Rainer Allgaier

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Monat: Januar 2007

Tanz-Marathon: „Malakhov & Friends“ in der Deutschen Oper ****

31. Januar 2007TheaterkritikenNo Comments

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Gluecklich, wer solche Freunde hat. Zum 20jaehrigen Buehnenjubilaeum von Berlins Tanz-Star Vladimir Malakhov trafen sich Primaballerinen und deren Partner aus NewYork, Tokyo und Hamburg zur kuenstlerischen Gratulations-Tour: ein bunter Reigenaus klassischen umd neo-klassischen Pas-de-Deux‘.

Ein bisschen besitzt diese (allerdings geschickt gewaehlte) Abfolge den Charme eines Zirkus-Progamms: kuenstlerische und artistische Hochseil- Artistik vom Feinsten. Ob Schwanensee, Kameliendame,Romeo und Julia oder portugisische Folklore – Eleganz und Raffinesse in hoher Vollendung. Mittelpunkt des dreistuendigen Gala-Abends aber war ein Ballet in voller Laenge: Maurice Bejarts taenzerische Betrachtung „Cerait-ce la mort ?“ (1970) zu den Vier letzten Liedern von Richard Strauss. Ein Mann (Malakhov) blickt auf sein Leben in Gestalt seiner vier Geliebten zurueck, bis die strenge Todesbotin sich mit ihm in einem Kuss vereint. Mal heiter, mal melancholisch, in virtuos-verschlungenen Bewegungen und von Malakhov und seinen vier Berliner Ersten Solistinnen exzellent getanzt. Auch wenn Bejarts Choreographie gelegentlich gealtert scheint. Am Ende noch ein gefaelliges Solo mit Theatermaske fuer den Jubilar (zu feier- licher Haendel-Musik) und dann pompoeses Defilee aller Mitwirkenden: riesiger, verdienter Jubel im ausverkauften Haus.

Melodramatischer Reisser: „Adriana Lecouvreur“ in Neustrelitz ***

29. Januar 2007TheaterkritikenNo Comments

Erstaunlich: die Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea (1902) wird in Deutschland kaum gespielt, obwohl sie ein ueberaus effektvolles Werk voll spaetromantischer Melodamatik ist. Das bewies am Wochenende – zumindest musikalisch – eindrucksvoll das Landestheater Mecklenburg im Theater Neustrelitz.

Eine Love-Story mit toedlichem Ausgang. Adriana Lecouvreur, beruehmte Schauspielerin im Paris des Jahres 1730, kaempft mit der Fuerstin von Bouillon um den schoenen Grafen und Kriegsherrn Moritz von Sachsen. Die Intrigen auf und hinter dem Theater enden fuer Adriana toedlich: durch einen vergifteten Veilchen-Strauss. Cilea schrieb eine emotionsgeladene Musik voll italienischen Wohlklangs: zarte lyrische Arien wechseln mit dramatischen Ensemble-Szenen. Fuer die Hauptpartien standen treffliche Saenger zur Verfuegung (Larysa Molnarova, Nadjya Petrenko, Paul McNamara), ueberzeugend in Ausdruck und Gestaltung, aber auch das uebrige Ensemble sowie das Orchester unter der flexiblen Leitung von Stefan Malzew profilierten sich durch ansprechende musikalische Qualitaeten. Leider blieb die Inszenierung unbefriedigend. Aus dem Fundus schienen Austattung und Regie-Einfaelle zu stammen – ein krudes Stilgemix, das den ehe etwas undurch- schaubaren Handlungsablauf mehr verunklaerte und ueberfrachtete als verdeutlichte. Doch die Musik triumphiert: hoffentlicht macht diese Neustrelitzer „Adriana“ auch anderen Buehnen (in der Hauptstadt ?) Mut, dieses spannende Opern-Melodram wieder zu entdecken.

Triumph der Musik: Monteverdi-Projekt in der Staatsoper ***

20. Januar 2007TheaterkritikenNo Comments

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Ungewoehnlicher Anblick in der Staatsoper: ueber dem Orchestergraben tuermt sich eine steile, holzverkleidete Tribuene, deren schmale Etagen durch querlaufende Treppen verbunden sind. Darauf platzieren sich – wild durcheinandergewuerfelt – knapp 80 Instruemtalisten, Saenger und Komparsen.

Sie bilden gleichermassen eine endlose Reihe von der Tiefe des Grabens bis in den Buehnenhimmel. Alle tragen helle, sommerliche Freizeitkleidung. Und sie musizieren unter Rene Jacobs inspirierender Anleitung Monteverdis beruehmte „Marienvesper“ in prachtvoller Klang-Schoenheit. Verschnitten sind diese unterschiedlichen kirchlichen Gesaenge mit der (in diesem Fall zerhackten ) pantomimischen Kantate „Combattimeto di Tancredi e Clorinde“, in der der toedliche Kampf der beiden Liebenden auf einem Kreuzzug geschildert wird. Der Sinn dieser musikalischen Fassung bleibt dunkel und fragwuerdig. Ebenso wie die allmaehlich einsetzenden Bewegungen der Komparsen: sie laufen die Treppen auf und ab, setzen einem Saenger ein Huetchen auf oder nehmen einem andern die Brille ab. Am Schluss steigt eine dunkelhaeutige Schoene ganz langsam und ganz nackt bis in den Schnuerboden-Himmel. Hilflose Bewegungs-Ablaeufe (Regie:Luc Perceval), deren Bedeutung allenfalls im Programmbuch nachzulesen sind, die sich aber szenisch und theatralisch nie erschliessen. Was bleibt von diesem aufwendig-bunten Arrangement ? Ein opulentes und mitreissendes Monteverdi-Konzert.

Laues Lueftchen: „Totentanz“ im Berliner Ensemble **

19. Januar 2007TheaterkritikenNo Comments

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Ein runder Salon, kahle Schiebe-Waende, in der Mitte eine graue Sofa-Garnitur. So karg und zeitlos fuehrt Thomas Langhoff Strindbergs Ehe- Drama „Totentanz“ (1901)vor.

Dabei laesst er zunaechst die komischen Momente und farcenhaften Zuege dieses Geschlechter-Kampfes ausspielen. Und Dagmar Manzel (Alice), Dieter Mann (Edgar), Goetz Schubert (Kurt) zeigen was eine komoediantische Harke ist: bestes Boulevard-Theater. Doch spaetestens zur Halbzeit der knapp zweistuendigen Auffuehrung kommt dieser flotte Ehe-Zicken-Krieg an seine Grenzen. Strindberg fuehrt seine Personen in psychologische Abgruende, zeigt eine Hoelle aus Gemeinheit, Hass und Boesartigkeit und laesst keine Hoffnung, geschweige Erloesung aus dieser (un-)menschlichen Verdammnis zu. Aber solche Tiefen-Schichten, solch nihilistische Weltsicht beruehrt Langhoffs Inszenierung nie. Sie bleibt immer kurzweilig und unterhaltsam auf bekannten, gepflegten Theater-Pfaden. Kein existenzieller Orkan – nur ein huebsches Schau-Gewitter, so virtuell und harmlos wie der per Video eingespielte Meeres-Sturm.

Psycho-Thriller: „Das Groenholm-Syndrom“ in der Komoedie***

18. Januar 2007TheaterkritikenNo Comments

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Im modernen Konferenzraum eines internationalen Konzerns treffen vier Bewerber um einen Fuehrungs-Posten aufeinander: eine Dame, drei Herrn. Einer von ihnen soll ein verkappter Mitarbeiter der Personalabteilung sein. Wer von den vieren ist es ? Ein Katz-und Maus-Spiel beginnt.

Die vier Bewerber erhalten (schriftlich) verschiedene Aufgaben: unterschiedliche Rollenspiele (nach der sogenannten Groenholm-Methode) muessen durchgespielt werden. Aber wozu ? Und wer sagt dabei die Wahrheit ? Wer ist der Maulwurf ? Immer erregter werden die Beteiligten, immer hoeher schraubt sich die Psycho- Spirale, immer agressiver befetzen sich die vermeinlichen Konkurrenten – bis nach zwei Stunden wortreicher Schlammschlachten die verblueffende Wahrheit sich enthuellt. Folke Brabant hat diesen psychologischen Bewebungs-Kampf um einen Manager-Job temperamentvoll in Szene gesetzt und die vier Darsteller verkoerpern mit Bravour und hinterhaeltigem Witz ihre undurchsichtigen Rollen zwischen Echt und Falsch. Dass aber – besonders im 1.Teil – das Ganze etwas zaeh wirkt und die noetige Spannung gelegentlich verloren geht, liegt am Stueck. Zu deutlich laesst der Autor seine szenischen Einfaelle und dramaturgischen Strickmuster erkennen und ebenso die Muehe, die er sich gab, dies zu ueberspielen. Trotzdem: angenehme, wenn auch etwas synthetische Unterhaltung am Kurfuerstendamm.

Koenigliches Spiel: „The Queen“ von Stephen Frears****

14. Januar 2007FilmkritikenNo Comments

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Ausgezeichnet mit dem GOLDEN GLOBE 2007 fuer das Drehbuch (Peter Morgan) und die Haupt-Darstellerin (Helen Mirren).

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Der Film beginnt und endet mit einer Audienz-Szene bei der britischen Koenigin: zu Anfang ernennt die Monarchin den soeben gewaehlten, noch unsicheren Tony Blair zu ihrem Premierminister, in der Schussszene plaudern die beiden geloest nach ueberwundener Krise beim gemeinsamen Spaziergang durch den Buckingham-Garten.

Diese Krise ist der Unfall-Tod der Prinzessin Diana im August 1997 in Paris. Da Diana durch ihre Scheidung nicht mehr zur koeniglichen Familie zaehlt, betrachtet die Koenigin den Tod, Ueberfuehrung und Beerdigung ihrer ehemaligen Schwieger- tochter als Privat-Angelegenheit, mit der die Windsors nichts mehr zu tun haben. Also keine Statesments der koeniglichen Familie, kein Staatsbegraebnis. Doch das Volk reagiert anders, Diana wird zur tief betrauerten „Koenigin der Herzen“, die Anteilnahme an ihrem tragischen Schickal schlaegt weltweit hohe Wellen und niemand versteht das oeffentliche Schweigen der Royals. Die Institution Monarchie scheint in eine Krise zu geraten. Hier nun greift der noch jugendliche Tony Blair ein und der Film schildert in klaren, schnoerkellosen Bildern wie der Premier seine Monarchin ueberredet, ihre Einstellung zu ueberdenken und den politischen Gegebennheiten Genuege zu leisten: die Monarchin als Beschuetzerin ihres Volkes. Dass diese Doku-Drama jedoch so spannend und mitreissend wird, verdankt der Film der grossartigen Darstellung der Koenigin durch Helen Mirren. Sie besitzt Autoritaet und Wuerde, ist die durch Tradition gebundene Amtstraegerin und zugleich das kluge, bodenstaendige Familien-Oberhaupt mit gelegentlich sarkastischem Witz. Alle andern sind nur Stichwortgeber, wenn auch von Regisseur Stephen Frears glaenzend gefuehrt und von Drehbuch-Autor Peter Morgen mit pointierten Dialogen bedacht. Ein intelligenter, auch emotional beruehrender Film, der distanziert und elegant ein Thema anschaulich macht, das sonst allzu oft als kitschig-seichte Seifen-Oper angeboten wird.

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