Widerstand und Sühne: ‚The Compagny You Keep – Die Akte Grant‘ von Robert Redford***

Jim Grant (Robert Redford) ist Bürgerrechtsanwalt in Albany (N.Y.) und alleinerziehender Vater einer elfjährigen Tochter. Doch auf Grund der Festnahme einer ehemaligen Freundin durch das FBI und den darauf folgenden Recherchen eines ehrgeizigen jungen Lokal-Reporters (Shia LaBoeuf) holt ihn eines Tages unerwartet seine Vergangenheit ein:  denn Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre gehörte er einer linksextremen, gewaltbereiten Widerstandsgruppe gegen den Vietnam-Krieg an (historisches Vorbild: die sogenannte ‚Weather Underground Organisation‘). Jetzt gerät er selbst ins Visier der Polizei, die ihn verdächtig bei einem Banküberfall einen Wachmann erschossen zu haben. Er versteckt die Tochter bei seinem Bruder und flieht quer durch die USA, sucht die alten Freunde und Mitgenossen der Untergrundgruppe auf, die ihrerseits inzwischen „normale“ Staats-Bürger geworden sind: Geschäftsmanner, Uni-Professoren oder Rentner. Ziel dieser Flucht ist seine ehemalige Geliebte Mimi (Julie Christie) mit der er eine gemeinsame Tochter hat, sie aber zur Adoption freigab. Mimi könnte als einzige seine Unschuld bei dem Banküberfall beweisen. Doch Mimi – immer noch unbeugsame Idealistin und Weltverbesserin, obwohl sie ihr luxuriöses Leben in Kalifornien durch Drogenhandel bezahlt – weigert sich. Inzwischen hat das FBI Grants Spur (durch Handy-Überwachung!) gefunden, das Netz zieht sich um ihn unerbittlich zusammen…
Robert Redfords Themen sind in all seinen Filmen die gleichen: das Aufdecken von politischen und sozialen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft und wie weit Widerstand dagegen moralisch gehen darf. Er rechtfertig in „The Company You Keep“ die radikale Auflehnung der damaligen Jugend gegen die amerikanische Kriegsführung in Vietnam, er berichtet von den unterschiedlichen Haltungen der einzelnen Mitglieder dieser Gruppe, die vom gewaltlosen Widerstand bis zu Bomben-Anschlägen auf Banken und Regierungsstellen reichte, und er zeigt – das ist die Story des Films -, wie die einstigen linken Freunde ins bürgerliche Leben abgetaucht sind, und wie sich ihre geistige-politische Einstellung geändert hat oder unter Umständen die gleiche geblieben ist. All diese Diskurse verküpften Redford und sein Drehbuchautor Lem Dobbs zu einem spannenden Polit-Thriller, wobei Tempo und Machart eher dem konventionellen, älteren Hollywood-Format entsprechen als dem Stil der aktuell-spektakulären Block-Buster.
Über einige dramaturgische Schwächen – die Story des karriere-geilen, jugendlichen Reporters, der auch noch die ältere, von einem Ex-FBI-Mann adoptierte Tochter trifft; das penetrant familien-vorbildliche Verhältnis zur jungen Tochter mit dem gefühlvollen Happy End – über solche klischeehafte Versatzstücke vermag ein grossartiges Darsteller-Ensemble mühelos hinwegzuspielen – nicht nur der fast 76-jährige Redford selbst mit seinen markanten Gesichtsfalten, sondern auch die älter gewordenenen, aber immer noch mit beeindruckender Präsenz agierenden Stars wie Julie Christie, Susan Sarandon, Nick Nolte oder Stanley Tucci.
Ein klug-unterhaltsamer Polit-Film, der natürlich inbesondere die weltweite Alt-68er Generation interessieren dürfte. Aber vielleicht erfahren ja auch jüngerer Leute dadurch einiges über ihre Väter.

Poster/Foto: Concorde Filmverleih GmbH

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Rollberg (OmU); Bundesplatz-Kino; CinemaxX Potsdamer Platz; Cine Motion Hohenschönhausen; Cineplex Alhambra; Cubix Alexanderplatz; Eva Lichtspiele; Filmkunst 66; Kino in der Kulturbrauerei; Colosseum