Melodramatischer Reisser: „Adriana Lecouvreur“ in Neustrelitz ***

Erstaunlich: die Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea (1902) wird in Deutschland kaum gespielt, obwohl sie ein ueberaus effektvolles Werk voll spaetromantischer Melodamatik ist. Das bewies am Wochenende – zumindest musikalisch – eindrucksvoll das Landestheater Mecklenburg im Theater Neustrelitz.

Eine Love-Story mit toedlichem Ausgang. Adriana Lecouvreur, beruehmte Schauspielerin im Paris des Jahres 1730, kaempft mit der Fuerstin von Bouillon um den schoenen Grafen und Kriegsherrn Moritz von Sachsen. Die Intrigen auf und hinter dem Theater enden fuer Adriana toedlich: durch einen vergifteten Veilchen-Strauss. Cilea schrieb eine emotionsgeladene Musik voll italienischen Wohlklangs: zarte lyrische Arien wechseln mit dramatischen Ensemble-Szenen. Fuer die Hauptpartien standen treffliche Saenger zur Verfuegung (Larysa Molnarova, Nadjya Petrenko, Paul McNamara), ueberzeugend in Ausdruck und Gestaltung, aber auch das uebrige Ensemble sowie das Orchester unter der flexiblen Leitung von Stefan Malzew profilierten sich durch ansprechende musikalische Qualitaeten. Leider blieb die Inszenierung unbefriedigend. Aus dem Fundus schienen Austattung und Regie-Einfaelle zu stammen – ein krudes Stilgemix, das den ehe etwas undurch- schaubaren Handlungsablauf mehr verunklaerte und ueberfrachtete als verdeutlichte. Doch die Musik triumphiert: hoffentlicht macht diese Neustrelitzer „Adriana“ auch anderen Buehnen (in der Hauptstadt ?) Mut, dieses spannende Opern-Melodram wieder zu entdecken.