Rainer Allgaier

Theater- und Filmkritiken

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Monat: Februar 2012

Jäger und Gejagter: ‚Shame‘ von Steve McQueen ****

26. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

Brandon Sullivan (Michael Fassbender) ist ein gut aussehender, smarter Mittdreissiger,  arbeitet – gut bezahlt – in einer New Yorker Werbefirma, wohnt in einem luxuriösen Appartement mit Blick aufs Wasser und die gegenüberliegende Skyline. Bindungslos und sex-süchtig. Er sucht den schnellen One-Night-Stand, bestellt Prostituierte zu sich, chattet im Internet, masturbiert häufig. Plötzlich erscheint seine jüngere Schwester Sissy (Carey Mulligan), quartiert sich – angeblich nur für einige Tage – in seiner Wohnung ein. Sie ist in ihrer unverblümten, direkten Lebhaftigkeit äusserlich das Gegenteil des coolen Brandon, innerlich aber eine sehr labile, ihren jeweiligen Gefühlen ausgelieferte junge Frau, die Schutz und Hilfe von ihrem Bruder erwartet. Doch der sieht sich durch Sissy, die gelegentlich als Sängerin in eleganten New Yorker Clubs auftritt, in seiner persönlichen Freiheit und dem Ausleben seiner sexuellen Sucht in die Enge getrieben. Es kommt zu harten Auseinandersetzungen der Geschwister, die in einem Selbstmordversuch Sissy’s enden – Brandon kann sie gerade noch retten. Der Schluss bleibt offen.
Der britische Regisseur Steve McQueen (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, amerikanischen Schauspieler-Legende!), von der bildenden Kunst herkommend, beindruckte 2008 mit seinem ersten Film „Hunger“, einem harten Drama über den Hungerstreik des IRA-Aktivisten Bobby Sands – ebenfalls mit Michael Fassbender in der dominierenden Hauptrolle, wie auch jetzt in McQueen’s zweitem Film „Shame“. Wie „Hunger“ wirkt auch das neues Werk irritierend – sowohl was die Story wie auch ihre filmische Ästhetik betrifft.
Dieses Porträt eines intelligenten Mannes, der jede festere oder tiefergehende Beziehung scheut, dafür süchtig nach häufiger und schneller Befriedigung mit wechselnden Personen (fast ausschliesslich Frauen) ist – ohne dass dabei der moralische Zeigefinger zu erhoben wird – bricht total mit dem immer noch (oft unterschwellig) akzeptierten Sexualverhalten der überwiegend christlich geprägten, westlichen Gesellschaft. (Nicht von ungefähr ist diese Story nur in solchen ‚anonymen‘ Gross-Städten wie New York glaubwürdig).
Steve McQueen schildert Brandons Geschichte in einem betont ruhigen, langsamen Stil – ganz im Gegensatz zu den wilden Schnitt-Orgien des gegenwärtigen Mainstreams. In den Schlüssselszenen hält die Kamera das Bild viele Minuten lang starr fest: beispielsweise wenn Sissy als Sängerin im Club über den Dächern Manhattn’s (in Grossaufnahme) die Sinatra-Hymne auf New York in einem extrem langsamen Tempo singt, oder wenn Brandon eine schwarze Kollegin zum Essen in ein Restaurant einlädt und die beiden, jetzt in unbewegtem Halbnah, einen schier endlosen (wenn auch amüsanten) Small-Talk pflegen.
Wirkungsvoller Kontrast dazu sind ausgedehnte, gleitende Kamerafahrten, die Brandon beim Jogging oder auf der Suche nach Sex durch das nächtliche New York begleiten. Auch die Ton-Spur des Film klingt raffiniert ausgesucht: mal dramatische, tiefe Streicherklänge des Orchesters, mal zarte Cembalo-Klänge von Bach, aber auch stumme Szenen, in denen nur leise Alltags-Geräusche zu hören sind.
Michael Fassbender vermeidet beeindruckend alle aufgesetzte Schauspielerei: allein seine leisen, nervösen Bewegungen, die grossen dunklen Augen lassen ahnen, was in diesem Mann vorgehen könnte: seine innere Einsamkeit, sein Leiden an der (geistigen) Leere seines gegenwärtigen Lebens. Auch Carey Mulligen als seine ihn nervende, unbefriedigt-unglückliche Schwester Sissy überzeugt in ihrer quirligen und verletzlichen Präsenz.
Kein Kino für zwei schöne Stunden, auch kein chic verbrämter Porno für Voyeure – sondern der bis ins letzte Bild ausgefeilte, klug durchdachte Film eines Künstlers: verstörend und intensiv zugleich.

Foto/Poster: Prokino Filmverleih

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe Kino (OmU); International (OmU); Odeon (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Delphi; Kino in der Kulturbrauerei; Neues Off, Neukölln

Grosse Gefühle: ‚Gefährten‘ von Steven Spielberg ***

21. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

Ländliche Idylle im englichen Devon, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Ein Farmer, Veteran des Burenkrieges, ersteigert trotzig ein wertvolles Pferd, obwohl er einen Ackergaul für die harte Feldarbeit bräuchte. Sein jugendlicher Sohn Albert schafft zwar das Wunder, mit dem Joey genannten Pferd den steinigen Acker umzupflügen, doch um die verschuldete Farm endgültig zu retten, verkauft der Vater das Pferd bei Ausbruch des Krieges an das britische Militär. Der Film erzählt nun in vielen Episoden die Odysse dieses Pferdes über die Kriegsschauplätze zwischen Marne und Verdun, schildert wie schon in der ersten Schlacht sein neuer Besitzer fällt, es auf einem belgischen Bauerhof eine neue Heimat findet, dann aber von deutschen Truppen kassiert und als Zugpferd für schweres Geschütz eingesetzt wird. Höhepunkt ist die Szene, in der Joey sich losreist, über die Schlachtfelder und Schützengräben gallopiert, sich in Stacheldraht-Zäunen verfängt: und wie diese geschundene Kreatur gemeinsam von zwei Soldaten – einem Engländer und einem Deutschen – ungeachtet der Kanoneneinschläge um sie herum befreit wird. Am Schluss kommt Joey, zusammen mit dem inzwischen eingezogenen Albert wieder nach Devon zurück: vor gold-rot glühendem Horizont und zu aufrauschender Musik.
Steven Spielberg hat ein populäres Jugend-Buch („War Horse“ von Michael Morpurgo)  verfilmt: im Stil eines breitangelegten Hollywood-Epos. Eine Geschichte der grossen Gefühle und der prächtigen Bild-Panoramen. Altbewährtes, traditionelles Erzähl-Kino mit den neusten filmischen Mitteln und Möglichkeiten in Szene gesetzt. Alles wird leicht überhöht und pathetisch gesteigert: die grünen englichen Landschaften, die grauenhaften Schlachtfelder des ersten Weltkrieges, die kauzigen Bauern in Devon, die arroganten britischen Offiziere, der brutale deutsche Feldwebel, der jugendlich-begeisterte Pferdenarr Albert und das edle Tier selbst – alle sind mit kräftigem Umriss gezeichnete, typische Charaktere und Metaphern zugleich.
Wie weit jugendliche Zuschauer diese episodenreiche, verwickelte Geschichte erfassen und ihre symbolhaltigen Bilder zwischen Kriegsausbruch und Friedensschluss zu deuten vermögen, ist wohl nur individuell zu beantworten. Demgegenüber könnte das hohe Pathos und die meist klischeehafte Zeichnung von Handlung und Personen die erwachsenen Betrachter stören.
Dennoch: Das Raffinement der Erzählung, die Schönheit der Bilder und die Virtuosität mit der alle film-technischen Mittel eingesetzt werden, schaffen grosses Gefühlskino im alten Stil: eine Pferde-Oper als bewegende Unterhaltung für die ganze Familie (Dauer: 2 St. 20 Min.).

Foto/Verleih: Walt Disney

zu sehen:CineStar Sony Center (OV); CinemaxX Potsdamer Platz; Cubix Alexanderplatz; Titania Steglitz; CineMotion Hohenschönhausen; Filmpalast Treptower Park; CineStar Tegel; UCI am Eastgate; Kulturbrauerei; Colosseum; Gropius Passgen Neukölln u.a.

Sensibel: ‚Der Junge mit dem Fahrrad‘ von Jean-Pierre & Luc Dardenne ****

13. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

In einer belgischen Industriestadt schiebt ein Vater seinen zwölfjährigen Sohn ab: in ein Schulheim – angeblich für ein paar Wochen. Dann verschwindet der Vater und der verwirrte Sohn, Cyrill (Thomas Doret), beginnt eine ebenso störrische wie unbeirrte Suche nach ihm. Dabei gerät er durch Zufall an die junge Friseurin Samantha (Cecile de France), die aus einem mütterlichem Impuls heraus sich seiner als Pflegemutter annimmt. Zwar wird der Vater (Jeremie Renier) gefunden – als Koch in einer Kneipe -, aber der macht nur brutal deutlich, dass er mit Cyrill nichts mehr zu tun haben will. Cyrill, ein Fahrrad-Narr, gerät in die Fänge eines Dealers, raubt auf dessen Anleitung einem Tankstellen- und Kioskbesitzer die Tageseinnahmen, immer noch im Glauben, seinem Vater mit dem erbeuteten Geld helfen zu können. Erst nach einem gerichtlichen Vergleich unter tatkäftiger Hilfe der Friseurin beruhigt sich Cyrill langsam und findet in ein entspanntes Verhältnis zu seiner neuen Umgebung.
Mit unbestechlichem, aber von Symphatie getragem Blick folgen die beiden regieführenden Dardenne-Brüder den bitteren Ereignissen, die dem rothaarigen Knirps widerfahren: dass sein Vater, einzige Bezugsperson für ihn, sich so plötzlich und gemein von ihm abwendet. Verwirrung und Orientierungslosigkeit sind die Folgen, Abwehr gegen Alle und Alles, und auch die so mütterlich-selbstlos einspringende Friseuse kann erst allmählich Cyrills abwehrenden Gefühlspanzer durchbrechen. Die Handkamera bleibt immer nah bei den einzelnen Figuren, das titelgebende Fahrrad sorgt für ständige Bewegung innmitten der wenig attraktiven Wohnvierteln mit ihrem hohem Ausländer-Anteil, ein paar Takte klassischer Musik teilen das Geschehen in Abschnitte, die die jeweilige Stufe in diesem jugendlichen Entwicklungsprozess markieren.
Doch im Gegensatz zu den früheren Filmen der Dardennes-Brüder ist „Le gamin au velo“ (so der Originaltitel) ein optimistischeres Werk, das sogar heiter endet: mit einem sommerlichen Fahrad-Ausflug entlang des Maass – weitab vom tristen Beton-Grau und den stereotypen Mietskasernen der Industiestadt, in der die oft menschlich-traurigen Lebensgeschichten ihrer ärmeren Bewohner von den Dardennes so intensiv und vorurteilsfrei beobachtet werden.

Foto/Poster: Alamode Film

zu sehen: fsk (OmU); Hackesche Höfe (OmU); Theater am Friedrichshain; Filmkunst 66; Passage Neukölln

Viva la Diva: ‚Die sieben Todsünden‘ in der Komischen Oper ***

13. Februar 2012TheaterkritikenNo Comments

Ein Abend für und mit Dagmar Manzel. Und das ausschliesslich – fünf Viertelstunden ohne Pause. Das angekündigte Stück „Die sieben Todsünden“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht entstand in Pariser Exil und wurde dort 1933 als ‚Ballett mit Gesang‘ uraufgeführt. Da es aber nur knapp 40 Minuten dauert, hat Regisseur Barrie Kosky, künftiger Intendant des Hauses, den Abend zusätzlich mit 8 Songs von Weill aufgefüllt. Sieben davon singt Dagmar Manzel zunächst vor dem geschlossenen Vorhang, am Flügel diskret begleitet von Frank Schulte: mehr oder weniger populäre Lieder, chronologisch gereiht, aus der Berliner, Pariser und New Yorker Schaffens-Zeit des Komponisten. Dann öffnet sich der Vorhang und auf der leeren, dunkel gehaltenen Bühne sitzt das Orchester, akurat geleitet von der estnischen Dirigentin Kristiina Poska, ab Herbst neue Kapellmeisterin der Komischen Oper.
„Die sieben Todsünden“ erzählen von zwei Schwestern aus Louisiana, die sieben Jahre durch die Grossstädte der USA tingeln, um Geld für die daheim gebliebene Familie (Vater, Mutter, zwei Brüder) und deren kleines Haus am Mississippi zu beschaffen. In der sarkastisch-dialektischen Umkehrung Brechts werden dabei die christlichen Todsünden im Kapitalistischen System ins Gegenteil verkehrt, denn Geld ist wichtiger als die Moral.
Barrie Kosky hat nun die beiden Schwestern (ursprünglich eine Tänzerin und eine Sängerin) zu einer einzigen Person verschmolzen: zur singenden Anna mit den zwei Seelen in einer Brust – der gefühlvollen und der praktischen. Barfuss, in einem altmodischen, blau-grauen Cocktail-Kleid verkörpert Dagmar Manzel diese Anna mal als kesse Göre, mal als resolute Geschäftsfrau. Ihre Familie – ein komisches Männerquartett mit dem Bass als Mutter – bleibt unsichtbar, aus den dunklen Proszeniumslogen tönen nur klangvoll ihre Stimmen. Die Manzel darf auch ein bisschen tanzen, ein paar Charleston-Schritte wagen,oder im Kreis wirbel, darf kichernd kieksen oder dröhnend lachen. Verfolgt von einem Scheinwerfer, der auch mal nur eine Hand, einen Arm oder das Gesicht grell herausleuchtet. Nachdem Anna am Ende ihrer langen und anstrengenden Reise als erfahrene Frau wieder in Louisiana eingetroffen ist, schliesst sich der Vorhang und – ohne jede instrumentale Begleitung – singt die Manzel sehr anrührend die Ballade vom ertrunkenen Mädchen (aus dem Berliner Requiem). Tosender Applaus.
Diese Neuinterpretation der „Sieben Todsünden“ ist eine One-Women-Show geworden, die Dagmar Manzel Gelegenheit bietet, ihre Talente effektvoll, aber diszipliniert auszustellen. Es ist eine kluge, nüchterne Interpretation der Weillschen Musik, jedoch ohne das sinnliche Timbre grosser Vorgängerinnen.
Schade nur, das eine szenische Interpretation des Stückes dabei nicht stattfindet – einer kritischen Konfrontation mit dem Brechtschen Text, der doch nach fast achzig Jahren einigen Alterspeck angesetzt hat, ist Barrie Kosky geschickt ausgewichen, indem er stattdessen der Manzel einen massgeschneiderten Show-Teppich ausgebreitet hat – und den hat die Vollblut-Schauspielerin geschickt für sich genutzt. Wer sollt ihr das verübeln.

Foto: Monika Rittershaus/Komische Oper Berlin

nächste Vorstellungen:22.Februar; 10.März; 13.Juni; 2.Juli

Die Erfindung der (Kino-)Träume: ‚Hugo Cabret‘ von Martin Scorsese ****

10. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

Es sind eigentlich zwei Geschichten, die Martin Scorsese in seinem neuen Film miteinander verquickt – beide spielen in einem märchenhaften Paris des Jahres 1931. Zum einen ist es die Story  des 12-jährigen Hugo, der seit dem Tod seines Vaters heimlich im Bahnhof Montparnasse wohnt und dort alle Uhren des weitläufig-geheimnisvollen Gebäudes überwacht, aufzieht oder zeitlich korrigiert. Doch Hugo’s eigentliches Interesse gilt der komplizierten Reparatur einer mechanischen Puppe, durch die er sich eine Botschaft von seinem (bei einem Brand ums Leben gekommenen) Vater erhofft. Und tatsächlich: mit Hilfe eines herzförmigen Schlüssels, den er zufällig von der Adoptivtochter eines alten Spielzeughändlers erhält,  gibt die roboterähnliche Puppe ein erstes Geheimnis preis…
Die zweite Geschichte, die Scorsese erzählt, schildert das Leben des Film-Pioniers Georges Mellies, einem ehemaligen Zauberkünstler, der als Erster kleine Spielfilme inszenierte (um 1900)  – und so zum Schöpfer eines ebenso naiven wie poetischen Kinos wurde. Doch setzte der erste Weltkrieg und die damit erfolgte Wandlung des Publikumsgeschmacks der weiteren Karriere von Mellies ein Ende, verzweifelt zerstörte er viele seiner Filme. Seinen Lebensunterhalt verdiente er danach als Inhaber eines kleinen Spielwarengeschäftes im Bahnhof Montparnasse. Und hier kreuzen sich dann seine und Hugos Wege : bis zu einem anrührenden Film-Happy-End.
Martin Scorsese, dessen Filme bisher ausschliesslich in einer realistischen, harten Männer-Welt spielten und der sich in den letzten Jahren aber auch sehr für die Rettung und Restaurierung alter Werke engagierte, huldigt mit dieser phantasievollen Kinder-Story vor allem den Pionieren der Filmgeschichte, insbesondere dem ersten, kinematographischen Zauberer Georges Mellies. Raffinierterweise tut er das, indem er die allerneuesten, digitalen Techniken (3D!) verwendet, um die Magie des alten Kinos wieder erstehen zu lassen: seinen bunten Jahrmarktszauber und seine grosse poetische Kraft. So belebt er  auf raffiniert-elegante Weise die alte ‚Reise zum Mond‘ wieder, wo die mittels einer (comicartig gezeichneten) Rakete angereisten, irdischen Mond-Besucher von wundersamen Nixen, Meermännern und fliegenden Fischen bezaubert werden.
Scorsese zitiert jedoch nicht nur Mellies, sondern spielt klug und geschickt mit den Ideen und Errungenschaften des frühen Kinos -  zeigt wild-rasende Eisenbahnen und Verfolgungsjagden durch überfüllte Bahnhöfe, lässt einen giftig-smarten Wachmeister samt zähnefletschendem Dobermann dem Waisenkind Hugo auflauern und verfolgt dann in atemberaubendem Tempo dessen Flucht durch endlose Gänge, über steile Treppen und durch riesige Räderwerke  -  bis Hugo sich in schwindelnder Höhe angstvoll-verzweifelt an den Zeiger der Aussenwand-Uhr klammert wie einst im Stummfilm Harold Lloyd  – und tief unten schimmern traumhaft die Lichterketten eines nächtlichen Paris.
Sicherlich, die Geschichte ist immer vorhersehbar, die Figuren bleiben märchenhaft und manches Detail dramaturgisch unklar. Beispielsweise: was geschah tatsächlich mit dem Notizbuch ?
Ben Kingsley spielt überzeugend den – erst verbitterten, dann aber gütigen – alten Filmpionier Mellies, doch die übrigen Darsteller (oft in winzigen Cameo-Auftritten) und leider auch die beiden Kinder bieten wenig mehr als nette Chargen.
Trotzdem: ein üppiges, virtuoses und vielschichtiges Film-Märchen für Jung und Alt. Ob jedoch die  ‚Generation Facebook‘,  eine der Hauptzielgruppen der Filmindustrie, damit etwas anfangen kann, muss sich erst zeigen.

Poster /Foto: Deutsche Paramount Film Verleih

zu sehen: Cineplex Neukölln; Cubix Alexanderplatz; CineStar in Tegel, in Spandau, am Treptower Park; Gropius Passagen; Kulturbrauerei; UCI Am Eastgate; Titania Palast; Colosseum u.a.

Mein Berlinale Tagebuch 2012

7. Februar 201224. Juni 2018BerlinaleNo Comments

LES ADIEUX DE LA REINE von Benoit Jacquot ***
Zeit: 14.-18.Juli 1789, Ort: das Schloss von Versailles. Die junge Sidonie Laborde (Lea Seydou) ist Vorleserin der Königin Marie Antoinette (Diane Kruger). Unter der zahllosen Dienerschaft gehen Gerüchte über die Erstürmung der Pariser Bastille um, verbreiten Angst und Schrecken und sensibilisieren die allgemeine Beobachtung des hohen Herrscherpaares. Auch dieses scheint verunsichert, bereitet die Flucht ins Ausland vor.  Sidonie, ihrer Königin voll ergeben, muss jedoch auf deren Befehl mit der Grafin P., einer intimen (lesbischen?) Freundin Marie Antoinettes als schützende Begleitung in die freie Schweiz fliehen – ein für sie schmerzhaftes ‚Adieux a la Reine‘.  Ein delikat gefilmter  Bilderbogen, der die grossen gesellschaftspolitischen Umwälzungen im Alltag des betroffenen Versailler Königshofes zu schildern versucht. Elegante Kostüme, prachtvolle Interieurs und gute Schauspieler. Ein unterhaltsamer, nicht allzu tief schürfender Historienfilm mit üppigen Schauwerten.

EXTREMELY LOUD AND INCREDIBLY CLOSE von Stephen Daltry (ausser Konkurrenz) **
Verfilmumng des gleichnamigen Romans von Jonathan Safran Foers. Der knapp 10-jährige Oscar Schnell hat seinen Vater beim Angriff auf das World-Trade-Center verloren. Im Wandschrank des Toten findet er einen Schlüssel mit dem Namen ‚Black‘. Traumatisiert und sich der Mutter entfremdend, sucht er in ganz New York nach einem Besitzer dieses Sicherheitsschlüssels, da er glaubt dadurch sein seelisches Gleichgewicht wieder zu finden. Teilweise begleitet ihn dabei sein stummer Grossvater. Doch der flüssig inszenierte Film bleibt literarische Fiktion, findet keine kinogemässe Umsetzung. Der kindliche Held wirkt hier, im realen und realistisch gefilmten Geschehen nur nervtötend altklug und das aufgesetzte Happy End bleibt verlogen und schal. Schade um die guten Schauspieler, darunter Tom Hanks, Sandra Bullock, Viola Davis und der Kinderstar Thomas Horn.

CESARE DEVE MORIRE von Paolo & Vittorio Taviani ***
Theateraufführung von Skakespeares ‚Julius Cäsar‘ als soziales Projekt in einem römischen Gefängnis. Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Kraftvoll und  klug inszeniert – beginnend mit dem erfogreichen Ende der Aufführung vor Publikum – in Farbe, dann in Schwarz-Weiss die langen und vielfältigen Proben-Stadien und am Film-Ende nocheinmal der Schlussteil der Aufführung (wieder in Farbe). Die starke Symphatie der beiden Regie-Brüder Taviani für diesen Resozialisierungs-Versuch durchzieht den ganzen Film, kritische Informationen spielen keine Rolle.

BARBARA von Christian Petzold ****
Die Geschichte einer Ärztin in der DDR. Da Dr.Barbara Wolf (Nina Hoss) einen Ausreiseantrag gestellt hat, wird sie in ein Provinzkrankenhaus versetzt und ständig überwacht. Sie plant mit Hilfe ihres reichen West-Freundes die Flucht über die Ostsee, doch entschliesst sie sich im letzten Moment in der DDR zu bleiben, da sie glaubt, dass es sinnvoller ist, den Menschen ihres Umfelds als Ärztin psychisch wie physisch zu helfen als im Westen das Leben einer verwöhnten Ehefrau zu führen. Der Film überzeugt weniger durch das allzu konstruierte Drehbuch und seine schlicht-gestrickten Figuren als durch die genau getroffene, bedrückende Alltags-Atmosphäre eines Provinzkaffs im totalen Überwachungsstaat DDR, wo jeder jedem misstraut und sich Freunden und Kollegen nur langsam und vorsichtig zu öffnen bereit ist. Neben der überzeugenden Nina Hoss ein gut ausgewähltes Darstellerensemble. Im filmischen Stil – mit seinen vielen Grossaufnahmen – eher einer TV-Ästhetik verpflichtet.

SHADOW DANCER von James Marsh (ausser Konkurrenz) ****
Intelligenter Psychokrimi vor dem Hintergrund des Nordirlandkonflikts im Belgrad der 1990er Jahre. Im Mittelpunkt eine junge Frau, Colette MacVeigh, aus dem Kreis der IRA, die beim Ablegen einer Bombe in einem Londoner U-Bahnhof verhaftet und vom britischen Geheimdienst vor die Wahl gestellt wird : lange Gefängnisstrafe oder Bespitzelung der eigenen Familie für die Engländer. Colette versucht sich zwischen den verfeindeten Lagern durchzumogeln, um sich und vor allem ihren kleinen Sohn zu retten. Getragen wird dieser spannende Film, der raffiniert wie ein Thriller inszeniert ist, von zarten, blassen Gesicht der Schauspielerin Andrea Risebourough, die dieser zwiegespaltenen Frau in einer von grausam-starrköpfigen Männergesellschaft, eine starke, sehr weibliche Präsens verleiht.

L’ ENFANT D’ EN HAUT von Ursula Meier ****
Simon ist erst 12, aber als Dieb ein Profi. Mit seiner angeblichen Schwester Louise, einige Jahre älter als er, lebt er in einem tristen Hochhaus in einem französische-schweizerischen Ski-Gebiet.
Tagsüber klaut Simon auf der von Touristen übervölkerten Piste, was ihm in die Hände fällt – Skier, Sonnebrillen, Anoraks oder auch Vesperbrote, mit dener er sich ernährt. Später verkauft er die gestohlene, oft teure Marken-Ware zu billigen Preisen, wie es sich gerade ergibt. Die Schwester nimmt gelegentlich Jobs an, z.B. als Reinigungshilfe in den vermieteten Luxus-Chalets oder sie verschwindet einfach mit wechselnden Freunden. Einmal enthüllt Simon, dass Louise in Wahrheit seine Mutter sei – sie bestreitet das sofort. Beide jungen Leute sehnen sich offensichtlich nach menschlicher Wärme, die sie aber weder untereinander noch bei anderen Personen finden. Als die Ski-Saison zu Ende ist, bleibt Katerstimmung, aber beide werden weitermachen – ähnlich den abziehenden Saisonarbeitern der Hotels und Restaurants. Ein sensibles Porträt der beiden jungen Menschen, beide orientierungslos in einer hektisch-geschäftigen Welt, nur auf sich selbst und ihre spröde Zusammengehörigkeit angewiesen : ein bemerkenswerter, genau beobachtender Film, hervorragend fotografiert, mit überzeugenden Darstellern -  ganz ohne Pathos und vor allem ohne filmisch beschönigendes Happy-End.

JAYNE MANSFIELD’S CAR von Billy Bob Thornton ***
Alabahma 1969. Eine steinreiche, erzkonservative Grossfamilie auf einem pompösen Landsitz im typischen ‚Vom-Winde-Verweht‘-Stil.  Zu Beerdigung der einstigen Hausherrin, die nach der Scheidung ein  zweites Mal in England geheiratet hat, reisen die dort angeheirateten und bisher unbekannten Verwandten an : mehr gehasst als geschätzt. Auch sonst hängt der Haussegen ziemlich schief, die erwachsenen Kinder erweisen sich als Taugenichse, kiffende Hippies oder Anti-Vietnam-Demonstranten. Regisseur Billy Bob Thornton, der selbst als kriegs-traumatisierter Sohn und Versager mitspielt, entwickelt eine voll ausgreiffende Familien-Schlacht mit stark komödiantisch-grotesken Einschlägen, die allerdings – nach Mainstream-Manier – in lauter versöhnlichen Tönen endet. Gute Schauspieler (u.a. Robert Duvall und John Hurt als das kauzige, amerikanisch-britisches Gegensatzpaar der Familien-Patriarchen), vielfach witzige Dialoge und eine attraktve Retro-Ausstattung im Stil der Sixtie’s  u.a. mit dem Schuppen, in dem  das Todesauto der verunglückten Jayne Mansfield gegen entsprechenden Eintritt bestaunt werden darf. Gefällige Unterhaltung.

LA MER A L’ AUBE von Volker Schlöndorff *** (Panorama)
Oktober 1941 in der französischen Bretagne: aus Rache für den Mord an einem Nazi-Offizier in Nantes ordnet Hitler die Erschiessung von 150 französischen Geiseln an. Die Behörden vor Ort müssen die Listen mit den Todeskandidaten erstellen. Der Film schildert, wie aus einem Internierungslager für Kommunisten und Juden an der bretonischen Küste 27 Männer ausgewählt und von einem deutschen Wehrmachtskommando füsiliert werden. Dabei konzentriert sich der Spielfilm von Volker Schlöndorff auf drei Personen: den inhaftierten, 17jährigen Schüler Guy Moquet, dessen anrührender Abschiedsbrief an seine Familie jährlich an den Schulen Frankreich vorgelesen wird, den deutschen Dichter und damaligen Offizier Ernst Jünger, der den barbarischen Akt nur als distanzierter Beobachter wahrnehmen will, und den noch jungen Wehrmachtssoldaten Heinrich Böll, der – historisch unkorrekt – an dem Massaker teilnehmen muss und dabei seelisch und körperlich zusammenbricht. Ein konventionelles, handwerklich solides Film-Drama, eine grauenvolle Episode deutscher Nazi-Geschichte, deren aufklärerisch-pädagogische Absicht, die künstlerische weit übertrifft.

WAS BLEIBT von Hans-Christian Schmid ***
Deutsches Familiendrama im Milieu der Besserverdiener. Ein Verleger (Ernst Stötzner), wohnhaft in modern-eleganter Villa im Siegkreis, versammelt die engere Familie an einem Sommer-Wochenende um sich, um zu verkünden, dass er sich aus Altersgründen sich vom Geschhäft zurückzieht. Der ältere Sohn (Sebastian Zimmerl) ist Zahnarzt, doch die (von Vater bezahlte) Praxis läuft nicht, der jüngere (Lars Eidinger) ist ein halbwegs erfolgreicher Autor, hat aber Eheprobleme und sich von seiner Frau getrennt. Die Mutter Corinna Harfouch), manisch depressiv, fühlt sich unterfordert – verübt Selbstmord. Alltags-Probleme und Beziehungsgeschichten zwischen und unter den verrschiedenen Generationen, flüssig inszeniert, gute Dialoge und ausgezeichnete Darsteller.
Kein grosser, aber in seiner konzentrierten Erzählweise ein ansprechend-kluger Film.

CAPTIVE von Brillante Mendoza ***
Nach realen Vorkommnissen im Jahr 2001 gedrehtes Entführungsdrama auf den Philippinen. Die muslimische Terrorgruppe Abu-Sayyaf entführt eine Gruppe aus Touristen, Entwicklungshelfer und Missionaren und zwingt sie zu einem monatelangen, strapaziösen Marsch durch den Dschungel. Soldaten der Regierung erweisen sich als unfähig, die Geiseln zu befreien, eher gefährdet sie die erschöpften Menschen durch wahllose Schiessereien. Mit der Zeit entwickeln sich ambivalente Beziehungen zwischen Entführer und Entführten. Auch die Natur und die einheimische Bevölkerung, soweit sie ins Bild kommt, scheinen in merkwürdig schillernder Beleuchtung.

Spannend und raffiniert inszeniert, bleiben jedoch die Absichten des Regisseurs undeutlich. Isabelle Huppert ordnet sich dem Darstellerensemble aus Profis und Laien perfekt ein.

HAYWIRE von Steven Soderbergh ** (ausser Konkurrenz)
Action-Thriller des vielbeschäftigten US-Regisseurs. Temporeicher Agenten-Krimi durch den schneebedeckten State New York, durch enge Gassen in Barcelona, über die Dächer von Dublin und am Strand New Mexico’s. Der Plott ist so verschachtelt, dass das Interesse des Zuschauers immer wieder zu erlahmen beginnt. Im Mittelpunkt: die Mixed-Martial-Art-Kämpferin Gina Carano, die hier ihr Filmdebut gibt: als ebenso elegante wie schlagkräftige Agentin. Um sie herum ein körperlich nicht ganz so fittes, dafür aber glamouröses Männer-Ensemble: Michael Douglas, Michael Fassbinder, Ewan McGregor, Antonio Banderas. Handwerklich gekonnter Mainstream, ansonsten überflüssig.

CSAK A SZEL (Just the Wind) von Bence Fliegaufs ****
Im Wald am Stadtrand einer ungarischen Stadt: ein kleine Siedlung von heruntergekommenen Häusern, bewohnt von Roma-Familien. Eine dieser Familien beobachtet der Film einen Tag lang, vom morgendlichen Aufstehen der Mutter, die zur Arbeit als Putzfrau in der Stadt geht, der Tochter im Teen-Alter, die zur Schule muss, während ihr jüngerer Bruder schwänzt. Der Vater ist in Kanada, sobald genügend Geld vorhanden, will der Rest der Familie nachkommen. Denn die allgemeine Stimmung im Land ist romafeindlich und nachdem am Abend wieder alle zu Bett gegangen sind, wird die Familie im Dunkeln überfallen und brutal erschossen. Die sehr bewegliche Handkamera verfolgt die verschiedenen Familienmitglieder diesen einen sommerlichen Tag über, bleibt ganz dicht bein ihnen. Und zeigt nebenbei wie sie auf eine abweisende Haltung bei der übrigen Bevölkerung stossen: beim Busfahrer, bei den anderen Putzfrauen, bei einer Gruppe auf der Strasse herumlungernder, saufender Männer. Ein intensiver Blick in ein beunruhigend-ärmliches Milieu und in eine brutale Welt, in der blanker Fremdenhass regiert. Ein Film – nur von ein paar sparsamen Tönen unterlegt – ohne pathetische Anklage, aber zutieft erschreckend in seinen genauen, nervös-bedrohlichen Bildern.

GNADE von Matthias Glasner **
Ein deutsches Ehepaar (mit schulpflichtigem Sohn) zieht ins norwegische Hammerfest: Nils (Jürgen Vogel) arbeitet dort als Ingenieur in einer grossen Gasverflüssigungsanlage, seine Frau Maria (Birgit Minichmayr) in einem Sterbehospitz. Bei der Heimkehr von einer Nachtschicht überfährt Maria auf der dunklen, schneebedeckten Landstrasse eine  Schülerin – ohne es zunächst richtig wahrzunehmen. Auch Nils, der darauf hin die Strecke abfährt, findet nichts. Erst ein paar Tage später wird die Leiche in einem Schneeloch entdeckt – doch da es keine Zeugen gibt, verläuft die Untersuchung im Nichts. Erst nach seelischen  Sühne-Qualen und einem dadurch inneren Erstarken ihrer laschen Beziehung, gehen Nils und Maria einige Wochen später zu den Eltern der getöteten Schülerin und gestehen, was vorgefallen ist. Die Polizei wird – so kann man dem Epilog beim heiter-gelassenen Sommerwendfest des Ortes entnehmen – nicht eingeschaltet. Matthias Glasners Film fällt zwiespältig aus: neben grossartigen Bild-Sequenzen, in denen die norwegische Landschaft optisch grandios einbezogen wird und einigen sensibel gestalteten Innen-Szenen ( z.B.wenn Nils und Maria dem Elternehepaar ihre Schuld gestehen), werden weitschweifig und umständlich die einzelnen Etappen des Beziehungs- und Schuld-Dramas aufgeblättert,  dazu diverse Nebenhandlungen (Nils Seitensprung, der Streit des Sohnes mit Schulkameraden) breit eingefügt  und  vor allem raschelt allzu aufdringlich das Papier der Dialoge. Auch bleibt die Geschichte letzlich sehr privat, lässt allgemeinere Aspekte nur teilweise erkennen. Hervorragend dagegen das Darstellerensemble, insbesondere die norwegischen Schauspieler. Fazit: ein hochbegabter, ehrgeiziger Regisseur, ein nur in Teilen überzeugendes, filmisches Schuld-und-Sühne-Drama.

ELLES von Malgoska Szumowska ** (Panorama)
Eine rennomierte Pariser Journalistin (Juliette Binoche) recherchiert über Studentinnen, die durch Prostitution ihr Geld verdienen. Sie interviewt dazu ausführlich zwei junge Frauen (eine Französin und eine Polin), deren Schilderungen von oft bizarren Sex-Erlebnissen in knappen Rückblenden zu sehen sind. Dabei gerät die gut bürgerliche Journalistin, verheiratet, zwei halberwachsene Söhne, mit sich und ihrer eigen Sexualität in Konflikt. Natürlich: Happy-End und neues Glück mit dem Ehemann. Ausser den hübschen Gesichtern der beiden ‚Nutten‘ und der hochelegant gekleideten Juliette Binoche und ihrer menschlich-symphatischen Ausstrahlung hat der Film nichts zu bieten. Nicht einmal für Voyeure.

BEL AMI von Decian Donnellan & Nick Ormerod ** (ausser Konkurrenz)
Ausstattungs-Spektakel nach dem schon mehrfach verfilmten Roman von Maupassant. Die Geschichte eines skrupellosen Aufsteigers in der Pariser Gesellschaft um 1890 – einer Zeit des hemmungslosen Kapitalismus, der Gier und des schönen Scheins. Der Held schläft sich durch diverse Betten der Ehefrauen mächtiger Männer an die Spitze der Gesellschaft, zu Geld und zu Vermögen. Doch statt eines (bösen) aktuellen Gleichnisses schwelgt der Film in oppulenten Kostümen und Paris-Kulissen (gedreht in Budapest). Der amerikanische Teene-Star aus den Vampir-Kassenknüllern, Robert Pattinson, spielt einen dauergrinsenden Schönling, mehr Trottel als berechnender Aufsteiger, aber immerhin ganz attraktiv assistiert von Uma Thurman, Christina Ricci und Kirstin Scott-Thomas. Oberflächliches Kostüm-Kino.

TABU von Miguel Gomes ****
Die alte Aurora lebt mit ihrer schwarzen Haushälterin in einer kleinen Neubauwohnung in Lissabon, verspielt ihr weniges Geld gern im Casino. Ihre Nachbarin Pilar hilft ihr dann aus und steht ihr auch sonst hilfsbereit zur Seite. Als Aurora ins Krankenhaus muss, gibt sie Pilar die Adresse eines alten Freundes, den sie ans Krankenbett holen soll. Doch bis Pilar den alten Herrn in einem Altersheim gefunden hat und mit ihm ins Hospital fährt, ist Aurora schon tot. Der einstige Freund enthüllt nun – in einer  grossen Rückblende – die Vorgeschichte : eine stürmische Liebesaffaire zwischen ihm und der damals verheirateten Aurora im kolonialen Afrika der 1950er Jahre, die nach deren Entdeckung durch Auroras Mann ein abruptes Ende findet – seither haben sie sich nie wiedergesehen. Ein bewusst ‚altmodischer‘ Film, im damals üblichen Schwarz-Weiss-Format und mit vielerlei Anspielungen auf die die Geschichte und die Mythen des Kino. Die Sehnsucht der Alten nach der Vergangenheit, die melodramatische Amour fou, die Exotik des fernen Afrika – all diese Motive werden mal in stummen Spielszenen erzählt, mal als ‚voice-over‘ berichtet, mal als Slapstick, mal als dramatischer ‚Kulturfilm‘. Geräusche und Musik sind oft kontrastierend zu den Bilder eingesetzt, amerikanische Schlager wie portugisisch anmutende Melodien. Dadurch entwickelt der Regisseur Miguel Gomes eine ausgeklügelte, anspielungsreiche Erzählweise – die im Gegensatz   zu ihrer scheinbar ‚tradidionellen‘ Form in Wirklichkeit sehr ungewöhnlich und hochmodern ist  – ein ebenso raffinierter wie kunstvoller Film.

FLYING SWORDS OF DRAGON GATE von Tsui Hark **
Martial-Art-Spektakel in 3D. Fliegende Schwerter und duch die Lüfte sausende Kämpfer beiderlei Geschlechts wirbeln im wildem Tempo durch Wüsten und Sandstürme: ein chinesisches Action-Märchen aus sagenhaften Zeiten – meist in ausgewaschenen Sepia-Gold-Tönen. Dazu westliches Minimal-Music-Gewummere mit chinesischen Gongs  und dröhnendem Schwerterklang kombiniert – nach einer halben Stunde, in der die raffiniert-virtuosen (digitalen) Spezial-Effekte zu bestaunen sind, beginnt das Interesse schnell nachzulassen, da sich die Kung-Fu-Choreographien scheinbar endlos wiederholen -  Langweile breitet sich aus…

BAI LU YUAN (White Deer Plain) von Wang Quan’an *
China zwischen 1912, dem Ende des Kaiserreiches und 1938, dem Überfall der Japaner. Ort: ein Dorf in der Provinz. Zwei Familien-Clans bekämpfen einander, passen sich den politisch-gesellschaftlichen Umbrüchen der Zeit an und nützen dies für den eigenen Vorteil aus: eine Dorfgesellschaft der Mitläufer und Wendehälse. Dazwischen eine attraktive Frau mit sexuellen Anforderungen an ihre verschiedenen Freunde und Ehe-Männer. Ein episch angelegtes Gesellschafts-Panorama, das aber seinem eigenen Ziel kaum gerecht wird: der Film verheddert sich rasch in einzelne Privat-Episoden, besonders in alberne Sex-Szenen,  und verliert darüber den Gesamtzusammenhang. Er schlittert in belanglos-uninteressante Sequenzen, und mündet trotz oppulenter Landschafts-Aufnahmen – inhaltlich wie filmisch – in 188 Minuten ermüdender Langeweile.
 

Rassentrennung als Soap-Opera: ‚The Help‘ von Tate Taylor **

7. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

Frei nach einem US-Bestseller erzählt der Film die Geschichte einer jungen Frau aus der weissen Oberschicht im Staat Mississippi um 1960. Damals verdienten die schwarzen Frauen ihre Hungerlöhne als Dienst- und Kindermädchen, während deren weisse Herrinnen sich ausschliesslich mit Haushalt, Cocktailpartys oder Wohltätigkeitsbällen beschäftigen. Frisch von der Uni zurück will Skeeter, Tochter aus wohlhabendem Haus, Journalistin oder Schriftstellerin werden und führt für ihr erstes Buch Interviews mit den schwarzen Dienstboten über deren soziale Situation, obwohl die damaligen Rassengesetze in Mississippi dies verbieten. Tate Taylors Film, mit professioneller Routine gedreht, bleibt sehr konventionell und bemüht sich vor allem um eine üppige Ausstattung mit Kleidern, Dekors und Autos aus den 50er und 60er Jahren. Viel Neues erfährt der Zuschauer kaum und aus der historischen Distanz von heute wirkt das gefühlvolle Südstaaten-Drama eher wie eine Soap-Opera fürs Fernsehn: eine gut gemeinte Schnulze. Mit vielen renommierten, weiblichen US-Darstellerinnen, die kräftig chargieren dürfen (u.a. Emma Stone, Viola Davis, Jessica Chastain, Octavia Spencer, Sissy Spacek). Das biedere Gesellschafts-Bild bleibt dabei erhalten: Gute wie Böse gibt’s auf beiden Seiten. Weisse und Schwarze müssen sich nur wieder auf die alte Tugend der Zivilcourage besinnen und schon ist die (Kino-)Welt in Ordnung. Und würdig für einige Oscar-Nominierungen.

Poster /Verleih: Walt Disney

der Film startete in Berlin bereits am 12.Dezember 2011 und ist noch zu sehen im Babylon Mitte

Die Kunst des Sport-Geschäfts: ‚Moneyball‘ von Bennett Miller ****

6. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

Baseball ist in den USA ein fast kultischer Massen-Sport – ähnlich wie in Europa nur der Fussball. Doch Bennett Millers „Moneyball“ mit dem deutschen (nicht ganz zutreffenden) Untertitel „Die Kunst zu gewinnen“ ist kein Film über den Sport, dessen Regel hierzulande nur Wenige kennen, sondern eine ganz allgemeine, menschliche Geschichte hinter den Kulissen – die Sportart spielt dabei nur eine Nebenrolle. Im Zentrum steht die Figur des Managers Billy Beane (Brad Pitt), der 2002 die mittelmässige Mannschaft der Oakland Athletics – nach einem Rekordgewinn von 20 Spielen hintereinander – an die Spitze führt. Dazu bedient sich der ehemalige (nicht sehr erfolgreiche) Baseballspieler Beane eines jungen Ökonomen und Daten-Freaks, der – mittels eines computergenerierten Systems – aus bisher unentdeckten Spielertalenten eine neue, hochmotivierte Mannschaft zusammenstellt – zur grossen Verärgerung des Coachs (brilliant: Philipp Seymour Hoffman) und der bisherigen, älteren Talent-Scouts.
Dieser junge Assistent, den Beane durch Zufall entdeckt und vom Fleck weg engagiert, heisst im Film Peter Brand – sein lebendes Vorbild ist der Autor Michael Lewis, dessen Bestseller „Moneyball: The Art of Winning an Unfair Game“ die Grundlage des Film-Drehbuchs bildet.
Der Film zeigt den Kampf der unterschiedlichen Ideen als spannendes Duell, an dessen Ende aber nicht der Sieg der einen Methode steht:  vielmehr die bittere Erkenntnis, das sobald eine Idee sich als gewinnträchtig erwiesen hat, sie sofort vom Gegener übernommen wird und dadurch die alte Ausgangssituation wiederhergestellt ist. Das heisst: mit Beane’s und Brands System kommen die armen Athletics zwar an die Spitze, aber nur kurz, da die reichen Yankee’s oder Red Sox’s sofort die neue Art der Mannschaftsauswahl der Athletics übernehmen und dadurch weiterhin die Oberliga repräsentieren.  Also kein Sportfilm: dafür das virtuos und temporeich inszenierte Porträt eines besessenen, eigenwilligen und nicht immer fairen Managers, dessen einzige Verbindung zur Welt ausserhalb von Baseball seine 12-jährige Tochter ist, die für ihn grossen seelischen Rückhalt bedeutet.
Bratt Pitt spielt diesen willens-starken, gelegentlich brutalen, aber nicht unsensiblen Individualisten grossartig und überzeugend – die Nominierung für den diesjährigen Oscar ist sein Lohn, ebenso wie die Nominierung von Jonah Hill als bester Nebendarsteller, der den Computer-Nerd Peter Brand verkörpert: ein äusserlich schüchtener, dicklich-grosser Junge, aber freundlich und von überragender Intelligenz.
Zwei Stunden spannende und kluge Unterhaltung – auch für den, der gewöhnlich nichts mit Baseball am Hut hat.

Poster/ Verleih: Sony

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Babylon Kreuzberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Kulturbrauerei; Colosseum

Ärger im Paradies: ‚The Descendants‘ von Alexander Payne****

5. Februar 2012FilmkritikenNo Comments

„Trouble in Paradies“ – der Titel der Komödie von Ernst Lubitsch (1932) könnte auch über dem neuen Film von Alexander Payne (‚About Schmidt‘,2002; ‚Sideway‘,2004) stehen. (Deutscher Untertitel: ‚Familie und andere Angelegenheiten‘). Er spielt in Hawaii und schildert wie ein alt-eingesessener Familien-Clan, bestehend aus einem guten Dutzend wohlhabender Vettern und Kusinen, das letze, noch unbebaute Grundstück an einen Chicagoer Investor verkaufen will. Der beabsichtigt aus der unberührten Natur-Bucht ein gewinnbringendes Feriendomizil zu gestalten. Verwalter und Verkaufsbeauftragter des Clans ist ein Familienmitglied, Matt King (George Clooney), ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Wie er zu Beginn des Films selbst erklärt: vielbeschäftigt und strebsam, so dass er das ihn umgebende Paradies kaum wahrnehmen kann. Doch als seine Frau beim Wasserski einen schweren Unfall erleidet und komatös im Krankenhaus liegt, muss Matt sich unerwartet um seine beiden Töchter kümmern, mit denen er seit Jahren nur oberflächliche Berührung hatte. Ausserdem erfährt er, dass seine (sterbende) Frau ihn mit einem Immobilienhändler betrogen hat und an eine Trennung dachte.
Diese familiären Katastrophen rütteln Matt recht brutal wach, er beginnt über sein bisheriges Leben nachzudenken und ganz langsam übernimmt er Verantwortung. Nicht nur bei den beiden recht taffen Töchtern – die ältere halberwachsen und unsicher, die jüngere mit drollig-frechem Charme – und einem gemütlich-kiffenden Schwiegersohn in spe, sondern Matt verweigert nun auch gegen den Willen seiner Vettern und Kusinen die Unterschrift zum Verkauf der Clan-Liegenschaft und entscheidet sich so für den Erhalt eines letzten Natur-Paradieses.
Der Reiz des Films und die Kunst seines Regisseurs Alexander Payne liegen im klugen Ausbalancieren von tragischen und komischen Momenten – im Bild wie im Dialog. Personen und Handlungen werden mit leichter Hand gezeichnet und arrangiert, ohne dramatische oder sentimentale Drücker, so dass Fragen nach der dramaturgischer Konstruktion oder der Wahrscheinlichkeit des Geschehens sich fast gar nicht stellen. Äusserst attraktiv spielen die einzelnen Szenen auf verschiedenen Inseln, zeigen schroffe Berge, blaues Meer und üppig blühende Natur, unterlegt von den typischen, heiter-melancholischen Hawaii-Melodien. Das Darsteller-Ensemble ist bestens ausgewählt, spielt hervorragend und überzeugend bis in die kleinste Nebenrolle. Und Super-Macho George Clooney – in kurzen Hosen, bunt-geblümten Hemden, das wellige Haar deutlich von grauen Strähnen durchzogen – darf sogar am Krankenbett seiner sterbenden Frau Tränen vergiessen – ohne dabei unmännlich oder kitschig zu wirken.
Alexander Payne’s Film ist eine ganz unpathetische ‚education sentimental‘ – ein wenig nachdenklich und sehr unterhaltsam, und in seinem gefälligen (Oberfächen-)Realismus Mainstream in bester Hollywood-Tradition.
Natürlich mehrfach nominiert für den diesjährigen Oscar.

Poster /Verleih: Fox Deutschland

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Central Hackescher Markt (OmU); Rollberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Titania Palast; Cubix Alexanderplatz; Kulturbrauerei; Kant-Kino; Colosseum; Gropius Passagen; CineStar Treptow; CineStar Tegel; Cineplex Spandau u.a.

Ärger im Paradies: ‚The Descendants‘ von Alexander Payne****

5. Februar 2012AllgemeinNo Comments

„Trouble in Paradies“ – dieser Filmtitel von Ernst Lubitsch (1932) könnte auch über dem neuen Film des US-Regisseurs Alexander Payne (‚About Schmidt‘,2002; Sideway‘,2004) stehen. Das scheinbare Paradies ist Hawaii, wo der alt-eingessessene Clan der Familie King das letzte unbebaute Grundstück besitzt: eine traumhaft schöne Bucht mit prächtiger baumbestandener Hügellandschaft im Hintergrund. Die vielen Vettern und Kusinen sind dabei sich über den günstigsten Käufer zu einigen: einen Investor aus Chicago, der ein pompöses Ferienareal darauf plant. Verwalter und Rechtsbeauftragter des Clans ist dessen Mitglied Matt (George Clooney), ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der – wie er zu Beginn des Films erklärt, unter hohem Arbeitseinsatz seinen Job macht und vom umgebenden Paradies wenig mitbekommt. Erst als seine Frau beim Wassserski einen Unfall erleidet, und im Krankenhaus ins Koma fällt, nimmt er seine beiden harwachsenden Töchter wieder war, muss sich plötzlich um sie kümmern – ein leicht überforderter Vater, der zudem auch noch erfährt, dass seine Frau ihn mit einem Immobilienmakler betrügt und sogar an eine Trennung denkt. Ganz langsam erwacht Matt aus seinem eingefahrenen (luxuriöen) Leben und beginnt so etwas wie Verantwortung zu übernehmen: nicht nur für seine Töchter und einen eventuellen Schwiegersohn, sondern auch innerhalb des Familienclans – indem er seine Unterschrift verweigert, das unbebaute Grundstück, ein letztes Stück Natur, meistbietend zu verscherbeln. Die Kunst des Regisseurs Alexander Payne besteht im kunstvollen Ausbalancieren von tragischen und komischen Momenten – im Bild wie im Dialog. Payne verküpft Szenen und Personen so geschickt mit leichter Hand, dass der Gedanke an dramaturgische Konstruktion oder Wahrscheinlichkeit gar nicht aufkommt. Geschickt wechseln die Schauplätze, fliegen Matt und seine Töchter – halberwachsen und unsicher die ältere, von drollig-frechem Charme die jüngere – zwischen den einzelnen Inseln hin- und her, immer unterlegt mit der landestypischen heiter-melancholischen Hawaii-Musik und überzeugend gespielt bis in die kleinen Nebenrollen. Und George Clooney, in Bermuda-Shorts und bunt-geblümten Hemden, im gewellten Haar deutlich graue Strähnen, darf sogar (am Bett der toten Frau) Tränen vergiessen – ohne sentimental zu werden. Payne’s Film ist eine ebenso unterhaltsame wie intelligente ‚education sentimental‘ – sehr amerikanisch in seinem pragmatischen (Oberflächen-)Realismus – bester Mainstream in der Tradition Hollywoods – und natürlich schon mehrfach nominiert für den diesjährigen Oscar.

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