Spannendes Polit-Duell: „Frost/Nixon“ von Ron Howard****

Keine Doku, sondern die Verfilmung eines erfolgreichen Londoner Theaterstueckes von Peter Morgan, das ein historisches Fernseh-Duell als verbalen und psychologischen Box-Kampf schildert. 1974 war Richard Nixon wegen der Watergate-Affaire als US-Praesident entlassen worrden, ein Schuldgestaendniss legte er jedoch nicht ab. Erst drei Jahre spaeter aeusserte er sich erstmals oeffentlich zu seiner Karriere und zu Watergate in einem langen – und groesstenteils langweiligen – Fernseh-Interview. Die Absicht Nixons dabei war,  seine Rehabilitation zu erreichen, und er ging deshalb auf das Angebot des nicht sonderlich bekannten, britischen Talkshow-Master David Frost  ein:  ein  – wie er glaubte – journlistisches Leichtgewicht. Und in der Tat gelang es Frost erst am Ende der vier 90-Minuten Sendungen, Nixon dazu zu bringen, Fehler einzugestehen. Wobei offen bleibt, ob dies durch Fragen Frosts unfreiwillig zustande kam oder ob dies Nixons Absicht war.
Der Film des Regisseurs Ron Howard („Apollo 13“, „A Beautiful Mind“) ist im Stil einer rassanten Reportage gebaut, schildert die Vorbereitungen beider Seiten auf die TV-Show , ebenso die kleinen und groesseren Machtkaempfe der Berater hinter den Kulissen. Die Prinzipen und Gesetzte des Fernsehns und seiner Macher (z.B. Geld-Journalismus, Erfolgs-Quoten) werden angedeutet, wie auch kurze Einblicke in das Privatverhalten von Frost und Nixon gezeigt,  bis dann der effektvolle Film in den Nahaufnahmen der Gesichter beim Interview kulminiert. Faszinierend die beiden Darsteller: Michael Sheen als David Frost, ein flott-eloquenter Hallodri mit Blendax-Dauer-Laecheln, der aber weder die Cleverness noch die Intellektualitaet seines Gegners besitzt. Frank Langella spielt diesen Nixon als schwergewichtigen, in-sich-ruhenden Ex-Staatsmann, hochintelligent, schlau und gewitzt, der seinem Spitz-Namen „Tricky-Dick“ voll gerecht wird. Nur am Schluss, wenn er nach einem kurzen Abschiedsbesuch von Frost, allein in seiner Villa am Meer einsam zurueckbleibt, scheint das gefuehls-gepraegte Kino die historische Wahrheit zu ueberlagern.

Foto/Verleih: Universal

zu sehen: Babylon Kreuzberg OmU; Hackesche Hoefe OmU; Neue Kant Kinos 2; Colosseum 2; Yorck; Zoo-Palast u.a.