Kluge Irritation: „Die Zauberfloete“ in der Komischen Oper ****

Theater auf dem Theater: Eine Spielleiterin (Elisabeth Trissenar) arrangiert Mozarts „Zauberfloete“ auf der hellen, fast kahlen Buehne. Unterstuetzt von zwei quirligen Assistenten ist sie Moderatorin, Regisseurin und Kommentatorin zugleich.

Die Personen der Oper erscheinen in neuen Facetten: Tamino entpuppt sich als verklemmter Juengling in karrierten Knickerbogger, die Koenigin der Nacht verstuemmelt sich selbst, Sarrastro ist ein koerperlich behinderter Sekten-Fuehrer im Rollstuhl und Papageno, dessen linke Hand noch eine Vogelkralle zeigt, versucht verzweifelt, ein „normaler“ Mensch zu werden. Das Ende der Oper scheint pessimistisch. Regisseur Hans Neuenfels verbluefft durch solch neue und ungewohnte Sichtweisen und vermag sie durch die kluge Umsetzung in kraftvolle Theaterbilder und Buehnen-Aktionen zu beglaubigen. Doch nicht alles gelingt: vieles bleibt raetselhaft oder faellt platt aus, so wenn beispielsweise der Chor am Schluss dem Publikum mit Rotweinflaschen und Baguettes zuwinkt: Franzoesiche Revolution als Zeichen der Freiheit ?

Markus Poschner dirigiert entsprechend der Lesart des Regisseurs: straff, klar, strukturbetont. Das Saenger-Ensemble agiert durchweg trefflich, auch wenn nicht jede Rolle musikalisch optimal besetzt werden konnte. Insgesamt ein Abend, der auf intelligente Weise den Kopf anreg; das Herz aber kommt zu etwas zu kurz.