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Monat: Januar 2019

Kino & Theater – Januar 2019

17. Januar 20193. Februar 2019Allgemein

SHOPLIFTERS (Familienbande) von Hirokazu Kore-eda (Japan 2018)****

Graue Betonwüste am Rand von Tokio. Hier lebt in ärmlichen Verhältnissen eine fünfköpfige Familie – überwiegend von der Rente der Oma,  Die Mutter geht Gelegenheitsarbeiten nach, ihre mitwohnende Halbschwester jobt in einer Art Peepshow, der Vater und der 12jährige Sohn klauen im Supermarkt die nötigen Lebensmittel. Erst im Lauf des 121 Minuten langen Films stellt sich heraus, daß diese Familie nicht duch Blutsverwandschaft zusammen gehört, sondern aus Personen besteht, die sich duch Zufall und sozialer Isolation gefunden haben. Doch am Ende lösen sich diese „Familienbande“ wieder auf. Eine hochintelligente, ganz in filmische Bilder und einfache Alltagssprche übersetzte Frage, nach Sinn und Bedeutung familiärer Strukturen – ohne Ideologie und mit viel Emphatie. Zurecht gewann der Film 2018 die Goldene Palme in Cannes.

In verschiedenen Berliner Kinos: OmU und dt.Fassung

 

‚VIOLETTER  SCHNEE‘ in der Staatsoper***

Uraufführung der neuen Oper des österreichisch-schweizer Komponisten Beat Furrer. Das Libretto nach einem Text von Wladimir Sorokin stammt von Händl Klaus. Verarbeitet in dem etwa 100-minütigen Musikdrama sind außerdem Eindrücke aus Filmen von Tarkowski sowie eine Ausdeutung des berühmten Breugel-Gemäldes „Die Jäger im Schnee“. Gleich in der Anfangsszene  sitzt die Schauspielerin Martina Gedeck vor diesem Bild im Wiener Museum und erzählt dessen Inhalt – so wie sie ihn deutet. Danach werden fünf Menschen  – ein muteres und ein ängstliches Paar sowie ein grübelnder Einzelgänger  –  in ihrer Behausung dramatisch eingeschneit. Immer stärker wir dieser Schneesturm – am Ende steht die Kathastrophe, nachdem zuvor noch eine seltsame Frau in Weiß – wiederum Martina Gedeck –  gleichsam als Todesbotin aufgetreten war. Die Musik von Beat Furrer erfasst das Geschehen mit ebenso differenzierten wie raffinierten Klängen: butal geballte Bech- und Holz-Bläser-Massen zu Beginn, schwebende, sanft verklingende Steicher-Töne am Ende. Die Inszenierung von Claus Guth setzt auf ein oppulentes Bühnenbild (Etienne Plus) mit enger Kammer, weitläufig-surrealem Treppenhaus (durch das gelegentlich Breugel-Figuren huschen)  und einer düsteren, sich ins Dunkle verlierenden Straße. Komponisten-Kollege Matthias Pintscher dirigiert umsichtig die subtil die Klangvaleurs auslotende Staatskapelle, die Sänger überzeugen in ihren etwas schematisch angelegten Rollen (Anna Prohaska, Elsa Dreisig, Gyula Orendt, Georg Nigl, Otto Katzameier) und die sich überblendenden Videos auf dem Gazevorhang (Arian Andiel) sorgen für die kunstgeschichtlich aufgewertete, unheilschwangere Atmosphäre : Breugels „Jäger im Schnee“ als überzeitlich, warnendes Menetekel.

Premiere: 13.Jan.2019, weitere Vorstellungen: 16./24./26./31.Jan.2019

 

THE FAVOURITE – Intrigen und Irrsinn  / von Yorgos Lanthimos (GB/IR/USA, 2018)

Satirische Komödie am englischen Königshof des frühen 18.Jahrhundert. Obwohl ein Krieg mit Fankreich im Gange ist, interessiert sich die regierende Königin Anne weder um Sieg oder Frieden noch um ihr darbendes Volk. Staatsgeschafte überlässt die kinderlose und hypochondrische Monarchin ihrer Vertrauten und Geliebten Sarah Churchill, der Lady Marlborought. Diese wiederum bestimmt, was das Parlament zu beschließen hat – ein leichtes Spiel bei diesen exzentisch-debilen „Volksvertretern“. Doch unerwartet taucht in Gestalt der mit den Marlboroughts weitläufig verwandten „Cousine“ Abigail eine taffe Konkurrentin auf. Geschickt schleicht sich die junge, blonde Land-Adlige ins Vertrauen der alternden Königin und löst einen bissig-bösen und zugleich komischen  Kampf zweier höchst attraktive Ladys aus.

Regisseur Yorgos Lanthimos („The Lobster“,2015 / „The Killing of a Sacred Deeer“, 2017)  präsentiert den historischen Zicken-Streit mit raffinierten filmischen Mitteln: Kamerafahrten aus der Frosch-Perspektive durch pompöse Galerien und Boudoirs, schrille Montagen von Bild und Ton, surreale Rückblenden und verblüffende An- und Aus-Schnitte. Brilliante, spitzzüngige Dialoge, fantasievoll-elegante Kostüme und spleenige Aktionen der englichen Oberschicht wie Gänse-Wettrennen oder Apfelsinenschlachten bilden ein kurios-dekadentes Panorama vor englicher Schloß- und Landschaftskulisse. Dazu drei fulminante Schauspielerinnen,die mit stolzer Haltung und grimmigem Witz ihre jeweilige Rolle perfekt verkörpern: Rachel Weisz als ehrgeizig-intrigante Sarah Churchill, Emma Stone als scheinbar ehrlich-hübsche, aber äußerst listige Abigail und Olivia Coleman in der eigentlich tragischen Rolle der kinderlosen und geistesschlichten Quenn Anne.

Alle drei Schauspielerinnen, der Regisseur, die Drehbuch-Autoren, der Kameramann, die Szenen- und Kostümbildner sowie der Film als Gesamt-Produktion sind für den diesjährigen Oscar am 24.Februar nominiert.

Seit dem 24.Januar 2019 in den deutschen Kinos

Frisch gestylt: ‚Viktoria und ihr Husar‘ – konzertant in der Komischen Oper****

17. Januar 2019Allgemein

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit erinnert die Komische Oper an Operetten-Komponisten, die von den Nazis ins Exil gezwungen wurden. Deren mehr oder weniger erfolgreiche Werke werden als halbszenische Konzerte geboten – Orchester und Chor nehmen auf der dekorationslosen Bühne Platz, davor sitzen, singen, agieren oder tanzen die Solisten in Kostümen, die die Zeit der jeweiligen Operette andeuten.

Diesesmal galten die beiden Vorstellungen (23. und 30.Dezember 2018) dem ersten großen Erfolg des ungarischen Komponisten Paul Abraham: „Viktoria und ihr Husar“ von 1930. Eine echte Schnulze um die Liebes-Beziehung und -Verwicklung einer Adligen aus der Puszta zu einem feschen Husaren, vorwiegend in den diplomatischen Kreisen zwischen Japan,dem alten Russland und dem ungarischen Heimat-Dörfchen des Paares spielend und mit vielen bekannten Schlagern wie „Pardon, Madame“, „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände, Good Night“ oder „Mausi, süß warst Du heute Nacht“ garniert. Auf die gesprochenen Dialoge wird in der konzertanten Fassung der Komischen Oper verzichtet, der Schauspieler Gerd Wameling sorgt jedoch mit launigen Worten dafür, daß die simpel-sentimentale Handlung bis ins kleinste Detail auch in der hintersten Reihe nachvollzogen werden kann..

Köstlich, wie die Sänger der Komischen Oper mit leicht ironischem Witz ihre Songs, Duette und Ensembles sehr beweglich auf dem schmalen Raum zwischen Rampe und Orchester zur Wirkung bringen. Wobei in erster Linie die beiden Buffo-Paare für begeisterten Applaus im Publikum sorgen, was natürlich vor allem an der jazzigen Musik ihrer Nummern liegt, die allein schon durch ihr schnelles Tempo einfach mitreißen.

Stefan Soltesz ist ein idealer Dirigent für diese sogenannte Jazz-Operette, deren raffiniert instrmentierte Partitur weniger auf süß- sentimentalem Streicherklang als auf stark rhythmisierte Schlagzeug- und Blechbläser-Effekte setzt – schmissige Tanzmusik der späten 1920er Jahre.

Diese konzertante „Viktoria“ dauert knapp 100 pausenlose Minuten –  und wird dank ihrer flotten Darbietung zur charmanten Operetten-Ausgrabung: mit Witz und Ironie und ohne jede tiefere Bedeutung.

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