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Monat: August 2013

Promi-geil: ‚The Bling Ring‘ von Sofia Coppola***

20. August 2013FilmkritikenNo Comments

‚Basiert auf einer wahren Geschichte‘ -  heisst es im Vorspann.
2008 verübten fünf Jugendliche in Los Angeles Raubzüge in Villen von Prominenten.
Die fünf Teenies, vier Mädchen und ein Junge, stammen aus gut bürgerlichen, gehobenen Verhältnissen. Ihnen geht es (zunächst) weniger um den materiellen Wert der geraubten Dinge als um den Kick, in die Häuser sogenannter Berühmtheiten, deren Lebenstil sie in Klatsch-Magazinen und auf Webseiten bewundern, einzudringen, deren teure Luxus-Klamotten und Acsessoires anzuziehen, um dadurch sich selbst wie die beklauten Celebrities zu fühlen. Dabei machen es Paris Hilton, Lindsay Lohan oder Orlando Bloom ihnen durchaus nicht schwer: nachlässig lassen sie Hausschlüssel unter der Fussmatte liegen oder Hintertüren offenstehen. Erst nach einiger Zeit kann dieser „Bling Ring“ durch Überwachungskameras dingfest und vor Gericht zu hohen Haft- und Geldstrafen verurteilt werden.
Sofia Coppola schildert diese kuriosen Geschichte als schrill buntes Kaleidoskop – die einzelnen Sequenzen sind knapp gehalten, oft elliptisch angelegt, das Tempo der grell-farbigen Bilder ist rasant und die hippe Musik heizt kräftig ein. Die Jugendlichen scheinen nur an Äusserlichkeiten interessiert, organisieren Partys oder gehen in angesagte Discos, surfen im Internet, kiffen und studieren Facebook-Seiten. Vor allem aber nutzen sie ihre Handys ausdauernd als Fotoapparat für Schnappschüsse mit Freunden oder am liebsten mit einem der kurz auftretenden, bewunderten Stars oder Sternchen.
Coppola zeigt diese heutige ‚Jugend-Kultur‘ ganz ohne moralischen Zeigefinger, gelegentlich nur leicht ironisch: wenn beispielsweise einer der Raubzüge in einer gläsernen Villa vor dem glizernden, nächtlichen Panorama L.A.’s in einer einzigen, starren Einstellung aus einiger Entfernung gezeigt wird und die Jugendlichen wie komische, schwarze Zwerge durch die diversen erleuchteten Räume toben. Dieser kühl distanzierende Blick der Regisseurin ist zugleich auch die Schwaeche des Films – warum die Jugendlichen letzlich so sind und handeln, ihre soziale Einbindung oder ihre inneren Motive, werden nur vage angedeutet, bleiben oberflächlich oder unscharf.
Dennoch besticht Sofia Coppolas Film durch viele raffinierte, optische wie akustische Details, eine gut ausgewählte Darsteller-Crew (darunter Emma Watson) und einen sehr unterhaltsamen Glamour-Effekt:   Hollywoods Glitzer-Welt aus zweiter Hand.

Foto/Poster/Verleih: Tobis Film

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe Kino (OmU); International (OmU); Odeon (OmU); Rollberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Filmtheater am Friedrichshain; Kant Kino; Kino in der Kulturbrauerei; Passage Neukölln

Widerstand und Sühne: ‚The Compagny You Keep – Die Akte Grant‘ von Robert Redford***

10. August 2013FilmkritikenNo Comments

Jim Grant (Robert Redford) ist Bürgerrechtsanwalt in Albany (N.Y.) und alleinerziehender Vater einer elfjährigen Tochter. Doch auf Grund der Festnahme einer ehemaligen Freundin durch das FBI und den darauf folgenden Recherchen eines ehrgeizigen jungen Lokal-Reporters (Shia LaBoeuf) holt ihn eines Tages unerwartet seine Vergangenheit ein:  denn Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre gehörte er einer linksextremen, gewaltbereiten Widerstandsgruppe gegen den Vietnam-Krieg an (historisches Vorbild: die sogenannte ‚Weather Underground Organisation‘). Jetzt gerät er selbst ins Visier der Polizei, die ihn verdächtig bei einem Banküberfall einen Wachmann erschossen zu haben. Er versteckt die Tochter bei seinem Bruder und flieht quer durch die USA, sucht die alten Freunde und Mitgenossen der Untergrundgruppe auf, die ihrerseits inzwischen „normale“ Staats-Bürger geworden sind: Geschäftsmanner, Uni-Professoren oder Rentner. Ziel dieser Flucht ist seine ehemalige Geliebte Mimi (Julie Christie) mit der er eine gemeinsame Tochter hat, sie aber zur Adoption freigab. Mimi könnte als einzige seine Unschuld bei dem Banküberfall beweisen. Doch Mimi – immer noch unbeugsame Idealistin und Weltverbesserin, obwohl sie ihr luxuriöses Leben in Kalifornien durch Drogenhandel bezahlt – weigert sich. Inzwischen hat das FBI Grants Spur (durch Handy-Überwachung!) gefunden, das Netz zieht sich um ihn unerbittlich zusammen…
Robert Redfords Themen sind in all seinen Filmen die gleichen: das Aufdecken von politischen und sozialen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft und wie weit Widerstand dagegen moralisch gehen darf. Er rechtfertig in „The Company You Keep“ die radikale Auflehnung der damaligen Jugend gegen die amerikanische Kriegsführung in Vietnam, er berichtet von den unterschiedlichen Haltungen der einzelnen Mitglieder dieser Gruppe, die vom gewaltlosen Widerstand bis zu Bomben-Anschlägen auf Banken und Regierungsstellen reichte, und er zeigt – das ist die Story des Films -, wie die einstigen linken Freunde ins bürgerliche Leben abgetaucht sind, und wie sich ihre geistige-politische Einstellung geändert hat oder unter Umständen die gleiche geblieben ist. All diese Diskurse verküpften Redford und sein Drehbuchautor Lem Dobbs zu einem spannenden Polit-Thriller, wobei Tempo und Machart eher dem konventionellen, älteren Hollywood-Format entsprechen als dem Stil der aktuell-spektakulären Block-Buster.
Über einige dramaturgische Schwächen – die Story des karriere-geilen, jugendlichen Reporters, der auch noch die ältere, von einem Ex-FBI-Mann adoptierte Tochter trifft; das penetrant familien-vorbildliche Verhältnis zur jungen Tochter mit dem gefühlvollen Happy End – über solche klischeehafte Versatzstücke vermag ein grossartiges Darsteller-Ensemble mühelos hinwegzuspielen – nicht nur der fast 76-jährige Redford selbst mit seinen markanten Gesichtsfalten, sondern auch die älter gewordenenen, aber immer noch mit beeindruckender Präsenz agierenden Stars wie Julie Christie, Susan Sarandon, Nick Nolte oder Stanley Tucci.
Ein klug-unterhaltsamer Polit-Film, der natürlich inbesondere die weltweite Alt-68er Generation interessieren dürfte. Aber vielleicht erfahren ja auch jüngerer Leute dadurch einiges über ihre Väter.

Poster/Foto: Concorde Filmverleih GmbH

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Rollberg (OmU); Bundesplatz-Kino; CinemaxX Potsdamer Platz; Cine Motion Hohenschönhausen; Cineplex Alhambra; Cubix Alexanderplatz; Eva Lichtspiele; Filmkunst 66; Kino in der Kulturbrauerei; Colosseum

Opulente Leere:’La Grande Bellezza‘ von Paolo Sorrentino***

8. August 2013FilmkritikenNo Comments

Ob Regisseur Paolo Sorrentino es will oder nicht: der Vergleich seiner „Grossen Schönheit“ mit Fellinis „La dolce vita“ drängt sich einfach auf – zu ähnlich sind sich die Grundzüge der Story und ihre Verknüpfung mit dem Handlungsort. Ein Autor hadert mit sich und seiner Arbeit und geniesst zugleich das luxuriöse Leben der Super-Reichen in Rom.
Doch wenn es bei Fellini um die Mitlife-Krisis eines von Marcello Mastroianni verkörperten Reporters geht, spielt bei Sorrentino sein bevorzugter Darsteller Toni Servillo einen 65-jährigen Schriftsteller namens Jep Gambardella, dessen Ruhm auf einem einzigen, vor vielen Jahren erfolgreichen Bestseller zurückgeht, und der seitdem sein Leben als Beobachter und Mitläufer der echten wie der halbseidenen Society Roms verbringt. Doch er ist müde geworden über all den Partys und Exzessen, den erotischen und intellektuellen Escarpaden, die ihn durch die noblen Paläste, Bars und Gärten der barocken Metropole geführt haben: vergebens suchte er die ‚grosse Schönheit‘.
Der Film schildert das melancholische Lebensgefühl des auf der Schwelle zum Alter oder Tod stehenden Journalisten in vielen, meist kurzen Episoden – stets vor der traumhaft schön fotografierten Kulisse der ‚Ewigen Stadt‘. Immer wieder tauchen Freunde und Bekannte aus alten Tagen auf, die ihn an seine Vergangenheit erinnern, gipfelnd in der (optischen) Erinnerung an seinen ersten Kuss auf der Insel Giglio, vor der jetzt das Wrack der ‚Costa Concordia‘ liegt.
Doch die resignierend-melancholische Grundstimmung wird immer wieder durch pralle, komische oder satirische Momente unterbrochen: ein Edel-Gallerist zwingt seine minderjährige Tochter zum ‚Action-Painting‘ vor den Snobs einer sich langweilenden Gesellschaft, bei einem kirchlichen Empfang hält ein hochrangiger Kardinal Dauerreden über italienische Koch-Künste, auf üppigen Dachterassen diskutieren Salon-Linke über Moral und politische Haltung oder feiern rauschende Feste mit Koks und Kaviar.
„La Grande Bellezza“ ist optisch hinreissend in seinem eleganten Fluss berückender Bilder – wunderbaren Aufnahmen von den Schönheiten der Stadt Rom und ihren – dem normalen Touristen oft verborgen – Kunstwerken in den Palästen und Gärten. Die vielen schönen, älteren und jüngeren Frauen in ihren luxuriösen Kleidern umkreisen das prägnante Gesicht Toni Servillos in seiner müden Traurigkeit wie funkelnde Sterne; bizarre Szenen wie der Trick mit einer angeblich verschwindenden Giraffe oder das pompöse Abendmahl zu Ehren einer alten Nonne, die aussieht wie eine Schildkröte, verleihen dem Film grotesk-komische Würze.
Insgesamt aber bleibt die Geschichte zu brav und vorhersehbar, ist weder neu noch überraschend. Die vorgeblich so kritsierte Gesellschaft der Reichen Roms wirkt oft klischeehaft und besitzt Züge einer Soap-Opera. Die Dialoge klingen meist geschraubt und preziöse (trotz der klangvollen italienischen Sprache), und auch die unterlegte Musik im modischen Minimal-Sound findet kaum originelle Töne (wenn man beispielsweise an Fellinis kongenialen Nino Rota denkt!).
Wunderbar ist jedoch der Abspann des zwei-ein-halb-stündigen Werkes: eine in vollkommener Ruhe, langsam gleitende Kamerafahrt auf dem Tiber unter den zahlreichen Brücken von Rom hindurch bis am Schluss die machtvolle Engelsburg im milden Licht der Morgensonne erscheint – Blackout!

Poster/Foto: DCM Filmverleih

zu sehen: Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); Babylon Kreuzberg (OmenglU); Blauer Stern Pankow; Capitol; CinemaxX Potsdamer Platz; Delphi; Filmtheater am Friedrichshain;  International; Kino in der Kulturbrauerei; Passage Neukölln

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