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Monat: Dezember 2016

Sphinx mit Kodderschnauze: ‚Die Perlen der Cleopatra‘ in der Komischen Oper Berlin****

29. Dezember 2016TheaterkritikenNo Comments

CleopatraOscar Straus, östereichischer Komponist und nicht verwandt mit der berühmten Walzer-Dynastie, schrieb 1923 für den damaligen Super-Star und Bühnen-Liebling Frizzi Massary die drei-aktige Operette „Die Perlen der Cleopatra“. Erfolgreich uraufgeführt in Wien und später auch im Berliner Theater am Nollendorfplatz, bis die Massary wegen der Nazi-Diktatur Deutschland verlassen mußte, und auch die „Perlen der Cleopatra“ im Bühnen-Nil veranken.

Jetzt hat Intendant und Regisseur Barrie Kosky den versunkenen „Perlen“-Schatz wieder gehoben und ihm in einer kunterbunten und witzigen Inszenierung in der Komischen Oper Berlin zu neuem Glanz verholfen. Die Operette ist zwar – im Gegensatz zu Koskys Meinung –  kein Meisterwerk, besitzt aber hübsche, wenn auch nicht Hit-verdächtige Musik, sowie schlagfertige, kabarettreife Dialoge, krankt jedoch an dramaturgischen Schwächen (die falschen Revolutionäre, die angebliche Hungerkatastrophe), was – besonders vor der Pause – das bis dahin flotte Spiel-Tempo unschön drosselt.

Im Mittelpunkt der „historischen“ Ereignisse steht die ägyptische Königin Cleopatra, die zwar fast alles besitzt, nämlich Reichtum und Macht, aber immer noch auf die große Liebe wartet. Bis dahin testet sie diverse Liebes-Sklaven, unter anderen einen Prinzen aus Persien und einen römischen Offizier, indem sie jeweils eine ihrer Liebesperlen in deren Weinglas mischt, sozusagen das Viagra der Antike. Doch leider vergebens, erst als im Schlußakt der schon ältere, etwas trottelige Feldherr Marcus Antonius auftaucht, finden sich das richtige Paar, und Cleopatra bittet Antonius so freudig wie drastisch, sein „Schwert“ in der „Scheide“ zu lassen…

Dagmar Manzel spielt diese Cleopatra virtuos: sie singt und zwitschert, grölt und jodelt, ist feine Dame und schlaue Sphinx, mal resolute Herrscherin, mal derbe Göre. Immer wieder fällt sie auf komische Weise aus geziertem „King’s Speach“ in berlisch-ordinären Dialekt, kommentiert lustvoll und ironisch sich selbst, ihre Hofschranzen oder ihre Liebhaber.  Am köstlichsten jedoch zeigt sich diese Cleopatra im heftig-witzigen Schlagabtausch mit ihrer Katze Ingeborg – eine fulminante „Bauchredner.Nummer“, denn die Katze ist lediglich eine Hand-Puppe, die sich Manzel über die rechten Finger gestülpt hat.

Aber auch ihre Partner sind nicht auf den Mund gefallen: Dominique Horwitz als intrigant-unterwürfiger Minister Pampylos , Dominik Köninger als eitel-blonder, römischer Offizier Silvus und – im Schlußakt – Peter Renz als pummeliger Triumphator Marc Anton.

Attraktiv und sexy zeigt das Tanzensemble viel nackte Haut und flotte Schritte (vom Choreographen Otto Pichler effektvoll erdacht). Bunt gewandet und mit hohen Nofretete-Hüten bildet der Chor den klangschönen Hintergrund, während Vorhang und Wände in schicker, schwarz-weißer Op-Art-Design elegant hoch- und nieder gleiten. (Bühnenbild: Rufus Didwiszus). Eine Augenweide sind die Kostüme, die Victoria Behr mal im historischen, mal im modernen Schnitt schneidern ließ, eine raffinierte Mischung aus seidigen Roben und glitzernden Pailletten-Panzern.

Natürlich haben Regisseur Kosky und Dirigent Adam Benzwi die alte Operette in Wort und Ton heutigem Empfinden angepaßt. Die kecken Dialoge funkeln unaufdringlich mit aktuellen Anspielungen, das Orchester ist bestens aufgelegt, Adam Benzwi heizt den Musiker kräftig ein und läßt die Puppen tanzen, ob Walzer. Foxtrott oder Quick-Step.  Heiße Nächte am „historischen“ Nil, Liebesspiele mit Kodderschnauze, eine burleske Klamotte und ein riesiger Erfolg beim animierten Publikum.

Foto: Iko Freese / drama-berlin.de / Komische Oper Berlin

Premiere: 3.Dezember 2016 / weitere Vorstellungen: 7./10./13./15./19./21./28./31.Dez.16

Fades B-Picture: ‚Manon Lescaut‘ in der Staatsoper im Schillertheater***

25. Dezember 2016TheaterkritikenNo Comments

manonflimmMit „Manon Lescaut“, einem „Drama lirico“ nach dem berühmten französischen Roman von Abbé Prévost, gelang Giacomo Puccini 1893 der internationale Durchbruch. Seitdem gehört die vier-aktige Oper zum Repertoire der Bühnen in aller Welt, auch wenn sie an die Popularität von „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ nicht heranreicht.

2014 erarbeitete der Berliner Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm eine neue „Manon Lescaut“ für das (private) Mikhailovsky-Theater in St.Petersburg.  Diese Inszenierung wurde nun ins Schillertheater übernommen. Regisseur Flimm hatte dabei die weder neue noch originelle Idee, die alte Geschichte in einem Hollywood-Studio der 1950er Jahre spielen zu lassen, Manon als angehender Filmstar, Des Grieux als Kollege und Liebhaber und aus dem vormaligen Steuerpächter und Gönner der Manon wurde ein allmächtiger Studio-Boß. Da die Perspektiven zwischen albernem Backstage-Getümmel und hochdramatisch gedrehter Film-Schnulze, zwischen gemimtem Melodram und wild eigeblendeten, schwarz-weißen Filmschnipseln – echten und ge’facten‘ – ständig wechseln, gerinnt die tragische Geschichte der Manon Lescaut zu einem konfusen und langatmigen Plott im Stil eines faden B-Pictures – im  echten Hollywood wäre dieser Film  sicherlich ein Flop geworden!

Doch wie so oft in der Oper rettet die Musik den Abend. Zwar bleiben die handelnden Figuren dank einfallsloser Personenregie ziemlich blass, doch vermögen Anna Nechaeva als Manon und Riccardo Massi als Des Grieux mit kraftvollem Stimm-Material zu prunken. Nicht immer geschmeidig und nicht sehr ausdrucksvoll, dafür aber mit strahlend-leuchtenden Spitzentönen.  Wie man jedoch pointiert musikaliche Charaktere formen kann, zeigen trefflich Roman Treckel als Manons windiger Bruder Lescaut  und Franz Hawlata als autoritärer „Studio-Boß“ Geronte. In den kleinen Nebenrollen bewähren sich Studierende aus dem Opernstudio des Hauses, während der Chor – einstudiert von Frank Flade – sich wieder einmal klangvoll in Szene setzt. Musikalisch geleitet wird die Aufführung vom Chefdirigenten des St.Petersburger Mikhailovsky-Theaters, dem international auftrebenden Mikhail Tatarnikov: zügig und energiegeladen, gelegentlich etwas pauschal oder grell, jedoch immer auf Spannung und Effekt konzentriert.

Das Publikum spendete Sängern und Musikern kräftigen und lauten Applaus – ganz wie in der italienischen Oper üblich, für die Inszenierung gab’s nur ein müdes Achselzucken.

Foto: Matthias Baus / Staatsoper Berlin

Premiere: 4.Dezember 2016, weitere Vorstellungen: 8./11./16./19./22.Dezember 2016

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