Rainer Allgaier

Theater- und Filmkritiken

  • Theaterkritiken
  • Filmkritiken
  • Berlinale
  • Rainer Allgaier
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Theaterkritiken
  • Filmkritiken
  • Berlinale
  • Rainer Allgaier
  • Impressum
  • Datenschutz

Monat: Juli 2007

Architektur-Ikone: „Sketches of Frank Gehry“ – Dokumentarfilm von Sidney Pollack****

8. Juli 2007FilmkritikenNo Comments

513q55jrg3l._aa240_.jpgMan muss die Bauten von Frank Gehry nicht moegen – aber streiten darueber laesst sich vortrefflich. Die 2005 in Los Angeles gedrehte Dokumentation zeigt den umstrittenen Architekten in ausfuehrlichen Gespraechen mit seinem Freund, dem Hollywood-Regisseur Sidney Pollack („Jenseits von Afrika“,“Tootsie“). Darin geht es vor allem um den kreativen Prozess und seine Bedingungen: wie entsteht Architektur, wann und wie wird aus einer Idee ein Bauwerk, welche Rolle spielen Auftraggeber, welche die finanziellen und ortsabhaengigen Bedingungen ? Natuerlich vermoegen auch die ausfuehrlichen Refexionen des inzwischen 78-jaehrigen Gehry keine eindeutigen Antworten zu geben, aber sie ermoeglichen Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des weltberuehmten Baumeisters, sie zeigen auch wie aeussere Einfluesse, zum Beispiel ein altes Gemaelde von Hyronimus Bosch, Anregungen zu seinen Bau-Ideen liefern koennen. Wie sich aus (fuer Aussenstehende undeutbaren) Skizzen ueber Bastel-Arbeiten mit Holz und Papier langsam der Grundentwurf herausschaelt, und wie der dann mittels Computer zum plastischen Bauplan entwickelt wird. Ein kuensterischer und technischer Prozess zugleich.
Gleichzeitig ergibt sich aus diesen Interviews der kompizierte Lebensweg Gehry’s. Ueber die Kindheit in Kanada, den Umzug der Familie nach Kalifornien, die Suche nach einem Beruf, die ersten unbefriedigenden Versuche als Architekt und endlich der Durchbruch mit extravaganten Privathaeusern. Und auch die Frage taucht auf, ob der Ruhm seinen Werken eher genuetzt oder geschadet hat. Freunde und Kollegen geben kurze Kommentare und Einschaetzunge zur Bedeutung seiner bekanntesten Bauten wie dem Vitra-Museum in Weil,der Sporthalle in Anaheim,dem Bankhaus in Berlin, aber vor allem dem gross-dimensionierten Guggenheim-Museum in Bilbao.
Filmisch wird aus dem Vollen geschopft,die Schauplaetze und Bauten in aller Welt werden ausfuehrlich gezeigt,Statements von Freunden und Kritikern, vom Guggenheim-Chef Thomas Krenz bis zum Musiker Bob Geldof eingeholt. Vielleicht ist dieses Film- Portraet insgesamt etwas zu lang geraten, vielleicht waere eine etwas groessere Distanz zum Portraetierten von Vorteil gewesen, dennoch bieten diese 95 Minuten einen vielschichtigen und anregenden Einblick in die Welt eines der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Foto: Titel der DVD (US-Ausgabe)

Exzentrisch: „Francis Bacon“ – Dokumentarfilm von Adam Low***

7. Juli 2007FilmkritikenNo Comments

m106.jpgFrancis Bacon ist wohl der bekannteste britische Maler des 20.Jahrhunderts. Seine Bilder zeigen ueberwiegend menschliche Gewalt und Deformation. Sie verstoeren und bleiben vielfach raetselhaft. Bacon selbst hat weitgehend Kommentare zu seinen Werken abgelehnt. Auch diese neue, 2005 fuer die BBC gedrehte Dokumentation verzichtet auf eine Interpretation der Bilder, stellt sie aber dafuer in biographische und zeitgeschichtliche Zusammenhaenge. In assoziativer Montage zeigt sie vor allem Aussagen von Freunden und einer Schwester des Kuenstlers, blendet historisches Filmmaterial ein, fuehrt in diverse Wohnungen und in das Atelier Bacons, laesst einen Sprecher dazu die wichtigsten Lebensdaten erlaeutern, und bildet die bedeutendsten, meist grossformatigen Gemaelde in ihren klaren,leuchtenden Farben hervorragend ab. Am faszinierensten aber sind die Ausschnitte aus alten Interviews mit Bacon selbst, in denen er verbal zwar wenig mitteilt, aber durch die Art und Weise wie er sich zu seinem jeweiligen Gegenueber verhaelt, wie er reagiert – dies vermittelt einen starken Eindruck seiner exzentrischen, nie ganz durchschaubaren Persoenlichkeit.
Die Dokumentation ist durch ihre kaleidoskop-artige und temporeiche Machart sehr nterhaltsam, und auch fuer Zuschauer interessant, die mit dem Werk Bacons weniger vertraut sind. Sie schildert in chonologischer Abfolge sein Leben: Geburt 1909 in Dublin; der Vater zuechtet Pferde; nach der Schule Jahresaufenthalt in Frankreich, danach jobt er als Gelegenheitsarbeiter in London; erste, unbedeutende Malversuche. Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges findet er seinen Stil, den er bis zu seinem Tod, 1992 in Madrid, beibehaelt. Offiziel seit den 50er Jahren mit Ausstellungen und Verkaeufen in aller Welt geehrt, fuehrt er privat ein ziemlich ausschweifendes Leben, von Sex und Alkohol bestimmt. Er hat zahlreiche Liebhaber und Lebensgefaehrten, die er meist als Bild-Modelle benutzt und die seine Malerei ebenso – indirekt – beeinflussen wie die jeweiligen zeitgeschichtlichen Ereignisse. Die Dokumentation bietet dafuer dem Zuschauer viele Moeglichkeiten in Bild und Ton – ohne je zu behaupten, dass diese Einfluesse sich 1: 1 in den Gemaelden wiederfinden wuerden. Hier laesst sie dem Betrachter jegliche Freiheit, fordert ihn eher zum Mit-Denken und -Deuten auf.
Eine filmisch spannend gestaltete Kuenstler-Biographie, die sicherlich viele Fragen offen laesst, aber auch anregt, Bacons Bilder mit frischer Neugier zu betrachten.

Mit dem Holzhammer: Lehar’s „Das Land des Laechelns“ in der Komischen Oper ***

2. Juli 2007TheaterkritikenNo Comments

laecheln.jpg Noch vor der Ouvertuere hebt sich der Vorhang: das gesamte Ensemble steht an der Rampe und grimmasiert laechelnd ins Publikum – dann faellt der Vorhang wieder und Kyrill Petrenko dirigiert schwungvoll die musikalische Einleitung zu Ende. Regisseur Peter Konwitschny hat sich diese kurze Szene gleichsam als Ueberschrift zu seiner Lesart der Lehar’schen Operette erdacht.Der romantisch-sentimentalen Romanze rueckt er mit satirischen und farcenhaften Regieeinfaellen zu Leibe. Die Wiener Gesellschaft des ersten Aktes wird so zum vertrottelten Komoedienstadel, dem die naive Lisa nur allzu verstaendlich in die Arme des chinesischen Gesandten entflieht. Doch ihr Traum-China entpuppt sich sehr schnell als brutale Diktatur, in der Napoleon,Caesar,Hitler,Stalin und Bush ein putziges Waffen-Taenzchen miteinander wagen und in der der Mao-aehnliche Onkel die strenge Herrschaft an den ebenso herrischen Enkel weitergibt. Was Wunder, dass das Wiener Maedel abermals die Flucht ergreift. Doch in dieser Neuinszenierung vergebens- kaltbluetig laesst der prinzliche Gemahl sie ermorden, bevor er in Wehmut schluchzt: „Immer nur laecheln…

Mit dieser Inszenierung hat Peter Konvitschny allen Schmalz und Kitsch von der mit rotem Gestaenge und vielen grauen Jalousien umstellten Buehne gefegt. Ob er allerdings deswegen viel Neues erreicht hat, bleibt fraglich. Dass gesellschaftliche Koventionen die wahren Gefuehle verbergen und diktatorische Systeme keine Menschlichkeit zulassen, solche Banalitaeten bieten nur geringen Neuigkeitswert, auch wenn sie mit (zerdehnt gesprochenen) Heiner-Mueller-Zitaten garniert werden – offenbar heutzutage ein Muss fuer „kritische“ Hinterfragung.

Kyrill Petrenko dirigiert die Lehar’sche Musik dagegen ganz konventionell, mit viel Sinn fuer Klangreize und Farbwerte, sueffig und delikat, ohne sentimentale Druecker. Leider vermoegen die Saenger der Hauptrollen (Lisa: Tatjana Gadzik, Prinz: Stephan Ruegamer) nicht mitzuhalten, ihnen fehlen Strahlkraft und Raffinement. Dafuer beweist das Buffo-Paar (Karen Rettinghaus, Tom Erik Lie)
darstellerischen Charme und musikalische Beweglichkeit.

Dieses grob gestrickte „Land des Laechelns“ zeigt weniger das Unzeitgemaesse
dieser „silbernen Operette“ als die Furcht heutiger Regisseure vor gefuehlvollem Unterhaltungstheater und ihre Flucht in den intellektuellen Ueberbau – meist ohne damit theatralischen Gewinn zu erzielen.

Foto: Komische Oper

Kategorien

  • Allgemein
  • Berlinale
  • Filmkritiken
  • Theaterkritiken
  • Verschiedenes

Neueste Beiträge

  • Ende der Spielzeit 2018/19 in den Berliner Opernhäuser
  • Kino & Theater – Mai / Juni 2019
  • Gelungenes Musiktheater: „Oceane“ in der Deutschen Oper Berlin****
  • Kino & Theater März 2019
  • Meine BERLINALE 2019

Schlagwörter

Nase Reise nach Reims

Archive

  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Juli 2011
  • Juni 2011
  • Mai 2011
  • April 2011
  • März 2011
  • Februar 2011
  • Januar 2011
  • Dezember 2010
  • November 2010
  • Oktober 2010
  • September 2010
  • August 2010
  • Juni 2010
  • Mai 2010
  • April 2010
  • März 2010
  • Februar 2010
  • Januar 2010
  • Dezember 2009
  • November 2009
  • Oktober 2009
  • September 2009
  • August 2009
  • Juli 2009
  • Juni 2009
  • Mai 2009
  • April 2009
  • März 2009
  • Februar 2009
  • Januar 2009
  • Dezember 2008
  • November 2008
  • Oktober 2008
  • September 2008
  • Juli 2008
  • Juni 2008
  • Mai 2008
  • April 2008
  • März 2008
  • Februar 2008
  • Januar 2008
  • Dezember 2007
  • November 2007
  • Oktober 2007
  • September 2007
  • August 2007
  • Juli 2007
  • Juni 2007
  • Mai 2007
  • April 2007
  • März 2007
  • Februar 2007
  • Januar 2007
  • Dezember 2006
  • November 2006
  • Oktober 2006
  • September 2006
Proudly powered by WordPress | Theme: Doo by ThemeVS.