Hollywood vergoldet Paris: „Manon“ in der Staatsoper ****

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Ein Abend des perfekten Marketing: die derzeitigen Weltstars der Opernszene, Anna Netrebko und Rolando Villazon, beehren Berlin. Der Hoerfunk uebertraegt, das Fernsehn schneidet mit und eine DVD sowie CD kuendigen sich an. Auch sind alle folgenden Vorstellungen ausverkauft. Trotz dieses Medien-Rummels kam eine wunderbare Opern-Auffuehrung im traditionsreichen Musentempel unter den Linden zustanden.

Jules Massenets „Manon“ wurde 1884 uraufgefuehrt. Regisseur Vincent Paterson verlegte die Neuinszenierung – ein Ko-Produktion mit Los Angeles – in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts. Hollywood dreht gleichsam ein Melodram in Paris, eine tragische Love-Story in chicen Dior-Kleidern unterm Eiffelturm. Ein goldener Vorhang und immer wieder hereingefahrene Scheinwerfer oder Kameras setzen allzudeutlicher Sentimentalitaet eine Grenze und doch bleibt – dank der Musik – viel Raum fuer Gefuehl. Hoehepunkt ist Manons Tod: im dunklen Schatten-Riss traegt der Liebhaber sie vor weitem Horizont einem rot-gluehenden Sonnenaufgang entgegen. Musiziert wird auf hoechstem Niveau: Daniel Barenboim laesst nach anfaenglichen Schwierigkeiten die eher an deutsche Kost gewoehnte Staatskapelle leicht und transparent spielen. Anna Netrebko ist eine kindliche, naive Manon mit strahlenden Toenen, Rolando Villazon ein jungenhafter Liebhaber mit dramatischen Akzenten. Das hauseigene Saenger-und Chor-Ensemble ergaenzt aufs Angenehmste. Diese neue glamouroese „Manon“ ist sicherlich keine Jahrhundert-Sensation ( dazu haette es eines ueberragenden Regisseurs bedurft), aber ein optisch schoener und musikalisch glaenzender Opernabend wie man ihn gerne oefters erleben wuerde.

Foto:Staatsoper