Unter den Daechern von Paris: „Herzen“ von Alain Resnais****

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Leise und andauernd rieselt der Schnee auf das neue, schicke Wohnviertel um die National-Bibliothek. Ein Paar im mittleren Alter sucht eine Wohnung,aber eigentlich ist der Punkt erreicht, sich eher zu trennen. Der eingeschaltete aeltere Makler seinerseits macht seiner Sekretaerin schoene Augen. Die aber verdingt sich zusaetzlich als Nacht-Pflegerin beim grantigen Vater eines Barkeepers – Bibel und Latex-Kleid in der Tasche. Gleichzeitig sucht die junge Schwester des Maklers per Annoncen ihren Traummann. Lauter eisame Herzen im winterlichen Paris

Regisseur Alain Resnais (84) zeigt eine raffinierte Versuchsanordnung. Sechs Personen suchen die grosse Liebe und bedienen sich dazu allerlei Tricks und Macken. Am Ende aber bleiben alle allein wie zu Beginn. Vorlage ist ein engliches Theater- stueck (von Alan Ayckbourn) und Resnais laesst darum mehrmals die exquisiten Innenraeume deutlich als Kulissen erkennen. Auch die Personen changieren zwischen psychologischem Realismus und stilisierten Verhaltensmustern. Farcenhafte Zuege wechseln bruchlos mit fast tragischen Momenten: ein intelligentes Spiel um Einsamkeit, Kontaktschwierigkeiten und Verzweiflung, aber immer mit leichtem Augenzwinkern beobachtet. Die in vielen Filmen von Resnais bewaehrten Darsteller wie Sabine Azema, Pierre Arditi oder Andre Dussollier bilden zusammen mit einigen neuen Gesichtern wiederum ein ausgewogenes Schauspieler-Ensemble, das Ernst und Ironie mit Witz und Charme virtuos verbindet. Kein Happy End – und so bleibt ( das ist neu bei Resnais) trotz aller Leichtigkeit und Eleganz ein ungewohnt nachdenk- licher und bitterer Unterton zurueck.