Opulent: ‚L´Incoronazione di Poppea‘ in der Staatsoper****

Wiederaufnahme von Claudio Monteverdis letzter Oper (Venedig 1643) anläßlich der Barocktage 2018 in der Staatsoper – teiweise in neuer Besetzung. Die Produktion entstand im letzten Dezember zur Wiedereröffnung des umgebauten und renovierten Operhauses unter den Linden.

Der italienische Dirigent Diego Fasolis hat dafür eine neue Fassung erstellt, die auch Musik anderer Komponisten wie Francesco Cavalli oder Johann Rosenmüller einbezieht und für ein großes Orchester-Ensemble mit vielen historischen Instrumenten erweitert wird.  Der Klang ist ebenso farbig wie differenziert, Rhythmus und Dynamik sind fein ausgewogen, das Sängerensemble wird in seinen oft schwierigen, koloratur-gespickten Partien bestens unterstützt. Auch wenn die vielen, raffinierten musikalischen Details für den Großteil des Publikum kaum nachvollziehbar sind, der Gesamteindruck bleibt mitreißend und prachtvoll.

Die Regisseurin Eva Maria Höckmayr hat einen großen goldenen Teppich ausgebreitet, von der Rampe über die Hinterbühne bis hoch hinauf in den „Himmel“. Auf dieser freien Fläche tummeln sich die Sänger den ganzen langen Abend hindurch, mal als Beobachter des Geschehens im Hintergrund, mal als handelnde Personen in der Mitte: eine Mischung aus aufgedrehter Comedia del* arte und  flotter Revue – eine leicht karikierende Theater-Show in tollen, ausladenden Fantasie-Barock-Kostümen von Julia Rösler. Doch die golden-glitzernde Oberfläche verdeckt über weite Strecken die Vielschichtigkeit und Schärfe von Monteverdis großem Werk. Das temporeiche, effektvolle Spektakel triumphiert über die menschliche Zwiespältigkeit und soziale Zerrissenheit in dieser vielschichtigen Oper.

In der jetzigen Vorstellungs-Serie ist Roberta Mameli eine schlank-attraktive Poppea, während Kangmin Justin Kim als Nero musikalisch perfekte Koloraturen hören läßt, darstellerisch aber sehr blaß bleibt. Bewährt und überzeugend: der Countre-Tenor Xavier Sabata als Poppeas Ex-Ehemann Ottone, die Mezzosopranistin Katharina Kammerloher als verlassene Königin Ottavia sowie  der Baß Franz Josef Selig in der Rolle des zum Selbstmord getriebenen Seneca (wenn auch als Figur etwas zu skuril charakterisiert).

Ungewöhnlich und apart in diesre Inszenierung ist das Aussparen der Götterfiguren, sattdessen singen und spielen Kinder (von Nero und Ottavia?) deren Partien. Und –  im heutigen „queeren“ Zeitalter –  trennt sich während des berühmten Schlußduetts das frisch verheiratete und gekrönte Paar: Poppea bleibt allein zurück während Nero sich entfernt –  in zärtlicher Umarmung mit seinem Freund …