Stimmkraeftige „Summertime“ : „Porgy and Bess“ in der Deutschen Oper ***

bess.jpgZum Abschluss der diesjaehrigen Spielzeit an der Bismarkstrasse: ein mehrwoechiges Gastspiel der suedafrikanischen „Cape Town Opera“ mit Gershwins „Porgy and Bess“. Da das Kapstaedter Ensemble ueberwiegend aus farbigen Mitgliedern besteht, ist diese amerikanische Volksoper, die vom harten Leben der Schwarzen im Sueden der USA handelt, eine ideale Vorlage fuer eine authentische Auffuehrung. Regisseur Angelo Gobbato hat die Handlung in ein sudafrikanisches Elendsviertel zu Zeiten der Apartheit verlegt : eine Abriss-Birne zerstoert zu Beginn gleich mehrere Haeuser, in den restlichen Bretter- und Wellblech-Buden richten sich die schwarzen Arbeiter mit ihren Familien ein. Rauschgift und Alkohol einerseits, nachbarliche Hilfsbereitschaft und religioese Hoffnung andererseits bestimmen den harten Alltag, den die unterschiedlichen Bewohner mit robustem Lebenswillen zu meistern versuchen. Auch der Krueppel Porgy gibt die Hoffnung auf ein Glueck mit der zwischen Mitleid, Liebe und Lebensgier schwankenden Bess nicht auf.
Leider bleibt die Inszenierung etwas brav und konventionell: sie neigt eher zur pittoreken als zur scharfen Zeichnung des Milieus und laesst die Saenger in mildem Gold-Licht gern an der Rampe und direkt ins Publikum agieren. Aber das darstellerische Temperament und die musikalische Vitalitaet des vielkoepfigen Ensembles ueberspielen die folkloristischen Schwaechen der Inszenierung. 
Der farbige amerikanische Dirigent Willie Waters bringt das Orchester der Deutschen Oper im Laufe des Abend ganz schoen auf Trab, der Chor der Cape Town Opera singt, swingt und tanzt mit spuerbarer Lust und die (taeglich wechselnden) Solisten begeistern durch grosse und kraftvolle Stimmen. Grosse Zustimmung im Publikum fuer einen – vor allem – musikalisch anregenden und populaer-unterhaltenden Opern-Abend.

Foto: Andre Rival / Deutsche Oper