Rainer Allgaier

Theater- und Filmkritiken

  • Theaterkritiken
  • Filmkritiken
  • Berlinale
  • Rainer Allgaier
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Theaterkritiken
  • Filmkritiken
  • Berlinale
  • Rainer Allgaier
  • Impressum
  • Datenschutz

Monat: Februar 2008

Leichen pflastern ihren Weg: „No County for Old Men“ von Joel & Ethan Coen*****

29. Februar 2008FilmkritikenNo Comments

nocountryforoldmen_poster_1.jpgTexas um 1980: Ein geplatzter Drogen-Deal in der steppenartigen Wueste. Ein Koffer voller Dollar’s wird zufaellig gefunden, eine rasante Verfolgungsjagd beginnt. Drei Maenner im Zentrum eines spannenden Katz-und-Maus-Spieles: ein waghalsiger Ex-Vietnam-Soldat (Josh Brolin), ein brutaler Killer (Javier Bardem) und ein amtsmueder Sheriff (Tommy Lee Jones). Eine grausam-blutige Spur zieht sich durch die grandiosen Landschaften von Texas und ueber die nahe mexikanische Grenze -  bis zu einem offenen Ende. In wuchtigen Bildfolgen voller scharf beobachteter Details und sproeden, gleichsam philosophischen Dialogen erzaehlen die Coen-Brueder ihre boese Story: klar, hart und ohne Sentimentalitaet (und fast ganz ohne Musik!). Voller Spannung, aber gleichzeitig lakonisch und distanziert, gelegentlich mit verquerer Komik. Alles ist streng aufeinander bezogen: Erzaehlung, Darstellung, Kamera, Schnitt; kein Bild, kein Ton sind ueberfluessig. Im Rahmen des Western-Genre: eine Geschichte ueber menschliche Gier und immer staerker anwachsende Brutalitaet, vor der am Ende der Sheriff resigniert. Doch die Coen’s zeigen diese grausame Welt schnoerkellos und ohne soziale Traene – die Moral ueberlassen sie dem Zuschauer.
Ein Meisterwerk des zeitgenoessischen,amerikanischen Kino’s – mit einem vierfachen Oscar als verdiente Kroenung !

Plakat-Foto / Verleih : Universal

Blutiger Barbier: „Sweeney Todd“ von Tim Burton**

23. Februar 2008FilmkritikenNo Comments

sweeneytodd_poster_09.jpgSchauer-Romantik im alten London. Ein zu Unrecht verbannter Barbier kehrt nach vielen Jahren zurueck und nimmt mit blitzenden Rasiermessern blutige Rache.  An dem fiesen Richter, der ihn verurteilte und der gleichzeitig Frau und Tochter missbrauchte, sowie an anderen sonderbaren, miesen Kunden. Unterstuetzt von einer gerissenen Pasteten-Baeckerin, die clever die anfallenden Leichen im Keller zu gefragten Leckereien verarbeitet. Am Ende rauscht das Blut in Stroemen durch Strassen und Abwasser-Kanaele. Es ist die opernhaft-ueppige Verfilmung des gleichnamigen Musicals von Stephen Sondheim durch Tim Burton, Regie-Spezialist fuer fantastisch-bizarre Filme („Edward mit den Scheerenhaenden“). Eine Mischung aus Charles Dickens und Grand Guigol. Inszeniert mit allen Raffinessen, die das Kino heute kennt: ausladende Kulissen und Kostueme, ungemein bewegliche Kamera, Licht- und Farbeffekt vom alt-stichigen Sepia bis zu ostereierbunten Traum-Sequenzen. Betont werden Horror und dramatisches Geschehen, die grotesken und ironischen Aspekte der Vorlage dagegen weniger beachtet. Johnny Depp , Silberstraehne im schwarzen Haar, gelingt das Kunststueck, trotz blutigster Haende (fast) Sympathie-Traeger zu werden, waehrend Helena Bonham Carter mehr Dekollte als Persoenlichkeit zu bieten hat. Schoene Chargen wie Alan Rickman (als reicher Richter) oder Sacha Baron Cohen  (als Haarwuchsmittel-Schwindler) ergaenzen das ueberwiegend gut singende und spielende Ensemble. Doch ein Manko laesst sich nicht uebersehen und -hoeren: „Sweeney Todd“ ist ein Musical, das fuer die Buehne nicht fuer den Film geschrieben wurde. Es bleibt – trotz der eleganten Umsetzung – ein Zwitter, dem wegen der fehlenden Live-Atmosphere des Theaters fast die Luft ausgeht.

Plakat / Verleih: Warner

Bilder-Raetsel: „I‘ m not there“ von Todd Haynes**

20. Februar 2008FilmkritikenNo Comments

imnotthere_poster_2.jpgKein Bio-Pic ueber Bob Dylan, sondern eine wilde Bilder-Mischung zu Aspekten des chamaeleongleichen Kuenstlers. Meist sind es nachgespielte Szenen, die sich so haetten ereignen koennen, es aber in Wirklichkeit nie taten. Es gibt auch keine Person in diesem Film-Kaleidoskop, das den Namen Dylan traegt, dafuer treten sechs Darsteller, die in Haltung und Auftreten ihm aehneln koennten, unter Namen wie Jude Quinn oder Jack Rollins auf. (Besonders verblueffend: Cate Banchett in Bestform). Alles mischt sich: Folk und Rock, Kindheitserinnerung und Altersklugheit, Politik und Eheprobleme, ein Motorrad-Unfall und eine Tornee durch England. Dazu (gefakte) Interviews mit Freunden wie Joan Baez, die hier Alice Faber heisst und von Julienne Moore gespielt wird. Eine mal schwarz/weisse mal farbige Mischung aus Rausch und Alptraum, eine anspielungsreiche wie oft undurchsichtige Collage, deren Struktur allenfalls durch die Musik (auch hier viele Cover-Versionen!) erkenntlich wird. Doch wer sich in Dylan’s Welt und Musik nicht auskennt, wird es schwer haben mit diesem bunten Vexier-Spiegel. Man kann einzelnene, raffiniert gestaltete Szenen oder das virtuose Spiel der Darsteller bestaunen, aber wer das Original nicht kennt, der wird mit der Paraphrase wenig anfangen koennen – und sich bald langweilen. Als Hommage an einen aussergewoehnlichen Kuenstler ist der ueber zwei Stunden lange Film ein hochinteressantes Experiment, aber nur fuer Kenner und Fans.  Alle andern verstehen wahrscheinlich nur „Bahnhof“.

Plakat / Verleih: Tobis

Mein Berlinale-Journal 2008

10. Februar 200824. Juni 2018BerlinaleNo Comments

logo_small.gif

THERE WILL BE BLOOD von Paul Thomas Anderson (Wettbewerb)
Monumentales Epos um den Minenarbeiter David Plainview, der nach Silber graebt und Oel findet. Clever und gerissen kauft er den meist unwissenden Farmern das Land, unter dem die Oelfelder liegen, ab und errichtet zwischen 1900 und 1927 ein gigantisches Wirtschafts-Imperium. Er nimmt ein vaterloses Kind als Sohn an, doch bei einem Bohrunfall wird dieser Sohn taub. Sogar einer christlichen Sekte tritt Plainview bei, um auf diese Weise Land fuer die geplante Pipe-Line zum Meer zu erwerben. Doch das Ende des erfolgreichen Tycoon’s sind Suff und Mord. Nach einem Roman von Upton Sinclair breitet Regisseur Paul Thomas Anderson einen gewaltigen Bilderbogen (mit grandiosen Landschafts-Panoramen) aus, ganz auf die zentrale Figur des schlauen, ehrgeizigen und selbstgerechten Magnaten konzentriert – eindrucksvoll verkoerpert von Daniel Day-Lewis. Ungewoehnlich der Sound aus Geraeuschen und Musik verschiedener Stilrichtungen. Auch ein Film ueber Amerika, seine Groesse und seine Gefahren.

Continue reading „Mein Berlinale-Journal 2008“

Mit spitzer Waffe: „Der Krieg des Charlie Wilson“ von Mike Nichols****

9. Februar 2008FilmkritikenNo Comments

derkriegdescharlie_w.jpgEine bissige Satire auf das politische Handeln und Treiben in Washington. Charlie Wilson ist Kongress-Abgeordneter aus Texas und Hans-Dampf auf allen denkbaren Parketts. Ausserdem sitzt er im Verteidigungsausschuss. Aufgestachelt durch die ebenso attraktive wie schlaue Millionaerin Joanne, eine gottesfuerchtige Kommunisten-Fresserin, sowie durch einen abgebruehten CIA-Agenten beginnt er einen diplomatischen und militaerischen Feldzug gegen die Russen in Afghanistan, indem er Dollars in Millionenhoehe im Kongress mobilisiert und einen gigantischen Waffenschmuggel ueber arabisch-israeliche (!) Kanaele einfaedelt. Am Ende ziehen die Russen ab, aber das verwuestete Afghanistan darbt nun ohne amerikanische Hilfe weiter…
Altmeister Mike Nichols hat diese „wahre“ Geschichte aus den 80er Jahren (des letzten Jahrhunderts) zwar konventionell, aber souveraen in Szene gesetzt. Mit flinken, pointen-spruehenden Dialogen, die alles was der US-Politik auch heute noch lieb und teuer ist, durch den scharfgewuerzten Kakao ziehen. Soviel Haeme ueber den den Kongress, seine Politiker und Lobbyisten war im Hollywood-Film lange nicht mehr zu hoeren und zu sehen. Dazu brilliante Darsteller in Bestform wie Tom Hanks als bauernschlauer Texas-Politiker, Julia Roberts als ausgekochte Strippenzieherin und Philip Seymour Hoffmann in der Rolle des zynischen CIA-Mannes. Sicherlich kein Film, der amerikanische Werte und Institutionen grundsaetzlich in Frage stellt, und der auch keine wirklich neuen Erkenntnisse bietet, dafuer aber zwei sehr frech-amuesante Stunden Unterhaltung, die brillant wider den – nicht nur amerikanischen – Stachel loecken.

Plakat / Verleih: Universal

Eierpampe mit Haendel: „Theseus“ in der Komischen Oper*

8. Februar 2008TheaterkritikenNo Comments

theseus.jpg„Theseus“ (London,1713) gehoert nicht zu Haendels staerksten Opern. Die Handlung nur maessig spannend, die Musik gefaellig, routiniert. Also freies Spiel fuer Dirigent und Regisseur. Benedikt von Peter ( 31 Jahre, talentiert, aber noch nicht Herr seiner Moeglichkeiten) versucht aus der etwas wirren antiken Liebesgeschichte um Theseus und Medea eine Art moderner Anti-Kriegs-Oper zu stricken. Tausend Einfaelle und pausenlose Gags, dem bekannten Schmuddel- und Trash-Repertiore von Volks- und Schaubuehne abgekupfert, ergeben aber keine dramatisch ueberzeugende Handlung, sondern verpuffen in netter Beliebigkeit. Eine Schlammschlacht im Regen auf fast leerer Buehne, eine wackelige Bretterbude mit Sofa und Stehlampe, fahrbare Video-(=Ueberwachungs-)Kameras, vor denen die Personen sich wie Superstars bei Bohlen produzieren, viele Plastikmoebel und Nebelmaschinen stossen nicht unbedingt kritisches Nachdenken ueber Politik, Krieg und Leidenschaft an.
Da gewinnt die musikalische Fassung durch den Dirigenten Alessandro di Marchi mehr Format, indem sie ihre Mittel wie z.B. abrupte Ueberblendungen, elektronische Einspielungen oder ungewoehnliche Instrumental-Effekte sehr raffiniert zur Wirkung einfuegt und so geschickt das Gesamtwerk dramatisch bereichert. Das Orchester der Komischen Oper, verstaerkt um einige historiche Instrumente, spielt federnd und kraftvoll. Und das Saenger-Ensemble begeistert durch sehr virtuosen Umgang mit den Koloraturen: Stella Doufexis als strippenziehende Medea, Mariana Rebeka als begehrte Braut Agilea, demgegenueber bleibt Theseus (Elisabeth Starzinger) trotz der schriller Kostuemierung als Rockstar etwas blass. Exzellent die beiden Counter-Tenoere (Hagen Matzeit und David Lee. Wegen dieser sehr ansprechenden musikalischen Qualitaet gewinnt der Abend hohes Format, ist allerdings mit fast vier Stunden Dauer zu lang geraten. Und wen die Spiele der Schuddelkinder in der Eierpampe nicht stoert, der kann sich auch sonst einigermassen gut unterhalten.

Foto:Monika Rittershaus

Toedliche Reise: „Into the Wild“ von Sean Penn****

2. Februar 2008FilmkritikenNo Comments

indiewildnis_poster_01.jpgEin Aussteiger- und Road-Movie im Amerika der 90-er Jahre: Christopher McCandless verlaesst nach erfogreichem College-Abschluss Familie und Heimat, verschenkt seine Ersparnisse, vernichtet Kreditkarte und Sozialversicherungsausweis und trampt quer durch die USA, von Virginia nach Kalifornien. Er verdient unterwegs mit Gelegenheitsarbeiten bei Farmern ein wenig Geld, trifft andere Aussteiger, ein Spaet-Hippie-Paar, ein junges Maedchen, einen seelich-versteiften Rentner. Doch Christopher bindet sich nicht, sucht die „absolute“ Freiheit und bricht in die grosse, leere „Wildnis“ Alaskas auf. Unerfahren im Ueberlebenskampf verhungert er in der menschenleeren Weite.

Der Schauspieler und Regisseur Sean Penn hat aus dieser wahren Geschichte einen sehr amerikanischen Film gedreht – eine Mischung aus Zivilisationskritik und Naturbegeisterung, aber ohne Verklaerung seines Helden (Emile Hirsch). Er zeigt die wohlsituierten, aber zerstrittenen Eltern, das rauhe Leben der Farmer, die innere Zerissenheit altgewordener Hippies, das einsam-trostlose Dasein eines greisen Rentners. Und vor allem die philosophische Utopie von einer absoluten Freiheit – motiviert durch die Schriften von Thoreau und Emerson – die letztendlich an der Gleichgueltigkeit der Natur scheitert. Was Penn aber nur beilaeufig interessiert, ist die Psychologie seiner Personen. Und darin liegt auch die Schwaeche des Films: was den Helden und einen Teil der ihm begegnenden Menschen wirklich bewegt, bleibt vage oder klischeehaft. Hier fehlen intellektuelle Schaerfe und pointierte Zeichnung. Doch die klug ausgesuchten Darsteller, die raffinierte Rueckblenden-Dramaturgie und die nuechtern-klare Fotografie machen „Into the Wild“ zwar nicht zu einem bewegenden, aber zu einem anregend-spannenden Aussteiger-Epos.

Plakat / Verleih: Tobis

Kategorien

  • Allgemein
  • Berlinale
  • Filmkritiken
  • Theaterkritiken
  • Verschiedenes

Neueste Beiträge

  • Ende der Spielzeit 2018/19 in den Berliner Opernhäuser
  • Kino & Theater – Mai / Juni 2019
  • Gelungenes Musiktheater: „Oceane“ in der Deutschen Oper Berlin****
  • Kino & Theater März 2019
  • Meine BERLINALE 2019

Schlagwörter

Nase Reise nach Reims

Archive

  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Juli 2011
  • Juni 2011
  • Mai 2011
  • April 2011
  • März 2011
  • Februar 2011
  • Januar 2011
  • Dezember 2010
  • November 2010
  • Oktober 2010
  • September 2010
  • August 2010
  • Juni 2010
  • Mai 2010
  • April 2010
  • März 2010
  • Februar 2010
  • Januar 2010
  • Dezember 2009
  • November 2009
  • Oktober 2009
  • September 2009
  • August 2009
  • Juli 2009
  • Juni 2009
  • Mai 2009
  • April 2009
  • März 2009
  • Februar 2009
  • Januar 2009
  • Dezember 2008
  • November 2008
  • Oktober 2008
  • September 2008
  • Juli 2008
  • Juni 2008
  • Mai 2008
  • April 2008
  • März 2008
  • Februar 2008
  • Januar 2008
  • Dezember 2007
  • November 2007
  • Oktober 2007
  • September 2007
  • August 2007
  • Juli 2007
  • Juni 2007
  • Mai 2007
  • April 2007
  • März 2007
  • Februar 2007
  • Januar 2007
  • Dezember 2006
  • November 2006
  • Oktober 2006
  • September 2006
Proudly powered by WordPress | Theme: Doo by ThemeVS.