Rainer Allgaier

Theater- und Filmkritiken

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Monat: Februar 2014

Düstere Bilder-Revue: ‚Fausts Verdammnis‘ in der Deutschen Oper Berlin****

28. Februar 2014TheaterkritikenNo Comments

Hector Berlioz komponierte „Fausts Verdamnis“ (UA: Paris,1846) nicht für die Bühne, er bezeichnete das Werk als „Konzert-Oper“ oder „Dramatische Legende“. Erst lange nach seinem Tod wurde diese französische Faust-Version erstmals auf einer Opernbühne inszeniert (Monte Carlo 1893). Seitdem werden immer wieder – mit mehr oder weniger Erfolg – neue Versuche einer szenischen Realisierung unternommen.
In vier Abschnitten hat Berlioz Szenen nach Goethes „Faust“ – insbesondere der Gretchen-Tragödie -  musikalisch ausgemalt,  ohne durchgehende Handlung oder psychologische Personen-Entwicklung. Insofern muss jeder Regisseur sich zuerst entscheiden, in welcher grundsätzlichen Form (Oper/Oratorium/Ballett) er das Werk präsentieren will.
An der Deutschen Oper hat sich Christian Spuck, im Hauptberuf Direktor des Balletts der Züricher Oper, für eine choreographierte Abfolge von Revue-artigen Bildern entschieden. Maitre de Plaisir ist dabei Mephistopheles, ein eleganter Herr im seidig glänzenden Frack, der dem am Leben verzweifelnden Faust allerlei düstere, groteske oder liebliche Trugbilder vorgauckelt, um ihn am Ende dann süffisant in die Hölle zu befördern.
Die schwarz ausgeschlagene Bühne der Deutschen Oper wird von einer riesigen, leicht ansteigenden Dreh-Scheibe beherrscht, auf der Mephistopheles die Puppen in immer neuen Formationen und Kostümen effektvoll tanzen lässt. Ob Soldaten zum Ungarischen Marsch in gegenläufigen Kreisen trippeln (und dabei überflüssigerweise auch noch eine Frau misshandeln müssen), Studenten an langen Tischen in Auerbachs Keller wild grölen, weiss-verschleierte Irrlichter geheimnisvoll umherhuschen, das Volk in neon-gelben Unterröcken oder hohen Hüten vor putzig-erleucheten Mini-Häuschen umherwirbelt oder schliesslich ein kesses Gretchen mit rotem Haar und gleichfarbigen Pumps auftaucht: alles wird vom dämonischen Mephisto dirigiert, der dann nach dem letzten Orchester-Ton eine Flamme entzündet und triumphierend laut auflacht.
Als wichtiger Mitspieler dieser rabenscharzen Show fungiert das Orchester: es kragt rechts und links aus dem Graben ins Proszenium. In der Mitte unten Dirigent und Sreicher, links ansteigend die Holzbläser, rechts das Blech, gekrönt auf der obersten Stufe von vier goldfarbenen Harfen. Ein sehr effektvolles Bild, akustisch aber gelegentlich heikel, da die höher sitzenden Instrumente (besonders bei vollem Orchestereinsatz) die unteren übertönen. Dennoch: Dirigent Friedemann Layer, der in der 2.Aufführung für den verhinderten Donald Runnicles einsprang, sorgt für edlen Berlioz-Klang, delikat in instrumentalen Passagen, farbig aufrauschend bei vollem Orchester.
Klaus Florian Vogt singt den Faust mit schöner Emphase, sein knabenhaftes Timbre bleibt jedoch „Geschmacksache“. Der Koreaner Samuel Youn verkörpert mit geschmeidigem Bass den  teuflischen Spielleiter und Clementine Margaine singt mit kraftvollem und wohlklingendem Mezzo die beiden Romanzen der Marguerite.
Grandios präsentiert sich der erweiterte Chor der Deutschen Oper (Leitung: William Spaulding). Nicht nur durch Ausdruck, Klang und präzise Intonation, sondern vor allem durch die bewundernswerte, darstellerische Beweglichkeit, mit der die Sängerinnen und Sänger die choreographischen Anforderungen – oft in hohem Tempo und unterstützt von einigen Tänzern  – brilliant erfüllen. Am Ende gabs verdientermassen Sonderapplaus dafür.
Kein ganz grosser Abend, aber – bei allen möglichen Einwänden – eine musikalisch beachtliche und szenisch diskussionswürdige Realisierung dieses französisch-romantischen Faust.

Foto: Samuel Youn als Mephistopheles/ c.Bettina Stöss/Deutsche Oper Berlin

nächste Vorstellungen: 5./ 8.März 2014

Jagd nach dem Glück: ‚Nebraska‘ von Alexander Payne****

20. Februar 2014FilmkritikenNo Comments

Woody Grant, ehemals Mechaniker, jetzt im Ruhestand, lebt mit seiner Frau Kate in der Kleinstadt Billings in Montana. Auch seine beiden erwachsenen Söhne, David und Ross, wohnen in seiner Nähe. Eines Tages erhält Woody den Werbebrief einer Zeitschriften-Agentur, der ihm den Gewinn von einer Million Dollar vorgaukelt. Leicht demenzkrank und dem Alkohol zugeneigt, durchschaut er den Werbetrick nicht. Auch lässt er sich von seiner kopfschüttelnden Familie nicht davon abhalten, den vermeintlichen Gewinn in Licoln/Nebraska – dem Sitz der Agentur – eigenhändig abzuholen. Mehrmals findet ihn die Polizei wandernd auf der grossen Auto-Route, bringt ihn jeweils nach Hause zurück. Da beschliesst Sohn David, mit dem Vater im Auto nach Nebraska zu fahren, um ihn so von seinem Wahn zu befreien. Gleichzeitig will David die gemeinsame Fahrt dazu benutzen, das gestörte Verhältnis zu dem (Zeit seines Lebens) verschlosssenen Vater zu verbessern.
Die Reise von Vater und Sohn durch die weiten, winterlichen Landschaften verzögert sich jedoch durch mehrere komische (Gebissverlust) oder schmerzliche (Sturtzwunden) Zwischenfälle. Ein nicht eingeplanter Stop wird deswegen nötig und Woody besucht so seinen alten Heimatort Hawthorne in Nebraska. Er trifft Verwandte und Bekannte, deren zunächst herzliche Wiedersehensfreude rasch umschlägt in Neid und Gier, als der angebliche Millionengewinn ruchbar wird. Doch sobald die Verwandtschaft merkt, dass das Geld nur in Woodys Vorstellung existiert, müssen Vater und Sohn unter hämischem Gelächter weiterziehen. Erst als in Lincoln die freundliche Dame in der Agentur Woody erklärt, dass die in seinem Brief vermerkte Zahl nicht zu den Gewinnern-Nummern gehört, begreift er langsam und verstört die Wahrheit. Doch David, der inzwischen einen tieferen Einblick in Leben und Charakter seines Vaters gewonnen hat, versteht es geschickt und liebevoll, die Rück- und Heimfahrt  für Woody zu einer kleinen Triumpf-Tour durch seine alte Heimat zu gestalten.
Regisseur Alexander Payne hat dieses Road-Movie zwischen Montana und Nebraska in weichem Schwarz/Weiss gedreht: die weiten, kargen Landschaften, die kleinen Städte mit ihren hellen Holzhäusern, Farmen oder Kneipen, das ärmliche Leben der einfachen Leute. Der strenge Realismus erinnert an alte Western-Filme, die Charaktere der Personen verweisen auf  Hollywoods Kino-Mythen: an den einsamen Helden, an die taffen Frauen, an die ‚bad guys‘.
Es ist ein ebenso melancholischer wie poetischer Blick auf den alt-amerikanischen Traum von der Suche nach Freiheit und Glück – wenn auch in einer tragikomischen Variante.
Ein wunderbares Ensemble vorwiegend älterer Schauspieler lässt die kuriose Reise durch die amerikanische Provinz auf grandiose und zugleich berührende Weise lebendig werden. Bruce Dern verkörpert Woody als eigensinnigen, alten Mann mit schlohweiss abstehendem Haar, doch die klugen Augen zeigen – der Demenz zum Trotz – immer wieder den richtigen Durchblick. Will Forte charakterisiert den Sohn David als sanften Loser, der durch die Erfahrungen dieser Reise mit seinem Vater zu grösserer Selbständigkeit findet. June Squibb ist die bissige, schlagfertige Ehefrau Kate, Stacy Keach ist mit falscher Freundlichkeit ein altgewordener Jugendfreund.
Alexander Payne („Sideways“,“The Descendents“) erweist sich mit diesem feinfühligen „Nebraska“ erneut als einer der bedeutensten Regisseure in der Tradition des unabhängigen Kinos in Amerika.

Foto: Paramount Pictures Germany

zu sehen: Central Hackerscher Markt (OmU); Movimento (OmU); Rollberg (OmU); Capitol; Casablanca

Jagd nach dem Glück: ‚Nebraska‘ von Alexander Payne****

20. Februar 2014AllgemeinNo Comments

Bitterer Familien-Stress: ‚Le Passé – Das Vergangene‘ von Asghar Farhadi****

19. Februar 2014FilmkritikenNo Comments

Nach mehrjähriger Abwesenheit kommt der Iraner Ahmad (Ali Mosaffa) nach Paris zurück, um offiziel seine Scheidung von der Französin Marie (Bérénice Bejo) zu unterzeichnen. Denn Marie, die mit ihren beiden Töchtern Lucie und Léa in einem kleinen, etwas heruntergewirtschafteten Haus in einem Pariser Vorort lebt, plant ihren neuen Lebensgefährten Samir (Tahar Ramin) zu heiraten. Allerdings ist Samir, der in Paris ein Reinigungsgeschäft betreibt (neben der Apotheke in der Marie arbeitet) noch verheiratet, und – was die Sache sehr kompliziert – seine Frau hat vor kurzem einen Selbstmordversuch unternommen und liegt seitdem im künstlichen Koma. Aus diesem Grund wohnt Samirs fünfjähriger Sohn Fouad bereits im Haushalt von Marie.
Als Ahmad nun bei seiner Ex-Frau eintrifft, muss er feststellen, dass alle unter heftigstem Stress stehen: Samir wegen seiner komatösen Frau und seinem Sohn, der auf die unklare Situation mit widerborstigem Verhalten reagiert; Marie, weil ihre 16jährige Tochter Lucie sich ganz vor ihr verschliesst und nur noch zum Schlafen nach Hause kommt. Sie bittet deshalb Ahmad, zu ergründen, was mit Lucie los ist. Schnell wird klar, dass Lucie Samir nicht mag und die geplante Heirat strikt ablehnt. Den Grund dafür gibt sie nur zögerlich zu erkennen: sie glaubt nämlich, dass Samirs Frau wegen seines Verhältnisses zu ihrer Mutter sich zu töten versuchte und sie, Lucie, dabei eine Rolle gespielt habe, da sie Liebes-Mails ihrer Mutter unberechtigt weitergeleitet habe. Ob dies tatsächlich der Fall war, oder der Selbstmordversuch aus anderen Gründen erfolgte, bleibt unklar – doch der Familienfriede ist in jeder Hinsicht zerstört, am meisten betroffen sind die Kinder: ob Lucie, Léa oder Fouad.
In seinem davor gedrehten, preisgekrönten Film „Nadir und Simin“ erzählt der renommierte, iranische Regisseur Asghar Farhadi die Geschichte einer schwierigen Trennung (in Teheran). In seinem neuen, in Frankreich verwirklichten Werk schildert er, was nach der Scheidung kommt, und wie schwierig unter Umständen ein solcher Lebens-Neuanfang sein kann. Entscheidend ist im Fall von Ahmad und Marie, dass das Vergangene und dessen belastende Momente nicht bedacht oder gar geleugnet werden. Beispielsweise will in einer Szene Ahmed seiner Ex-Frau erklären, warum er – depressions-geplagt – sie und die Kinder vor Jahren verlassen hat und nach Teheran zurückkehrte, aber Marie lässt ihn überhaupt nicht zu Wort kommen, sie will es einfach nicht hören. Auch die Probleme ihrer Tochter Lucie will sie nicht wahrhaben, obwohl Ahmad behutsam versucht, zu vermitteln. Besonders deutlich wird das seelische Chaos der Familie in der Person des kleinen Fouad, der nicht mehr weiss, wo er eigentlich zu Hause ist, zu wem er gehör, auch wenn sein Vater sich manchmal liebevoll um ihn bemüht. Fouad reagiert meist nur mit Trotz und Verweigerung. Der Schluss des Films bleibt offen.
Asghar Farhadi fasst dieses Familiendrama in schöne, klare, aber nicht aufdringliche Bilder: eine Glasscheibe zwischen den Personen, die sich so nur durch Gesten oder Blicke verständigen können, oder das heruntergekommene Wohn-Haus, das gleichzeitig renoviert und neu ausgestattet wird. Fast alle Szenen spielen in Innenräumen (auch im Inneren eines Autos oder Zuges) und gleichzeitig gibt die Hintergrunds-Atmosphäre der Gross-Stadt Paris und ihrer Vororte der emotionsgeladenen Handlung eine feste, realistische Verankerung. Grandios ist Farhardis Kunst der Personenführung, die fein-abgestufte psychologische Charakterisierung jeder Figur. Allerding stehen ihm auch exzellente Schauspieler zur Verfügung: Bérénice Bejo als schöne, aber nervös und oft harsch reagierende Marie, der Franzose Tahar Ramin als unsicherer, verstörter Samir, dem alles über den Kopf zu wachsen scheint, und der Iraner Ali Mosaffa in der Rolle des Ex-Ehemanns, der sich bemüht, die herrschenden Spannungen mit ruhiger Distanz auszugleichen, obwohl auch er zu den Verletzten innerhalb dieser Patschwork-Familie gehört.
Ein herausragender, bewegender Film – auch wenn seine Geschichte von Trennung und einem schwierigem Neubeginn, dessen Erfolg offen bleibt, eher eine bedrückende Nachwirkung hinterlassen dürfte.

Foto/Poster: Camino Filmverleih

zu sehen: Cinema Paris (OmU); Theater am Friedrichshain (OmU); Hackesche Höfe Kino (OmU); Capitol; Kino in der Kulturbrauerei; Passage Neukölln

Glamouröse Blender: ‚American Hustle‘ von David O.Russell****

17. Februar 2014FilmkritikenNo Comments

New York, Ende der 1970er Jahre. Irving Rosenfeld (Christian Bale) ist Besitzer mehrerer Wäsche- und Kleider-Reinigungen und handelt darüberhinaus mit miesen Papieren und gefälschten Bildern. Sidney Prosser (Amy Adams), ein taffes US-Girl, schmückt sich gern mit dem Akzent einer englichen Lady und angeblichen Verbindungen zur Londoner Finanzwelt. Beide ergänzen sich zu einem flotten Gaunerpärchen, obwohl Irving Vater eines kleinen Sohnes und mit der attraktiven Blondine Rosalyn (Jennifer Lawrence) verheiratet ist. Als die beiden mit der Steuerbehörde in Konflikt kommen, nutzt der über-ehrgeizige Lockenkopf und FBI-Beamte Richie DeMaso (Bradley Cooper) die Situation zu einem Deal aus:  mit der Hilfe des Gauner-Pärchens will er einige Staats-Beamte der Korruption überführen. Zunächst richten sich Verdacht und fingierte Geldübergabe auf den etwas gross-spurigen Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner) aus Camden/New Jersey. Als das schief läuft, wird das gleiche Plan-Spiel – erfolgreicher – auf weitere Politiker, Senatoren und Kongress-Abgeordnete angewendet. Und auch die US-Casino-Maffia (als deren Boss Robert de Niro einen winzigen Auftritt hat) sowie ein als Scheich verkleideter Mexikaner spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch an dieser Liga haben sich die Klein-Gauner wie das FBI ziemlich überhoben: und am Ende sind natürlich alle düpiert – Betrüger wie Betrogene.
„Some of these things actually happened“ heisst es im Vorspann des Films, der einen tatsächlichen Skandal der 70er Jahre frei variiert. Dem Regisseur David O.Russell (und seinem Team) gelingt ein ebenso furioser wie eleganter Spagat zwischen Gauner-Komödie und Gesellschafts-Satire. Der Plot, sehr verwickelt und undurchsichtig, spielt dabei weniger eine Rolle als die temporeiche und glamouröse Inszenierung mit ihren witzigen Bild-Details und pointierten Dialogen. Dazu eine glänzende Ausstattung (luxuriöse Kleider, scharfe Frisuren -weibliche wie männliche), unterlegt mit den musikalischen Top-Hits jener Jahre. Doch der eigentliche Triumpf ist das brilliante Darsteller-Ensemble: Christian Bale als Irving, mit deutlicher Wampe unterm Seidenhemd und Toupet auf der Halb-Glatze und ebenso grosskotzig wie mickermäusig, Amy Adams als taffes Girl Sidney mit abgrund-tiefen Decolltés, Bradley Cooper als macho-mimender und gefühls-schäumender FBI-Ehrgeizling, Jeremy Renner als eitler Bürgermeister mit Elvis-Tolle und – vor allem – Jennifer Lawrence als Ehefrau Rosalyn, die mit hochgesteckter Lockenpracht zwischen raffinierter Eleganz und vulgärer Kodderschnauze durch Schlafzimmer und Nobel-Hotels stöckelt.
Eine vergnügliche, sehr amerikanische – wenn auch etwas zu lang geratene – bissige Komödie.

Foto/Poster: Tobis Verleih

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe Kino (OmU); Neues Off (OmU); Odeon (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; CinePlex Neukölln Arcaden; Titania Palast Steglitz; Filmpalast Treptower Park; Cubix Alexanderplatz; CineStar Tegel; Filmtheater am Friedrichshain (dt. und OmU); Kino in der Kulturbrauerei; UIC am Eastgate; Colosseum; Gropius Passagen; Yorck; Zoo-Palast u.a.

Glamouröse Blender: ‚American Hustle‘ von David O. Russell****

17. Februar 2014AllgemeinNo Comments

New York, Ende der 1970er Jahre. Irving Rosenfeld (Christian Bale), mit deutlicher Wampe unterm Seidenhemd und Toupet auf der Halb-Glatze, ist Besitzer mehrerer Reinigungs-Geschäfte und handelt darüberhinaus mit miesen Papieren und gefälschten Bildern. Sidney Prosser (Amy Adams), ein taffes US-Girl, schmückt sich gern mit dem Akzent einer englichen Lady und angeblichen Verbindungen zur Londoner Finanzwelt. Beide ergänzen sich zu einem flotten Gaunerpärchen, obwohl Irving Vater eines kleinen Sohnes und mit der attraktiven Blondine Roselyn (Jennifer Lawrence) verheiratet ist. Als die beiden mit der Steuerbehörde in Konflikt kommen, nutzt der über-ehrgeizige Lockenkopf und FBI-Beamte Richie DeMaso (Bradley Cooper) die Situation: mit der Hilfe des Gauner-Pärchens will er einige Staats-Beamte der Korruption überführen. Zunächst richten sich Verdacht und fingierte Geldübergabe auf den etwas gross-spurigen Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner) aus New Jersey. Als das schief läuft, wird das gleiche Plan-Spiel auf weitere Politiker, Senatoren und Kongress-Abgeordnete angewendet. Und auch die US-Casino-Maffia (als deren Boss Robert de Niro einen winzigen Auftritt hat) sowie ein als Scheich verkleideter Mexikaner spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch an dieser Liga haben sich die Klein-Gauner wie das FBI ziemlich überhoben: und am Ende sind natürlich alle düpiert, Betrüger wie Betrogene. „Some of these things actually happened“ heisst es im Vorspann des Films, der einen tatsächlichen Skandal der 70er Jahre frei variiert. Dem Regisseur David O.Russell (und seinem Team) gelingt ein ebenso furioser wie eleganter Spagat zwischen Gauner-Komödie und Gesellschafts-Satire. Der Plot, sehr verwickelt und undurchsichtig, spielt dabei weniger eine Rolle als die tempo-geladene und glamouröse Inszenierung mit ihren witzigen Bild-Details und pointierten Dialogen. Dazu eine glänzende Ausstattung (luxuriöse Kleider, scharfe Haartrachten), unterlegt mit den musikalischen Top-Hits jener Jahre. Doch der eigentliche Triumpf ist das hoch-tourige Darsteller-Ensemble: Christian Bale als Irving, ebenso grosskotzig wie mickermäusig, Amy Adams als taffes Girl Sidney mit abgrund-tiefen Decolltés, Bradley Cooper als macho-mimender und gefühls-schäumender FBI-Ehrgeizling, Jeremy Renner als eitler Bürgermeister mit schwarzer Elvis-Tolle und – vor allem – Jennifer Lawrence als Ehefrau Rosalyn, die mit hochgesteckten Locken und Kodderschnauze zwischen raffinierter Eleganz und Vulgarität durch Schlafzimmer und Nobel-Hotels stöckelt. Eine vergnügliche, sehr amerikanische – wenn auch etwas zu lang geratene – bissige Komödie.

Mein Berlinale-Journal 2014

8. Februar 201424. Juni 2018BerlinaleNo Comments


Foto: c.Berlinale

LA VOIX DE L’ENNEMIE (Rachid Bouchareb) Englisch/Spanisch***
Neuverfilmung eines alten französischen Stoffes (1973), verlegt in eine texanische Kleinstadt an der heutigen Grenze zwischen Mexiko und den USA. Ein farbiger Mörder (Forest Whitaker) wird nach 18 Jahren Gefängnis entlassen, eine taffe Bewährungshelferin (Brenda Blethyn) kümmert sich um ihn, doch der verknöcherte Sheriff (Harvey Keitel) sieht in ihm nur den ewigen Verbrecher und ein alter Kumpel (Luis Guzman) versucht ihn erneut zu zwielichtigen Geschäften zu überreden. Überall werden dem besserungswilligen Mörder, der sich in der Haft zum Islam bekehrt hat, Fallen gestellt. Das Ende ist vorhersehbar. Trotz hervorragender Schauspieler, betörend schönen Panorama-Aufnahmen der weiten, kargen Landschaft – ein allzu konstruiertes, etwas weitschweifig erzähltes Drama über soziale Wiedereingliederung und patriotische Selbstgerechtigkeit.

JACK (Edward Berger) Deutsch ***
Die Odysee zweier Kinder durch Berlin auf der Suche nach ihrer Mutter. Jack ist 10, sein kleiner Bruder Manuel im Vorschulalter. Die Mutter, alleinerziehend, geht abends häufig aus und eines Sommertages klopfen die beiden Kinder vergebens an die Wohnungstür: die Mutter ist weg. Durch Parks und Strassen wandern die Kinder, lassen sich von Bekannten immer neue Orte, wo sie ihre Mutter finden könnten, benennen – aber erst nach den drei (sommerlichen) Tagen eines Wochenendes findet die kleine Familie in der Wohnung wieder zusammen. Und jetzt ist Jack durch diese Erfahrung innerlich bereit, ins – vom Sozialamt angewiesene – Heim freiwillig zurückzugehen. Der Film des jungen Edward Berger, der ganz aus dem Blickwinkel Jacks gedreht ist, überzeugt besonders durch die Emphatie für die Kinder und überzeugt durch seine feinfühlige Personenführung. Auch in der Charakterisierung der (durchaus symphatischen) Mutter und aller  – oft nur kurz auftauchenden – Nebenfiguren werden  die üblichen Klischee weitgehend vermieden.   Filmisch eher solide, aber als aktuelles, psychisch-soziales Porträt bewegend.

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN (Dominik Graf) Deutsch**
Weimaer Klassik aus der kinoträchtigen Perspektive: im Bett mit Schiller. Dominik Graf erzählt die historisch nur vage belegte „Ménage á trois“ zwischen dem Dichter und den Schwestern Caroline und Charlotte von Lengefeld, ihren heiteren Beginn und das betrübliche Ende, als die beiden Schwestern sich aus Eifersucht zerstritten. Weimaer Klassik ohne hisstorischen Staub sollte es werden, aber das gelingt nur bedingt. Dramaturgisch schwerfällig wird drei (!) Stunden lang eine historische LoveStory bebildert : trotz eindrucksvoller Landschaftsbilder, edlen Räumen und eleganten Kostümen, und ein paar klassischen Zitaten – mehr als eine TV-taugliche SoapOpera bleibt nicht übrig, aus deren darstellerischem Ensemble sich allenfalls das Temperament der Hannah Herzsprung als verheiratete, ältere Schwester einprägt.

THE MONUMENTS MEN (George Clooney) Englisch – ausser Konkurrenz -***
US-Soldaten versuchen gegen Ende des zweiten Weltkrieges, in Europa geraubte und verschleppte  Kunstwerke aufzuspüren, sie zu sichern und den Eigentümern zurückzugeben, bzw. wenn diese nicht zu finden sind, den entsprechenden Staaten. Der Genter Altar spielt dabei eine wichtige Rolle oder ein Michelangelo-Madonna aus Brügge. George Clooney hat ein etwas hölzernes Drehbuch daraus gebastelt und im üblichen Stil Hollywoods ins Bild gesetzt. In Paris hat die tapfere Französin und innere Widerstandskämpferin Cate Blachett vom Museum Jeu de Paumes alle von Goering abtransportierten Gemälde fein säuberlich verzeichnet, samt deren deutschem Bestimmungsort – und dann übergibt sie es einem der „Monuments Men“, dem für sie so attrakaktiven Matt Damon. In Salzbergwerken verbrennen die abziehenden Nazis viele Kunstwerke, aber auf Neuenschwanstein und schliesslich dann in Altaussee gräbt der smarte Offizier Clooney dann doch noch den gesuchten Altar und die Madonna aus – kurz bevor die anrückenden Russen einmarschieren. Komische und tragische Szenen im bunten Kriegs-Schauplatz-Wechsel, die Dialoge  mal schlagfertig, mal Pathos-erfüllt, und die Musik rauscht mächtig. Ob sich für diese mittelmässige Kriegs-Plotte wirklich ein grosses Publikum interessiert? Ein Dokumentarfilm hätte das bisher kaum bekannte Thema sicherlich spannender und zutreffender würdigen können. 

KREUZWEG (Dietrich Brüggemenn) Deutsch***
Maria ist 14, lebt in einer süddeutschen Kleinstadt, und gehört einer alt-katholischen Kirchengemeinde an. Unter der strengen Obhut und Indoktrination von Mutter und Pfarrer hat sie nur ein Ziel: ihr Leben Gott zu opfern, um den kleinen Bruder von seiner Sprachlosigkeit (die kein Arzt erklären kann) zu heilen. Einen Mitschüler, der sie zum gemeinsamen Chorsingen einlädt, weisst sie zurück; in der Sportstunde protestiert sie gegen (dem Lauftraining unterlegte) Rockmusik als „satanische“, im Krankenhaus – wegen Unterernährung eingewiesen – verweigert sie jede Speise. In der Familie dominiert die resolute Mutter, der Vater und die kleineren Geschwister schweigen demütig. In vierzehn Szenen – parallel zu den vierzehn Kreuzwegstationen – wird Marias Schicksal vorgeführt, jeweils in einer einzigen Bildeinstellung: vom Firmunterricht, Familienausflug, Schulbesuch und Beichte bis zum Tod im Krankenhaus und dem Schliessen des Grabes nach der Beerdigung. Streng und radikal in Inhalt wie Form stellt der Film Fragen nach Glaube und Überzeugung, nach religiösem Wahn und Intoleranz, Erziehung und Familie. Überzeugend Lea von Acken als Maria: ein feines, blasses Gesicht, das von Innen leuchtet, alles Andere  bleibt  holzschnittartig.

NYMPHOMANIAC, VOLUME ONE  (Lars von Trier) Englisch – ausser Konkurrenz -****
Ein älterer Mann (Stellan Skarsgard) findet eine auf der Strasse liegende, junge Frau, offensichtlich leicht verletzt (Charlotte Gainsbourg). Er bietet ihr Unterkunft und Essen an, nach kurzer Erholung sagt sie, dass sie Joe heisse und Nymphomanin sei, dann – von ihm ermuntert – erzählt sie aus ihrem Leben. In diesem ersten, zweieinhalbstündigen Teil des Films sind es fünf Kapitel oder Episoden aus ihrer Kindheit und frühen Jugend (Stacy Martin als junge Joe). Wie sie mit einer Freundin im Zug Männer aufreisst, wie sie sich in ihren Bürochef Jerome (Shia LaBeouf) verliebt, wie die Ehefrau eines Geliebten eine groteske Eifersuchts-Show abzieht (glänzend: Uma Thurman), wie ihr Vater (Christian Slater) im grauenvollen Schmerz-Delirium stirbt und wie sie Jerome nach längerer Zeit wiedertrifft. Verknünft  werden diese (echten oder erfundenen?) Geschichten mit allerlei essayistischen Bild-Sequenzen, sei es über die Kunst des Angelns, Edgar Allen Poe oder die Polyphonie von Johann Sebastian Bach. Ein komplex erdachter und rasant geschnittener filmischer  Mix aus Buchstaben, Zahlen, unterschiedlichsten Animationen, Musik- und Toneinblendungen, Doppel- oder Mehrfach-Bilder, mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiss, und immer wieder dazwischen Sex-Szenen ohne jedes Tabu. Volume 1: ein wilder, erotischer Bildungsroman, gelegentlich auch allzu pretenziös und bedeutungsüberladen – Fortzeung folgt.

AIMER, BOIRE ET CHANTER (Alain Resnais) Französisch****
Zwei befreundete Paare im britischen Yorkshire erfahren, dass ein dritter Freund nur noch einige Monate zu leben hat (Krebs!). Sozusagen als letztes gemeinsames Unternehmen studieren diese etwas älteren Freunde ein Theaterstück ein. Dabei erinnern sich alle an ihre Jugendzeit, und an die vergangenen und heutigen Gefühle und (Liebes-)Beziehungen, was zu allerlei turbulenten Situationen, komischen Verwirrungen und erregten Emotionen führt. Alain Resnais‘ neuer Film beruht wieder einmal auf einer der boulevardesken Komödien des britischen Autors Alan Ayckbourn („Life of Riley“) und wird mit viel ironischer Distanz als Theater im Film inszeniert. Vor in kräftigen Farben gemalten Kulissen agiert ein bestens aufgelegtes, sechsköpfiges Darsteller-Ensemble, das seinem „Affen, vollen Zucker gibt“ – angeführt auch diemal von Resnais temperamentvoller Ehefrau Sabine Azéma. Köstliche Unterhaltung für Filmfans, die auch das (komödiantische) Theater lieben.

TO MIKRO PSARI (Yannis Economides) Griechisch***
Ein älterer Auftragskiller in einem winterlichen, kalten Griechenland. Stavros, so sein Name, zerreibt sich zwischen mehreren Gangster-Familien, die alle um seine Mitarbeit werben. Nur ein mal zeigt er moralische Bedenken: als sein Nachbar seine noch kindliche Tochter Katharina gegen viel Geld zur Prostitution verschachern will – da erschiesst er die Eltern. Der griechische Regisseur Yannis Economides gliedert seine böse Gangster-Story in streng formale Bildfolgen, zeigt dabei eine moralisch durch und durch verdorbene Gesellschaft in einer heruntergekommenen Umgebung. Ein deprimierender Blick – eindrucksvoll, wenn auch etwas zu lang, ins Bild gesetzt : Giechenland heute ?

ZWISCHEN WELTEN (Feo Aladag) Deutsch***
Geschildert wird der Alltag deutscher Soldaten in Afghanisten. Im Mittelpunkt der Kommandeur Jasper, der zusammen mit Einheimischen ein Dorf vor Taliban-Angriffen schützen soll. Verbunden mit der privaten Geschichte seines noch jugendlichen Dolmetschers, eines Afghanen, der – wie auch sein Vater zuvor -  zwischen die Fronten gerät und als Verräter brutal verfolgt wird. Kommandeur Jasper schwankt – emotional aufgeschaukelt – zwischen Bundesgewehr-Gehorsam und menschlicher Hilfsbereitschaft. Der vor grandiosen Landschafts-Panoramen gedrehte Film der Österreicherin Feo Aldag besticht durch seine formale Raffinesse, befremdet aber durch das allzu konstruierte Drehbuch, das brav all die Probleme in einzelne Bilder-Szenen umsetzt, die seit Monaten in allen Zeitungs- oder TV-Berichten über die Situation in Afghanistan diskutiert werden. Emotional eindrücklich, aber als Film zu bieder.

PRAIA DO FUTURO (Karim Ainouz) Portugiesisch/Deutsch**
Ein Deutscher ertrinkt an einem Strande im Norden Brasiliens, sein geretteter Freund beginnt mit einem Retteungsschwimmer eine Sex-Affaire. Der Brasilianer folgt dem Deutschen nach Berlin, wo er trotz anfänglichen Schwierigkeiten sich niederlässt. Nach Jahren kommt dessen kleiner – inzwischen erwachsener – Bruder ebenfalls nach Berlin, stellt ihn zur Rede, warum er seine Familie einst so verlassen hat…  Effektvoll fotografiertes Schwulen-Melodram – der strahlende Himmel und das blaue Meer in Brasilien – das winterlich graue, aber neon-glitzernde Berlin – doch die Story bleibt fade, hat keine dramatische Kraft – und verebbt im ständigen sich Aus- und Anziehen der männlichen Darsteller.

BAI RI YAN HUO  BlackCoal, Thin Ice (Diao Yinan) Mandarin***
In einer nordchinesischen Stadt werden Leichenteile gefunden, doch die Ermittlungen der Polizei führen zu keinem Ergebnis. 5 Jahre später findet der ehemals mit dem Fall betraute Polizist, der aber inzwischen den Dienst verlassen musste (u.a.wegen Alkoholproblemen), eine Spur, die zu einer geheimnisvollen, jungen Frau in einem Reinigungsgeschäft führt. Mit allerlei Tricks und Finessen gelingt es diesem Cop a.D. die Lösung der rätselhaften Männer-Morde zu finden. Der chinesische Regisseur Diao Yinan entwickelt seinen Krimi nach den Vorbildern des französischen und amerikanischen „film noir“. Schnee bedeckt die Stadt und ihre Umgebung, überwiegend spielen die Szenen bei Nacht : auf Strassen, in Kneipen, Kinos oder Bars – einmal sogar auf der städtischen Eislaufbahn zu Walzer-Klängen von Strauss -  und immer von (dramaturgisch eingesetztem) grellem Neon-Grün oder Rot beleuchtet. Am Ende des nicht sonderlich spannenden, aber durchaus amüsanten Krimis dann ein üppiges, alle Personen irritierendes Tages-Feuerwerk, sinnlos in alle Richtungen von einem Hochhaus abgeschossen – wohl auch eine Anspielung auf den chinesischen Originaltitel.

WU REN QU No Man’s Land (Ning Hao) Mandarin***
Chinesischer „Western“ in der endlosen Weite der Wüste Gobi. Ein smarter junger Rechtsanwalt aus der Stadt gerät in einen Alptraum: zwischen brutalen Falkenjägern, rauhen LKW-Überlandfahrern und heimtückischen Tankstellenbesitzern. Hier kämpft jeder gegen jeden mit Messer, Gewehr oder Brechstange. Massenhafte Auto-Crashs in der braun-roten, staubigen Landschaft mit ihren exotischen Bergformationen und eine junge Frau, die am Ende als einzige überlebt. Mit dröhnender Musik unterlegt, ein chinesischer Film, der den Blockbusters aus Hollywood Paroli bieten will – und dies, was den film-technischen Aufwand und die Rafinesse der Bilder betrifft, durchaus vermag. Doch die endlosen Wiedholungen und Variationen der Action-Sequenzen (jeder der wüsten Kerle wird mindestens zweimal umgebracht, bevor er wieder blutüberströmt auftaucht!) wirken auf die Dauer von 117 Minuten ermüdend.

BOYHOOD (Richard Linklater) Englisch*****
Zu Beginn des Films ist Mason ein kleiner Junge von 6 Jahren, wohnhaft mit der etwas älteren Schwester und seiner Mutter in einem der typisch amerikanischen Vorort-Häuschen der Mittelschicht, hier zunächst in Houston/Texas, später in Austin. Der Vater ist ausgezogen und holt seine beiden Kinder lediglich am Wochenende oder in den Sommerferien zu gemeinsamen Ausflügen in Vergnügungs-Center oder in Parks der näheren Umgebung ab. Am Ende – nach fast drei Stunden – ist Manson 18, hat die High-School erfolgreich abgeschlossen und zieht weg in ein fernes College. Die Mutter bleibt allein zurück, da auch die Schwester bereits ausgezogen ist. Dazwischen: zwei weitere Heiraten der Mutter und jeweilige Scheidungen, neue Wohnungen, neue Schulen, neue Freunde. Beständig bleibt die Beziehung zum Vater, der inzwischen sich vom jugendlichen Musik-Freak zum angepassten Versicherungs-Angstellten mauserte und dies auch selbst-ironisch kommentiert, aber auch er hat wieder geheiratet, in eine tief religiöse Familie, was zur Folge hat, dass Mason von diesen neuen (Stief-)Grosseltern bei der Familienfeier zu seinem 15.Geburtstag seine erste Bibel als Geschenk erhält. Kurz: es ist die Geschichte einer amerikanischen Durchschnittsfamilie, mit komischen und traurigen Momenten, durchaus auch mit dramatischen, aber frei von extremen, aussergewöhnlichen Ereignissen. Der Clou dieses Films von Richard Linklater besteht darin, dass er in einem Zeitraum von 12 Jahren (2002-2014) gedreht wurde, in jedem zeitlichen Teil-Abschnitt gab es nur wenige Drehtage.  Die Darsteller bleiben dabei immer die Gleichen und altern sozusagen mit dem Film, was natürlich besonders bei dem Schauspieler des Mason, Ellar Colltrane, verblüffend augenscheinlich wird: von kleinen, kindlich-verspielten Jungen über den unsicheren Teenager  zum jungen, langsam reifenden Erwachsenen. Der Film gewinnt dadurch eine enorme Unmittelbarkeit und eine (in einem Spielfilm bisher so nicht gekannte) menschliche Lebendigkeit, die in ihrer alltäglichen Normalität – ohne jede Aufdringlichkeit – die Grundbegriffe unserer (westlichen) Zivilisation und ihrer Werte allgemeingültig durchscheinen lässt. Ein berührender, bewegender Film, ebenso grandios wie unterhaltsam.

LA BELLE ET LA BÊTE (Christophe Gans) Französisch*
Neuverfilmung des französischen Märchens von der Schönen, die sich für ihren Vater opfert, indem sie sich auf einem verwunschenen Schloss dem dort herrschenden Biest ausliefert. Am Ende aber für dieses Biest Mitleid empfindet und ihm dadurch seine menschliche Gestalt zurückgibt. Der Regisseur Christophe Gans inszeniert mit einigen prominenten Stars (Vincent Cassel, Leá Seydoux, André Dusollier) und einer aufwendigen Digital-Technik einen pompöses Computer-Spiel:  geschmacklos und verkitscht, frei von Ironie und fern aller (Märchen-)Poesie.

CHIISAI OUCHI The Little House (Yoji Yamada) Japanisch***
Ein junges Mädchen vom Lande, namens Taki, kommt 1935 nach Tokio. Als Dienstmädchen in das am Rande der Stadt neu erbaute Haus eines Abteilungsleiters einer Spielzeugfabrik. Die ganz in der japanischen Tradition erzogene Taki beobachtet, wie die junge Herrin des Hauses sich in einen (künstlerisch arbeitenden) Kollegen ihre Mannes verliebt. Als dieser 1943 zum Krieg eingezogen wird und die Frau des Hauses schriftlich ein letztes Treffen mit dem Geliebten arrangiert, unterschlägt Taki den Brief – eine Tat die ihr weiteres Leben (das kleine Haus wird 1945 durch Bomben zerstört und sie geht in ihre Heimat zurück) psychisch schwer belastet. Der 82-jährige Altmeister Yoji Yamada hat mit grosser Sorgfalt und einem feinen Gespür die bürgerliche Welt des „alten“ Japan wiederbelebt und geschickt durch eine Rahmenhandlung (der junge Gross-Neffe Takis findet und kommentiert ihr Tagebuch) mit der modernen, heutigen Gefühls- und Gedankenwelt konfrontiert. Berückend und eindrucksvoll ist der Film besonders durch die sorg- und vielfältig eingefügten bildlichen und gedanklichen Details, die auf Politik wie Kultur des traditionellen wie zeitgenössischen Japans verweisen.

Schummrige Show: ‚The Nights‘ – Das Staatsballett in der Deutschen Oper**

8. Februar 2014TheaterkritikenNo Comments

Kein Märchen aus 1001 Nacht ist zu erleben, keine Scheherazade erzählt : stattdessen eine lockere Abfolge sanft sich gegenseitig ablösender Tanz-Szenen zu einer (Lautsprecher-)Musikmischung aus arabischem Pop und weichem Kuschel-Sound. Alles im dunkel gehaltenen Bühnen-Raum und nur schummrig beleuchtet.
Zu Beginn räkeln sich knapp bekleidete Damen in aufsteigenden Dampf-Wolken wie im berühmten Odalisken-Bild von Ingres, am Ende der knapp 20 getanzten Bildern darf aus riesigen Wasserpfeifen geraucht werden und dazu schlängeln sich anmutig die Paare in schwarzen Badekostümen durch hohe Zier-Gitterstäbe (aus Gummi) : ein hübscher Scherenschnitt-Effekt vor nachtblauem Horizont. Dazwischen mal ein elegischer Pas-de-Deux, ein sich rasierendes Männersextett oder eine attraktive Chorus-Line der Girls in hochhackig-goldenen Schuhen. Der erotische Unterton wirkt sehr verhalten (jugendfrei!). Das Grundmuster der Bewegungen sind sich schlängelnde Arme oder Hüften, Rhythmus und Tempo bleiben gedrosselt und die Beleuchtung dezent :  eine Nacht-Club-Revue im alt-orientalischen Stil. Durchaus attraktiv präsentiert von den Tänzerinnen und Tänzern des Staatsballets (wenn auch ohne herausragende Soli oder Solisten).
Aber was hat diese anderthalbstündige Show mit modernem Ballett oder zeitgenössischem Tanz zu tun?  Der renommierte französische Choreograph Angelin Preljocaj, der schon öfters in Berlin gearbeitet hat („Sacre“, „Schneewittchen“), schuf diese 1001-Nacht-Fantasie letztes Jahr für die damalige Kultur-Hauptstadt Marseille – aber muss man deshalb diese gefällige, jedoch altmodisch-brave Show gleich für das Staatsballett einkaufen? 
Offene Frage – trotz des freundlich Beifalls.

Foto: Bettina Stöss/Staatsballett Berlin

nächste Vorstellungen: 21./25.Febr./ 1./6./12.März 2014

Unsentimentaler Pillen-Dealer: ‚Dallas Buyers Club‘ von Jean-Marc Vallée****

7. Februar 2014FilmkritikenNo Comments

Dallas 1985. Ron Woodroof ist Elektriker und Rodeo-Fan, ein rauher Bursche, dem Alkohol und den Frauen äusserst zugeneigt. Eine Blutuntersuchung anlässlich eines Arbeitsunfalls enthüllt, dass er HIV infiziert ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Erst will der homophobe Krawallbruder dies nicht akzeptieren, doch dann nimmt er den Kampf um sein Leben auf: gegen seine bisherigen Kumpels, die ihn, den mit der „Schwuchtelkrankheit“ Infizierten, ausgrenzen, gegen Ärzte und Pharmaindustrie, die in ihm nur eine Testperson für frisch entwickelte Medikamente sehen.
Ron macht sich über die neue, tödliche Krankheit sachkundig, findet im nahen Mexiko einen amerikanischen Arzt, der ihm Pillen und Proteine gibt, die zwar die Krankheit nicht heilen, aber verzögern und das Leben erträglicher machen. Sogleich erwacht in Ron sein Geschäftssinn; als Priester verkleidet schmuggelt er Medikamente, die in den USA noch nicht zugelassenen sind, ins heimische Texas und gründet dort den „Dallas Buyers Club“. Gegen hohe Monatsbeitraege bekommen dessen Mitglieder die entsprechenden Pillen, wobei Ron den Transsexuellen Rayon als Kontaktperson zu den Schwulen benutzt. Das Unternehmen, das eine Gesetzeslücke ausnutzt, blüht und wird sogar noch erweitert: vom billigen Motelzimmer zur pompösen, alten Villa und mit Verbindungen zu Pharma-Hersteller in aller Welt. Bis dann eines Tages doch die Gesundheitsbehörde mit Räumungsbefehl erscheint und Ron die gerichtlichen Gegenklagen verliert.
Diese Geschichte aus den Jahren als Aids noch wenig erforscht und Gegen- oder Hilfs-Mittel kaum bekannt waren, beruht auf Tatsachen. Ron Woodroof starb 1992, also nicht nach 30 Tagen, wie die Ärzte prophezeiten, sondern nach sieben Jahren.
Der Film des Franko-Kanadiers Jean-Marc Vallée erzählt seine Story flüssig und sachlich, vermeidet Gefühlskitsch und Tränendrüse, und lässt verhalten Kritik an der Gesundheitsbehörde und der Pharmaindustrie anklingen. Sein Interesse gilt vor allem der Personenführung und der Zeichnung der Charaktere. Und dafür stehen ihm – neben einem gut gecasteten Gesamt-Ensemble – zwei aussergewöhnliche Darsteller zur Verfügung: Matthew McConaughey als Ron Woodroof in der Haupt- und Jared Leto als transsexuelle Rayon in der (tragenden) Nebenrolle.
Das Faszinierende am McCouaugheys Gestaltung ist, dass er die Zwiespältigkeit von Ron’s Charakter unaufdringlich, aber genau sichtbar machen kann; einerseits ist er der durch die Krankheit gewandelte Mann, der sein Leben in die eigene Hand nimmt und somit eigen-bestimmt, andererseits aber bleibt er der seinen Ressentiments wie Homophobie verhaftete „White Trash“-Typ, der zwar den Aidskranken hilft, gleichzeitig jedoch ungerührt mit ihnen Geschäfte macht. Ein hagerer Cowboy, schlacksig, manchmal aussehend wie der „Tod auf Latschen“, dann wieder mit lebendig glühenden Augen im braungegerbten Gesicht – das eindringliche Porträt eines zwiespältigen Charakters.
Als sehr weibliche Transsexuelle Rayon macht Jared Leto perfekte Figur, grell im Outfit, doch im Gegensatz zum Egomanen Woodroof immer dem jeweiligen Partner oder Gegenüber freundlich oder ironisch zugewandt, dabei schlagfertig und witzig, wenn auch am letalen Ende nur noch ein schmales Häufchen Elend.
Beide Darsteller tragen diesen tragisch-traurigen Film, der aber immer im Rahmen des herkömmlichen Hollywood-Kinos bleibt, also spannend und kritisch zugleich – und unterhaltsam für ein breites Publikum.

Poster/Foto: Ascot Elite Filmverleih

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Babylon Kreuzberg (OmU); Central Hackescher Markt (OmU); Filmtheater am Friedrichshain (OmU und dt.); International (OmU); Movimento (OmU); Odeon (OmU); Titania Palast Steglitz; Kino in der Kulturbrauerei; Kant-Kino; Colosseum; Yorck

Der Tunnel-Blick: ‚The Wolf of Wall Street***

2. Februar 2014FilmkritikenNo Comments

Der Film basiert auf der – im Gefängnis verfassten – Autobiographie des Bankers Jordan Belfort, der in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts durch betrügerische Machenschaften viele US-Bürger um Geld und Vermögen brachte, selbst aber dadurch gigantischen Reichtum anhäufte und ein Leben in luxuriösen Umgebungen vor allem mit Sex und Drogen führte. Bis die Überschätzung seiner Macht das FBI auf ihn aufmerksam werden lies, seine Betrügereien aufdeckte und ihn vor den Richter brachte, der ihn zur Gefängnisstrafe verurteilte  und sein Vermögen kassierte (mit dem dann zumindest ein Teil der Gläubiger befriedigt wurde).
Hollywood-Regisseur Martin Scorsese schildert in seinem dreistündigen Film diese „wahre Geschichte“ ausschliesslich aus dem Blickwinkel des Jordan Belfort – von Leonardo DiCaprio überzeugend und brillant verkörpert. Belfort spricht direkt in die Kamera, zum Publikum, und erzählt gleichsam im Rückblick seine Story. Wie er als junger Mann das Bankgeschäft in der Wall Street erlernt, dann aber – nach einer Pleite – arbeitslos wird und in einer dubiosen Klitsche unterkommt, die ausschliesslich Schrott-Papiere verhöckert. Durch seine brilliante rethorische Begabung, mühelos diese falschen Papiere an den Mann, an die Frau zu bringen, wird er bald zum Chef dieser Maklerfirma, die nicht in der Wall Street, sondern auf Long Island residiert – auch wenn Belfort selbst mit dem (von einem Magazin verbreiteten) Spitznamen „The Wolf of Wall Street“ geschickt Eigenwerbung betreibt.
Doch seine Lebensbeichte konzentriert sich (in Scorseses Film) nur nebenher auf die dubiosen Aktien-Manipulationen oder die finanz-wirtschaftlichen Machenschaften,  Belfort selbst sagt direkt in die Kamera, dass sich ja keiner dafür wirklich interessiere…
Deshalb erzählt er um so ausführlicher über sein privates Leben:  berichtet von seinen beiden missratenen Ehen, vom Erwerb teuerer Luxus-Wohnungen, Autos, den Jachten und  schildert besonders genüsslich eine schier unendliche Reihe ausschweifender Partys mit viel Sex und Drogen. Optisch ein tolles Bilder-Panorama: von atemberaubenden Luxus-Villen auf Long Island oder in Miami bis zum gierigen Ziehen von Kokain-Linien auf nackten Damen-Hintern.  Alles gesehen durch Bedforts eigene Augen – nur selten wird (genialer Regietrick!) seine Ezählung mit der Wirklichkeit konfrontiert – beispielsweise wenn er zunächst von einer nächtlichen Autofahrt unter starkem Drogeneinfluss erzählt, dann aber der Polizeibericht – als Film im Film – gezeigt wird : wie Belfort vollgedröhnt das Auto unter Umgehung aller Verkehrsregeln rücksichtslos zu Schrott und Asche fährt und nur durch Glück bei dieser wilden Fahrt nicht ums Leben kommt.
Und am Schluss fügt Scorsese noch einen kleinen, makabren Epilog an. Aus dem Gefängnis entlassen, tourt Belfort ungebrochen durch Australien und Neuseeland, um angehenden Aktien-Händlern, die ihn gläubig anstarren, die Tricks beizubringen, wie man allein durch geschickte Rethorik alles verkaufen kann…
Martin Scorseses gelingt ein filmisch brillantes Meisterwerk – und doch hinterlässt diese Selbstbiographie eines betrügerischen Aktien-Händlers, die gleichsam die grosse Finanzkrise vorwegnimmt, einen unbefriedigenden Nachgeschmack. Der Tunnel-Blick ermöglicht zwar die fulminanten Bilderfolge schier endloser Sex- und Drogen-Exzesse, aber er blendet doch Vieles aus, vor allem die Opfer. Auch das politische und sozial-gesellschaftliche Umfeld ist fast ausgespart -  zugunsten der überquellenden Szenen  von Konsum-Räuschen und Lebens-Gier.
Gerade dieser subjektive Blick mag Scorsese und sein Team  zu solch phantasievoller und brillanter, filmischer Umsetzung angeregt  haben, doch fragt sich der überrumpelte Zuschauer am Ende dann doch, ob er nun eine „wahre (autobiographische) Geschichte“ gesehen hat, oder bloss die gängigen Klischees eines schlichten Groschen-Romans.

Foto/Poster: Universal Picture Germany

zu sehen: Central Hackescher Markt (OV); Cine Star Sony Center (OV); Filmtheater am Friedrichshain (OmU); Neues Off (OmU); Odeon (OmU); Rollberg (OmU); Astor Film Lounge; CinemaxX Potsdamer Platz; CineMotion Hohenschönhausen; Cineplex Neukölln Arcaden; Cineplex Spandau; Titania Palast Steglitz; Cubix Alexanderplatz; CineStar Hellersdorf; CineStar Tegel; Filmpalast Treptower Park; Kino in der Kulturbrauerei; Kant-Kino; UCI am Eastgate; Colosseum; UCI Friedrichshain; UCI Gropius Passagen; Zoo-Palast u.a.

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