Bemüht: ‚Aventures/Sur sène/Nouvelles Aventures‘ in der Werkstatt (der Staatsoper)**

Experimentelles Musiktheater der 1950-er und 1960-er Jahre. Mauricio Kagel (Sur sène) und György Ligeti (Aventures/Nouvelles Aventures) mixten Sprach-Laute und Töne zu neuen (nicht seriellen) Klangformaten. „Oper“ für kleine Spielräume und ohne (durchgehende) Handlung. Gegen Konventionen, neuartig, verblüffend, oft ironisch, aber auch – teilweise – die damaligen Hörer irritierend.
Von solch klanglicher oder szenischer  „Verstörung“ kann heute, rund 50 Jahre später, natürlich keine Rede mehr sein.
In der Werkstatt des Schillertheaters jetzt ein neuer Inszenierungs-Versuch durch eine heutige Generation: durch den jungen Regisseur Michal Höppner und den ebenfalls noch jungen Dirigenten Max Renne. Ligetis „Aventures“ (1962) und „Nouvelles Aventures“ (1962 -1965), jeweils für 3 Sänger und 7 Instrumetalisten, umrahmen (ohne Pause) Mauricio Kagels „Sur sène“, ein „kammermusikalisches Theaterstück in einem Akt“ (1959/60) für einen Schauspieler und drei mitagierende Instrumentalisten.
Die Zuschauer sitzen in der abgedunkelten Werkstatt auf schlichten Stühlen, die entlang den vier Wänden aufgereiht sind. In der Mitte ein kleines quadratisches Podest. Die Musiker samt Dirigenten (für die beiden Ligeti-Werke) befinden sich – im Dämmerlicht schwach sichtbar – auf der Werkstatt-Empore.
In „Aventures“ umschleichen drei „Ur-Menschen“ (Lydia Brotherton-Sopran, Lena Haselmann-Mezzo, Markus Hollop-Bass) in hüftlangen Zottel-Perücken und Fell-Andeutungen einen magisch leuchtenden Stein (auf dem Mini-Podium), grummeln, stöhnen, schreien, flüstern, streiten, tanzen und entzünden schließlich eine Feuerfackel. Dann seilt sich – nahtloser Übergang zu „Sur sène“ – der Schauspieler Felix Theissen als ganz in Weiß gehüllter Guru von der Empore herab ab und hält – im Raum herumlaufend – seine ironisch-hochgeschraubte, „musikwissenschaftliche“ (Nonsens-)Rede, wobei ihn immer wieder drei Musiker in Enten-, Frosch- und Schweinchen-Maske umkreisen und mittels bereitstehendem Klavier, Cembalo oder Schlagwerk akustisch in die Parade fahren. Zum Schluß: nach umständlich-unnötiger Umbaupause (mit Pop-Musik vom Band!) die „Nouvelles Aventures“: die drei Sänger nun als „Babys“ (Pyjama und Mützchen) vor je einem fahrbaren Fernsehapparat, auf dessen Schirm der Dirigent in Aktion und Großaufnahme zu sehen ist: als makabrer Tod kostümiert.
Es sind – leider – 70 Minuten albern-aufwendiges „Studententheater“ – beliebig und brav, ein wenig origineller Mummenschanz, wenn auch von den Sängern und Musikern bestens dargeboten. Ligeti wie Kagel hätten eine spannendere, provokativere Deutung und Realisierung ihrer einst so wagemutigen Musiktheater-Experimente verdient.

Foto: Martin Koos/Staatsoper Berlin

Premiere: 14.Nov.; weitere Vorstellungen: 15./ 17./ 19./ 21./ 24.November 2015