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Monat: April 2014

Betroffenheits-Drama: „Lauf Junge Lauf“ von Pepe Danquart***

29. April 2014FilmkritikenNo Comments

Der Film erzählt die Geschichte des 9jährigen, jüdischen Jungen Srulik, dem 1942 die Flucht aus dem Warschauer Gettho gelingt, indem er sich auf dem Karren eines gutmütig-mitleidenden Trödlers versteckt. Danach beginnt für ihn eine alptraumhafte Odysee durch die Wälder und weiten Landschaften Polens, wobei er sein Leben durch Betteln, Klauen oder kurz-zeitige Arbeiten auf verschiedenen Bauernhöfen unterhält. Eine Bäuerin, deren Mann und Söhne sich den polnischen Partisanen angeschlossen haben, unterweist Srulik, wie er sich als angeblich polnisches Waisenkind Jurek (samt Rosenkranz und Kreuz-Schmuck) vor den Nazi-Soldaten und deren einheimischen Mitläufern retten kann. Trotz widrigster Umstände wie Hunger, Kälte, Einsamkeit und eines Unfalls beim Dreschen, der ihm die Hand kostet, schlägt Srulik/Jurek sich bis zum Kriegsende durch. Er wird dann von einem jüdischen Funktionär entdeckt und – nach anfänglichem Widerstand – in ein Waisenhaus der Gemeinde gebracht.
Es ist die tatsächliche Geschichte des Yoram Friedmann, der in der 1980er Jahren nach Israel auswanderte, wo dann die Schilderung seiner abenteuerlich-verzweifelten Flucht im vom Nazi-Terror geschundene Polen durch den Schriftsteller Uri Orlev zu einem der erfolgreichsten Jugendbücher weltweit wurde.
Regisseur Pepe Danquart und sein Drehbuchautor Heinrich Hadding haben daraus ein durchschnittlich-solides Abenteuer-Drama gemacht. Historisch zwar korrekt, aber ausschliesslich nach den üblichen, dramaturgischen Regeln eines Jugend-Films arrangiert – szenische Spannung statt nüchtener Beschreibung. Nur wenige Szenen greifen schärfer: etwa wenn ein junger, karrieresüchtiger Arzt die notwendige Arm-Operation des Jungen verweigert, nur weil er Jude ist, oder wenn ein SS-Ofizier den Jungen seiner polnischen Geliebten überlässt, nachdem er selbst ihn vorher erschiessen wollte: aus Mitleid oder Berechnung? Stimmungsvoll die weiten polnischen Landschaften in unterschiedlichen Jahreszeiten mit ihren armen, teils zerstörten Bauerhöfen, überzeugend das gemischte deutsch-polnische Darsteller-Ensemble, vor allem die Verkörperung des Jungen durch das Zwillingspaar Andrej und Kamil Tkacz. Unerträglich jedoch wirkt die immer wieder unterlegte, süssliche Musik die den ganzen Film mit falschem Pathos überzieht und ihn zu einem gegenüber der Vorlage unangemessenen Betroffenheits-Spektakel degradiert.
Vor allem, wenn man bedenkt, mit welch analytischen Feinfühligkeit und mit welch filmischem Einfallsreichtum ein Steven Spielberg (Schindlers Liste), Roman Polanski (Der Pianist) oder auch die polnische Regisseurin Agnieczka Holland (Hitlerjunge Salomon) das Thema Shoa bereits als eindrückliches Kino-Erlebnis gestaltet haben.

Poster/Foto: NFP Verleih

zu sehen: Blauer Stern Pankow; CinemaxX Potsdamer Platz; Filmtheater am Friedrichshain; Kant- Kino; Kino in der Kulturbrauerei; Passage Neukölln

Fade Sex-Psychologie:’Nymphomaniac 2′ von Lars von Trier**

15. April 2014FilmkritikenNo Comments

Direkte (und deshalb nur für Kenner des vorangegangenen ersten Teils verständliche) Fortsetzung der Lebengeschichte der Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg). Sie erzählt sie (in  ausführlichen, filmischen Rückblenden)  dem älteren Jungesellen Seligman (Stellan Skarsgard), der sie zuvor verwundet auf der Strasse gefunden hat und nun in seiner Wohnung versorgt und pflegt.  Es sind die letzten drei Kapitel dieser „education sexuelle“ – sie handeln vom Scheitern der Ehe Joes, ihrem Verlust sexueller Empfindung und den kompromisslos-egozentrischen Versuchen, diese verlorene Lust wiederzufinden. Ob bei einen schwarzen Bruderpaar, einem Arzt mit sadomasochistischer Praxis, mit einer ganz jungen Lesbierin oder als verbal-brutale Erpresserin eines reichen Pädophilen.
Zwischen diesen ausführlichen Lebens-Episoden dehnen sich längliche Dialoge zwischen ihr und dem asexuellen Seligman über „Gott und die Welt“ – in diesem Fall über die speziellen Vor- und Nachteile der römischen und der orthodoxen Kirche, über die Verwendung eines politisch korrekten Vokabulars („Darf man ‚Neger‘ sagen?“) oder über das lebensrettende Knüpfen eine Seil-Knotens (für Bergkletterer). Das Ganze gefilmt in der für Lars von Trier typischen, essayistischen Art: einem Mix aus Spiel- und Dokumentar-Szenen, unterschiedlichen Film-Kadrierungen, mit gelegentlicher Erzählstimme aus dem Off, mit eingeblendeten Schrift- und Bild-Zeichen und allerlei Schnipseln populär-klassischer Musik. Mal ironisch gebrochen, mal dramatisch akzentuiert und mit einem ebenso unlogischen wie überraschenden Film-Ende.
Ein ziemlich krauses Opus aus halbgaren Sex-Theorien und schlichter Küchen-Psychologie, dem eindringliche Szenen wie im ersten Teil (der an Krebs sterbende Vaters von Christian Slater, die komisch-verzweifelte, verlassenen Ehefrau der Uma Thurman) völlig fehlen. Vom “ echten Pornofilm“ – wie ihn Lars von Trier selbst ankündigte – weit entfernt. Und allen freizügigen Sex-Szenen zu Trotz – nur ziemlich fades, hochtrabend-posierendes „Kunst“-Kino.

Poster/Foto: Concorde Filmverleih GmbH

zu sehen: Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); Movimento (OmU und dt.); Bundesplatz-Kino (dt. und OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Filmkunst 66; Filmtheater am Friedrichshain

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