Blutiger Barbier: „Sweeney Todd“ von Tim Burton**

sweeneytodd_poster_09.jpgSchauer-Romantik im alten London. Ein zu Unrecht verbannter Barbier kehrt nach vielen Jahren zurueck und nimmt mit blitzenden Rasiermessern blutige Rache.  An dem fiesen Richter, der ihn verurteilte und der gleichzeitig Frau und Tochter missbrauchte, sowie an anderen sonderbaren, miesen Kunden. Unterstuetzt von einer gerissenen Pasteten-Baeckerin, die clever die anfallenden Leichen im Keller zu gefragten Leckereien verarbeitet. Am Ende rauscht das Blut in Stroemen durch Strassen und Abwasser-Kanaele. Es ist die opernhaft-ueppige Verfilmung des gleichnamigen Musicals von Stephen Sondheim durch Tim Burton, Regie-Spezialist fuer fantastisch-bizarre Filme („Edward mit den Scheerenhaenden“). Eine Mischung aus Charles Dickens und Grand Guigol. Inszeniert mit allen Raffinessen, die das Kino heute kennt: ausladende Kulissen und Kostueme, ungemein bewegliche Kamera, Licht- und Farbeffekt vom alt-stichigen Sepia bis zu ostereierbunten Traum-Sequenzen. Betont werden Horror und dramatisches Geschehen, die grotesken und ironischen Aspekte der Vorlage dagegen weniger beachtet. Johnny Depp , Silberstraehne im schwarzen Haar, gelingt das Kunststueck, trotz blutigster Haende (fast) Sympathie-Traeger zu werden, waehrend Helena Bonham Carter mehr Dekollte als Persoenlichkeit zu bieten hat. Schoene Chargen wie Alan Rickman (als reicher Richter) oder Sacha Baron Cohen  (als Haarwuchsmittel-Schwindler) ergaenzen das ueberwiegend gut singende und spielende Ensemble. Doch ein Manko laesst sich nicht uebersehen und -hoeren: „Sweeney Todd“ ist ein Musical, das fuer die Buehne nicht fuer den Film geschrieben wurde. Es bleibt – trotz der eleganten Umsetzung – ein Zwitter, dem wegen der fehlenden Live-Atmosphere des Theaters fast die Luft ausgeht.

Plakat / Verleih: Warner