Eine Nummer zu groß: Verdi’s „Don Carlos“ im Staatstheater Cottbus***

Großer Ehrgeiz eines mittleren Stadt-Theaters: Verdis groß-dimensionierte Oper auch mit bescheideneren Mittel zu Wirkung zu bringen. Das gelingt nur partiell. Der erste Akt, der im französischen Fontainebleau spielt, wir stark verkürzt und gleichsam auf der Vorderbühne vor einer Wald-Tapete gespielt und somit die Vorgeschichte des Dramas erzählt. Danach der Ortswechsel in ein schwarzes Spanien: flache Treppen beherrschen die Spielfläche, düstere Wände, gelegentlich einpaar Kreuze. Die Personenregie (Martin Schüler) beschränkt sich auf ein heftiges Trepp-Auf und Ab, der Chor müht sich an der Rampe, den Blick meist ins Parkett (oder zum Dirigenten). Musikalisch verleiht Evan Christ dem düsteren Geschehen zügiges Tempo und schillernde Farbe, bleibt aber dem melodiösen Glanz gelegentlich Einiges schuldig. Sängerisch und darstellerisch triumphieren die tiefen Männer-Stimmen: allen voran Andreas Jäpel als Posa mit samtig-glänzendem Bariton und Tilman Rönnebeck als männlich-kraftvoller König Philipp. Aber auch Chrstian Henneberg in der zum Bariton gewandelten Mini-Rolle des Grafen Lerma lässt aufhorchen. Temperamentvoll mit dramatischem Elan: die Eboli von Marlene Lichtenberg – leider fiel ihr hübsches Schleier-Lied der kürzenden Partitur-Schere zum Opfer. Kraftvoll bemüht, aber nur eingeschränkt überzeugend das Liebespaar Carlos –Elisabeth (Jens Klaus Wilde- Stella Motina). Trotz freundlichen Beifalls bleibt am Schluß die Frage offen, oh hier das richtige Stück für den richtigen Ort gewählt wurde.