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Monat: März 2018

Theater- und Film-Notizen: März 2018

25. März 201825. Juni 2018Theaterkritiken

Zähes Vergnügen: „Blaubart“ in der Komischen Oper Berlin***

blaubart 0381 ikofreese drama berlin.deStark erweiterte Neufassung der Operette „Blaubart“ von Jaques Offenbach (UA:1866) in deutscher Sprache durch den Dirigenten Clemens Flick, den Dramaturgen Alexander Meier-Dörzenbach und den Regisseur Stefan Herheim.

Die Geschichte vom Weiber-Helden und Mörder Blaubart, von der handfesten Bäurin Boulette (seiner 6.Frau) und der Schäferin Fleurette, die als angebliche Tochter Hermia des leicht irren Königs Bobèche zu seiner resoluten 7.Gattin avanciert, wird umrahmt von der „ewigen“ Auseinandersetzung zwischen dem kleinwüchsigen Cupido und dem großen Gevatter Tod. Zu Beginn und am Ende des Abends ziehen sie diskutierend über die Liebe mit einem Karren über die leere Bühne, einem riesigen Wagen, der sich alsbald in eine hübsch (mit Blumen und Skeletten) dekorierte Theaterbühne verwandelt. Und beide mischen sich im Laufe des Stücks sich immer wieder mal in die gerade ablaufende Handlung ein, etwa im zweiten Akt, der am Hof des Königs Bobèche spielt, einem „Forum“ im neu errichteten, alten Schloß mit Kuppel und Kreuz !!  Auch musikalisch wird dieser neue „Blaubart“ um viele Musik-Nummer erweitert, teils aus anderen Offenbach-Werken, teils im passenden Stil nachkomponiert.

Es wird nicht gespart an szenischen und musikalischen Einfällen und Anspielungen aller Art, bunten Lichteffekten, üppigen Kostümen und flotten Tanzeinlagen. Blaubart reitet auf einem weißen Pferd ein, das sich plötzlich in zweit Hälften teilt, Bobèche spielt mit einer Weltenkugel, der böse Alchimist duelliert auf groteske Weise sich mit dem verliebten Schäfer und immer wieder fallen alle Personen über- oder untereinander umher – und dann wird der Abend zur überdrehten Klamotte. Sänger und Chor mimen heftig mit, vermögen jedoch bei dem ständigen szenischen Trubel, der sie zum Chargieren zwingt, nur wenig individuelles Profil gewinnen (auch stimmlich nicht).: Wolgang Ablinger-Sperrhacke mimt den verschmitzter Blaubart, Peter Renz den kahlköpfiger König Bobèche und Tom Erik Lie ist ein listiger Giftmischer. Beeindruckend in ihrer Präsenz dagegen die beine Rahmen-Figuren: Rüdiger Frank als beweglicher Cupido und Wolfgang Häntsch als komisch-bedrohlicher Gevatter Tod.

Das Publikum spendet nach über drei Stunden freundlichen Beifall.

(P.S. Vor einem halben Jahrhundert schuf Walter Felsenstein mit „Blaubart“ eine seiner legendären Inszenierungen und bestätigte damit den internationalem Ruhm der Komischen Oper.. Dies sollte – für kritische Betrachter – bedacht werden, auch wenn Vergleiche oft ungerecht sind und „hinken“!)

Foto: Iko Freese/drama-berlin.de / Komische Oper Berlin

Premiere: 23.3.2018, weitere Vorstellungen: 24.3./ 31.3./ 22.4./ 27.4.2018

Zuckerguß auf Trocken-Brot: „Das Wunder der Heliane“ in der Deutschen Oper Berlin****

23. März 201825. Juni 2018Theaterkritiken

HelianeEin Fremder (Tenor) versucht in einem diktatorischen Reich für ein freiheitliches Leben zu werben. Dafür wird er vom Herrscher (Bassbariton)  zum Tode verurteilt. In der Nacht vor der Hinrichtung besucht ihn heimlich die Frau des Herrschers, Heliane (Sopran). Eine zarte Beziehung entsteht zwischen ihnen, als deren Höhepunkt Heliane sich dem Fremden nackt zeigt. Der unerwartet eintretende Herrscher stellt Heliane nun ebenfalls vor das Gericht. Um sie vermeintlich zu retten, bringt der Fremde sich im Gerichtssaal um. Doch das eindringende und dem Herrscher ergebene Volk verlangt, daß Heliane den toten Fremden mit ihrer Zauberkraft wieder erweckt. Obwohl sie selbst daran zweifelt, gelingt es: der Fremde erhebt sich von seiner Bahre. Doch der eifersüchtige Herrscher ersticht nun Heliane, aber auch sie kehrt wunderbarerweise ins Leben zurück und schreitet mit dem Fremden einem Happy End entgegen…

.Dieses krude Libretto aus Tiefenpsychologie, Freiheits-Pathos und Glaubens-Kitsch im Stil der 1920er-Jahre, wurde vom damals sehr populären Wiener Komponisten Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) mit einer ausladenden, vielfarbig-glühenden Musik umhüllt wird, eine üppige Partitur voll süffiger Melodien und dramatischen Ausbrüchen : effektvoll arrangierte Spätestromantik mit Sahnehäubchen.

Obwohl bei ihrer Uraufführung 1927 in Hamburg erfolgreich, vermochte sich die Oper kaum durchzusetzen, auch nach dem Ende des Nazi-Verbotes nicht – ganz im Gegensatz zur sehr viel besser gebauten „Toten Stadt“, dem deutschen Hauptwerk Korngolds, der in der 1930er und -40er Jahren als Schöpfer von Filmmusiken in Hollywood Triumphe feiern konnte („The Sea Hawk“ /“The Private Lives of Elizabeth and Essex“).

Erstmals nach 1945 präsentiert nun die Deutsche Oper dieses „Wunder der Heliane“ in Berlin – ein Experiment, das dank einer vorzüglichen Aufführung viel Beifall findet. Der Regisseur Christof Loy hat sich von Johannes Leiacker einen schlichten, holzgetäfelten Saal entwerfen lassen, in dem – mal in hellem Licht, mal im Halbdunkel – sich die mysteriösen Gerichtsverhandlungen abspielen. Loy zeichnet konventionell die Handlung nach, entwickelt die Charaktere präzise und phantasievoll. Besonders eindrucksvoll gelingt das quecksilbrig-wusselnde Eindringen des Volkes mit seinen agressiven oder beschwörenden Forderungen nach Tod und Rache: ein schöner und starker Kontrast zu den etwas länglichen Dialog-Szenen davor..

Doch auch Christof Loy könnte diese „Heilige“ Heliane nicht retten, würde der Amsterdamer Chefdirigent Marc Albrecht das um zahlreich „exotische“ Instrumente erweiterte Orchester der Deutschen Oper nicht zu so farbig-brillantem Spiel animieren. Auch der Chor klingt fabelhaft in seiner harmonischen Vielstimmigkeit (Einstudierung: Jeremy Bines). Getragen wir die Aufführung vorallem durch drei eindrucksvolle Gast-Sänger, die sich auch als überzeugende Schauspieler erweisen. Josef Wagner ist  – mit kernig dunkler Stimme – der alerte, männliche-diktatorische, von Eifersucht geplagte Herrscher im eleganten, dunklen Anzug, während der Amerikaner Brian Jagde dem idealistischen Fremden, der sich für Heliane opfert, mit helidisch gefärbtem Tenor klaren Umriß und festen Charakter.verleiht. Doch beherrschender Mittelpunkt ist Sara Jakubiak als Heliane: eine elegante Erscheinung, die sich in der Nacktszene ebenso selbstverständlich und natürlich bewwegt wie als kluge und selbstbeherrschte Ehefrau und angeklagte Königin. Ihre leuchtenden Sopran-Töne über dem schillernden Orchester-Teppich veredeln – unterstützt von den übrigen Sängern – die schwache, kitschnahe Story zumindst musikalisch zu einen  genußvoll–saftigen Opern-Abend.

Foto (S.Jakubiak/J.Wagner): Monika Rittershaus /Deutsche Oper Berlin

Premiere: 18.März 2018; weitere Vorstellungen: 22.3/ 30.3./ 1.4./ 6.4.2018

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