Opulente Traum-Welten: „Inception“ von Christopher Nolan **

Ausladender Action-Film im Milieu globaler Industrie-Spionage. Dom Cobb (ueberzeugend: Leonardo di Caprio) besitzt die Faehigkeit, sich in die Traeume anderer Menschen einzuschleichen und damit zugleich in deren Unterbewusstsein. Auch sein kleiner Mitarbeiterstab teilt mit ihm diese Faehigkeit – man traeumt gemeinsam oder parallell. Von einem japanischen Industrie-Magnaten (Ken Watanabe) erhaelt Cobb den Auftrag, dessen groessten Konkurrenten, das amerikanische Unternehmen Fischer auszuschalten, indem er dessen Wirtschafts-Imperium zerstoert. Denn Cobb vermag nicht nur in fremde Traeume einzudringen, sondern wagt in diesem Fall ein Experiment: naemlich in den Traum des Sohnes und Erben den Gedanken einzuschleussen, nach dem zu erwartenden Tod des alten Fischer, das geerbte und uebernommene Wirtschafts-Imperium aufzuloesen. Als Lohn erhaelt Cobb die Wiedereinreise-Genehmigung in die USA, die er als vermeintlicher Moerder seiner gestorbenen Frau (Marie Cotillard) verlassen musste  – die in Wirklichkeit jedoch Selbstmod beging , wobei er sich an diesem Suicid moralich schuldig fuehlt – , um dort seine heissgeliebten beiden Kinder wieder in seine Arme schliessen zu koennen.
Diesen etwas biederen Plott aus Sience-Fiction-Maerchen und Psycho-Thriller, aus Spionage-Krimi und Ehe-Drama setzt der britisch-amerikanische Regie-Star Christopher Nolan („The Dark Knight“, „Batman Begins“) mit grossem Aufwand und Raffinement brilliant in ueppige Bild-Sequenzen um. Entsprechend der Story laesst Nolan die Traum-Bilder dominieren, die reale Welt bleibt fast ausgespart, was dem Film seinen besonderen Reiz garantiert, indem er Unmoegliches dadurch wahrscheinlich erscheinen laesst. Wilde Verfolgungs-Jagden unter Dampf- und Feuerbaellen, Kampf- und Action-Szenen im Auto auf den regennassen Avenues von L.A. oder mit seltsam-panzeraehnlichen Gefaehrten in tief verschneiten Bergen, quer durch afrikanische Markt-Gassen oder in den raffiniert-verspiegelten Strassen von Paris, die sich gelegentlich wie ein Butterbrot hoch- und uebereinander-zu klappen scheinen – die beeindruckende Aufloesung der Perspektiven im Traum. Und zwischendurch taucht immer wieder – sozusagen in Cobbs Unterbewusstsein – seine verstorbene Frau mit traenenumflortem Blick oder die beiden niedlich-kleinen Kinder auf der Spielwiese auf, allerdings mit abgewendeten Gesichtern.
Die Schau- und Show-Effekte dominieren, sind brillant und verblueffend zugleich, doch – der filmischen Traum-Behauptung zum Trotz – besitzen sie keinen doppelten Boden oder parabelhaften Hintergrund. Alles bleibt Oberflaeche: sehr glatt und schick arrangiert, sehr tempo – und abwechslungsreich geschnitten, von droehnend-dramatischem Orchester-Sound untermalt – Action-Kino in technisch-intelligenter Best-Form, aber intellektuell wie emotional eher bescheiden: diese Traeume, so abenteuerlich und fantasiereich sie optisch auftrumpfen,  beruehren kaum und bleiben blass. Fazit: tolle Verpackung. schlichter Inhalt.