenNo Comments

zodiac_scene_06.jpgEr nennt sich Zodiac und ist ein Killer, der Ende der 60er,Anfang der 70er Jahre eine Serie grausamer Morde in der Gegend um San Francisco begeht: junge Paare, Taxifahrer – ein Zusammenhang dieser Verbrechen laesst sich aber kaum erkennen. Mittels Briefen, verschluesselt in merkwuerdigen Code-Zeichen,meldet er sich bei verschiedenen lokalen Zeitungen, in denen er seine Taten teils „beweist“ und deutet, teils aber auch weitere Morde (u.a. an Schulkindern) ankuedigt. Die Veroeffentlichung dieser Schreiben sowie weitere Morde verbreiten Angst und Schrecken in ganz Kalifornien. Ploetzlich hoeren die Morde auf, auch Briefe tauchen nicht mehr auf. Doch die Jagd nach dem Killer geht weiter.Besonders bei einem Journalisten (Jack Gyllenhaal) wird die Suche zur Obsession, die ihn sogar Job und Familie kosten. Und am Ende laeuft er – wie auch die Polizei – in eine Sackgasse: er findet zwar viele und ueberzeugende Indizien fuer eine Identitaet des Moerders, aber keine gerichtlich verwertbaren Beweise.
David Fincher schildert diesen historischen Kriminalfall in kuehlen,sachlichen Bildern.Ohne ueberfluessige (Action-)Effekte, im Stil einer schnoerkellosen Reportage. Aus vielen,oft winzigen Szenen entsteht durch raffinierten Schnitt und strenges Timing ein Meisterwerk moderner, filmischer Erzaehlkunst. Finscher verzichtet auch auf den folkloristischen Hintergrund des San Francisco‘ der Hippie-Zeit und laesst das duestere Geschehen stattdessen im trueben Hafen- und Gewerbegebiet oder in unscheinbaren Wohngegenden spielen. Auch inszeniert Fincher keine schlichte, gradlinige Moerderjagd.Vielmehr zeigt er den doppelten Boden der Geschichte, die Fragwuerdigkeit und den moralischen Preis solcher Suche nach Wahrheit. Zwielicht faellt – aus unterschiedlichen Gruenden – auf Jaeger und Gejagte.
Die Darsteller passen sich hervorragend ein: ohne Maetzchen zeichnen sie in Wort und Geste ihre Figuren:  knappe, aber plastische Characktere.
Trotz einer Laenge des Films von fast 3 Stunden bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten – die vielschichtige Spurensuche nach einem raetselhaften Killer. Oder:
Zeitgenoessisches Kino der Sonderklasse in bester amerikanischer Tradition.

Zwischen Kalkutta und New York: „The Namesaker“ von Mira Nair****

22. Juni 2007FilmkritikenNo Comments

thenamesake-poster1.jpgIm Jahr 1977 geht Ashoke, ein junger Wissenschaftler aus Kalkutta, mit seiner gerade angetrauten Frau Ashima nach New York. Bescheiden sind die Anfaenge, besonders der jungen Frau faellt es schwer, sich dem amerikanischen Lebensstil anzupassen. Doch man arrangiert sich,die oekonomischen Verhaeltnisse bessern sich, zwei Kinder sorgen fuer ein glueckliches Familiendasein. Ashima aber bleibt ihren indischen Wurzeln verbunden, waehrend die Kinder sich als waschechte Amerikaner fuehlen, bis bei einem Besuch des Taj Mahal auch ihnen ihre kulturelle Herkunft bewusst wird.

In wunderbaren Bildern und in ruhigem Rhythmus erzaehlt Mira Nair diese Familiengeschichte ueber den Zeitraum von 30 Jahren. Das pulsierend-chaotische Kalkutta kontrastiert mit dem kuehlen,hektischen New York;die indische trifft auf die amerikanische Lebensweise und- philosphie. Es geht um den Begriff Heimat, um Bewahren der eigenen Kultur und der notwendigen Anpassung an reale Verhaeltnisse.
Nach der Abnabelung der Kinder, die ihre eigene Lebenswege gehen, und dem Herztod des Mannes, entschliesst sich Ashima sechs Monate des Jahres in Indien, die andere Haelfte der Zeit in den USA, wo ihre Kinder und ihre Freund leben, zu verbringen.

Ein epischer, farbenpraechtiger Bilderbogen ueber Unterschied und Gleichklang der Kulturen,ein wenig weitschweifig vielleicht und von konventionellem Zuschnitt, aber auch voll anruehrender Menschlichkeit und uebrhaucht von sanfter Melancholie.

Foto: Fox

Zwischen Seilen und Faeden: Wagner’s „Der fliegende Hollaender“ in Neustrelitz ****

18. Juni 2007TheaterkritikenNo Comments

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Eine ungewohnte, neue Sicht auf Richard Wagners populaere Oper bietet die Choreographin Arila Siegert in einer begeistert gefeierten Neuinszenierung in Neustrelitz. Aus der romantischen Ballade Wagners filtert sie ein abstaktes, bildmaechtiges Drama – die Geschichte eines Ausgestossenen, eine Fluechtlings, die auch heute noch aktuell erscheint.

Seile und Balken beherrschen die bis auf die Brandmauer aufgerissene Buehne. Im magischen
Blau des Raumes leuchten goldgelb die Fenster eines winzigen Haeuschens. Drei Nornen spinnen den Mythos fort: wie eine – durch ihre kleinbuergerliche Umgebung frustrierte – junge Frau im fremden Hollaender die Moeglichkeit erblickt,auszubrechen, und wie sie am Schluss nicht im Selbstmord endet, sondern mit ihm in eine ungewisse Zukunft fortzieht. Dieses in sich stimmige Konzept vermittelt die Regisseurin in halb expressionistischen, halb symbolgeladenen Bildern und Bewegungs-Arrangements (Buehne:Hans-Dieter Schaal). Am eindrucksvollsten in den Chorszenen: Die Spinnerinen hangeln sich an einem dicken Seil entlang,fesseln oder werden gefesselt, die Matrosen tanzen oder klettern in roten Nebelschwaden – wild bis zum Exzess.
Die Fuehrung der Solisten ist klar und schnoerkellos, verdeutlicht ganz direkt die jeweiligen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander.
Die musikalische Leitung (Stefan Malzew) und das gut disponierte Orchester unterstuetzen die Regie vorzueglich. Die Saenger ueberzeugen vorwiegend als Darsteller, Michael Junge als glatzkoepfig-rauher Hollaender, Larysa Molnarova als sanfte,aber willenstarke Senta – stimmlich haben sie jedoch mit einigen Problemen zu kaempfen.
Insgesamt eine effektvolle und kluge – ins Heute zielende – Deutung von Wagner hochromatischer Oper.

Foto:Mecklenburgisches Landes-Theater Neustrelitz

Chaos im Adlon: „Ausser Kontrolle“ im Theater am Ku-damm

18. Juni 2007TheaterkritikenNo Comments

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Ein Minister aus dem Kabinett von Angela Merkel arrangiert ein Schaeferstuendchen mit der (verheirateten) Sekretaerin der Oppositions-Fraktion im Nobelhotel am Brandenburger Tor. Doch neben Austern und Champagner taucht ploetzlich eine Leiche auf. Der etwas trottelige Sekretaer des Ministers wird herbeigerufen, um die Angelegenheit schnell und geraeuschlos zu bereinigen
– doch die Ereignisse ueberstuerzen sich und die Katastrophen nehmen ueberhand.

Die engliche Klamotte von Ray Cooney aus den fruehen 90er Jahren loest beim Publikum im Theater am Ku-damm wahre Lachsalven aus und amuesiert auf nette Weise. Die Verwicklungen und Verwechslungen werden immer wilder, der Quatsch immer quaetscher und am Ende loesen sich alle erotischen Kapriolen im ironischen Happy-end.
Das alles ist weder neu,noch besonders originell, macht aber dank der fluessigen, wenn auch konventionellen Inszenierung von Juergen Woelffer und einem gut auf einander abgestimmten Ensemble (ohne Stars) viel Spass.
Ob allerdings die Uebertragung aus dem Londoner Milieu ins heutige Berlin sehr gluecklich war, kann man bezweifeln: schon die Ausstattung und das Personal des „Adlon“ werden in dieser Auffuehrung doch etwas unterschaetzt. Auch der „running gag“ mit dem staendig herunterkrachenden Fenster duerfte so an diesem Ort kaum moeglich sein.
Trotzdem: es darf gelacht werden.

Vergiftetes Maerchen: Mozart’s „La clemenza di Tito“ in der Staatsoper **

11. Juni 2007TheaterkritikenNo Comments

mozart.jpg

Eine fast kahle Buehne, mit gruener Oelfarbe bemalte Waende, gelegentlich hebt oder senkt sich ein stumpf-glaenzender dunkler Vorhang vor dem leeren Hintergrund. Beim Brand des Kapitols zuengeln davor kleine, niedliche Flaemmchen. Der roemische Kaiser Titus, seine Freunde und Gegenspieler sind kostuemiert wie deutsche Maerchenfiguren des 19.Jahrhunderts. In Wams, Pluderhosen und Samtschleppe ueberqueren sie die Buehne mit schnellen Schritten und manirierten Gesten.

 Ein Regie-Konzept (Inszenierung,Buehenbild und Kostueme:Nigel Lowery) ist nur schwer zu erkennen – am Schluss steht Titus in scharzer Kniebundhose wie versteinert an der Rampe, waehrend die uebrigen Personen einschliesslich des Chores (gekleidet wie Arbeiter und Kleinbuerger der 40er Jahre) sich in den Hintergrund zurueckziehen: Kritik am Absoltismus ?

So fade und unattraktiv die Szene, so effektvoll die musikalische Seite des Abends. Im Mittelpunkt stand der internationale neue Mezzo-Staraus Lettland Elina Garanca in der Hosenrolle des Sextus. Was sie noch an psychologischer Raffinesse vermissen liess, ersetzte sie aber voll durch jugendliches Feuer und strahlende Stimmkraft. Melanie Diener (Vitellia) bestach als virtuos-perlende, boese Maerchen-Koenigin.Roberto Sacca (Titus), Katharina Kammerloher(Annius), Sylvia Schwartz (Servilia) und Andreas Bauer (Publius) ergaenzten das gut ausgewogene Ensemble. Der junge Philippe Jordan dirigierte die gross besetzte Staatskapelle: Mozart nach altvaeterlicher,romantischer Art mit breiten Tempi – an Nikolaus Harnoncourt oder Rene Jacobs darf man da nicht denken.

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