Ein moderner Klassiker: ‚Jewels‘ / Das Staatsballett Berlin in der Deutschen Oper****

Balanchine Jewels Foto by Carlos Quezada DSC6114George Balanchine, einer der bedeutensten Choreographen des 20.Jahrhunderts, Gründer und langjähriger Leiter des „New York City Ballet“, verband 1967 drei tänzerische Preziosen zu einem seiner bewunderten, neo-klassischen Ballett-Abenden. Drei brilliant geschliffene, je halbstündige Stücke unterschiedlichsten Charakters, getanzt von den damaligen Stars seines berühmten Ensembles. Ohne Handlung, aber inspiriert vom Geist der jeweils gewählten Musik.

1.“Esmeralds“(Smaragde), ein Divertissement für zwei Solopaare, drei Solisten und einem weibllichen Corps de Ballet, beruht auf zwei Bühnenmusiken von Gabriel Fauré(„Pelléas und Melisnade“/“Shylock“). Es sind phantasievolle Variationen klassischern Tanzes, bestechend in seiner leicht melancholischen Anmut und spielerischen Grazie, wobei die ausgefeilten Armhaltungen (‚Port de Bras‘) der Damen – die lange, romantischen Tutüs tragen – diesen „Smaragden“ einen raffiniert-optischen Akzent verleihen. Die Grundfarbe der Ausstattung ist grün.

2.“Rubies“(Rubine) – konzipiert für ein Solo-Paar, eine Solistin und ein gemischtes Corps de ballet – nutzt das 1929 enstandene „Capriccio für Klavier und Orchester“ von Igor Strawinsky (mit dem Balanchine eine lebenslange Freundschaft verband) zu einer furiosen Tanz-Show in leuchtendem Rot. Witzig und anspielungsreich auf Zirkus- und Musical-Elemente, getanzt in hohem Tempo, vielfach mit hochgezogenen, angewinckelten Beinen, gleichsam die tänzerische Interpretation des von kecken Fugato-Teilen durchzogenen „Capriccio“ von Strawinsky.

3.“Diamonds“(Diamanten) bilden in strahlendem Weiß die abschließende Krönung der getanzten Preziosen. Zu Peter Tschaikowskys 3.Symphonie (ohne deren erstem Satz) demonstrieren ein Solo-Paar, mehrere Solisten und ein sehr großes Corps de ballet Glanz und Größe der alten St.Petersburger Ballett-Schule, der Balanchine entstammt, geformt jedoch aus moderner Sicht und endend in einer fulminanten Polonaise, in der sich die Stilmittel der amerikanische Chorusline und der russischen Ballett- Tadition ebenso mitreißend wie prachtvoll verbinden.

Das Staatsballett Berlin hat sich dieses Balanchine-Werkes mit großem Engagemant angenommen. Eine neue Ausstattung durch zwei spanische Künstler – den Dekorateur Pepe Leal und den Modeschöpfer Lorenzo Cprile – wurde angefertigt und bewährte Tänzer und Alt-Mitglieder des New York City Ballets haben die Choreographie mit den hiesigen Tänzern trefflich einstudiert. Leider stehen zur Zeit überragende Solisten-Persönlichkeiten dem Staatsballett nicht zur Verfügung, dennoch wird gut getanzt und dank der überragenden Balanchine-Choreographie überzeugt das Berliner Ensemble weitgehend und erzielt für dieses hübsche Schmuck-Kästchen beim Publikum einen großen, teils begeisterten Erfolg.

Foto: Tomas Quezada / Staatsballett Berlin