Kurzkritik: „Tuyas Hochzeit“ *** / „Am Ende kommen Touristen“ *** / „Hallam Foe“ ****

tuyashochzeit_scene_07.jpgDer chinesische Film „Tuyas Hochzeit“ – Gewinner des diesjaehrigen Goldenen Baeren – schildert die Versuche einer jungen Frau und ihrer Familie in den rauhen und kargen Gegenden der Mongolei zu ueberleben.Sie liebt ihre baeuerliche, einfache Lebensweise und will nicht in eine der neuen, wirtschaftlich aufbluehenden Staedte ziehen. Althergebrachtes stoesst auf Modernes,Menschenwuerde auf Skrupellosigkeit und Korruption. In schoenen, klaren Bildern, vor allem prachtvollen Landschaftsaufnahmen, erzaehlt der Film eine anruehrende Liebes- und Ehegeschichte, bleibt aber doch sehr konstruiert. Auch die guten (Laien-)Darsteller und besonders die beeindruckende Schauspielerin der Tuya vermoegen diese Schwaeche nicht voellig zu ueberspielen: ein gut gemeinter und spannender, aber doch zu schematischer Einblick in eine ferne Welt.

Verleih: Arsenal

amendekommentouristen_scene_05.jpg Aehnliche Schwaechen zeigt auch der deutsche Film „Am Ende kommen Touristen“ des Nachwuchs-Regisseurs Robert Thalheim („Netto“).Der junge Sven leistet seinen Zivildienst ziemlich zufaellig im polnischen Oswiecim ab und wird mit den Problemen konfrontiert, die sich aus der Naehe des Vernichtungslagers Auschwitz und dem infolge der Nazi-Verbrechen schwierigen Umgang zwischen heutigen Deutschen und Polen ergeben. Das ist durchweg sehr gut und sensibel beobachtet und oeffnet den Blick auf menschliche Verhaltensweisen ohne zu moralisieren. Aber die filmische Umsetzung ist sehr konventionell und wenig ueberraschend. Die Darsteller sind gut ausgesucht,ueberragend Ryszard Ronczewski als ehemaliger KZ-Haeftling, doch die Inszenierung ueberschreitet den Rahmen eines guten,“kleinen Fernsehspiels“ nie. (Das ZDF hat mitproduziert).

Verleih: X-Film

hallamfoe02.jpg Hallam Foe, 18 Jahre alt, hat sich nach dem raetselhaften Tod seiner geliebten Mutter in ein Baumhaus auf dem Anwesen seines Vaters, eines Architekten in der schottischen Provinz, zurueckgezogen. Von dort beobachtet er die Liebesspiele seiner Schwester oder die neue,elegante Stiefmutter. Diese beschuldigt er offen, seine leibliche Mutter getoetet zu haben. Die Situation im Haus ist deshalb vergiftet und Hallam flieht nach Edinburgh. Dort begegnet er einer jungen Frau, die verblueffend der toten Mutter aehnelt. Er nistet sich in einem Wahrzeichen der Stadt, dem Uhrenturm, ein und beobachtet sie (und ihren Liebhaber) zunaecht, verdingt sich dann als Tellerwaescher und Page in dem Luxushotel, in dessen Personalbuero sie angestellt ist. Schliesslich kommt es zu einer intimen Begegnung und als sie entdeckt, warum er ihr nachstellt, scheint sich eine Kathastrophe anzubahnen…  Eine ziemlich verquere Geschichte mit allerlei Anspielungen auf Freud und Hitchcock, aber sehr attraktiv inszeniert vor der Kulisse des meist naechtlichen Edinburgh (Regie: David Mackenzie). Vor allem aber halten exzellente Darsteller die etwas spleenige Tragi-Komoedie zusammen, besonders Jamie Bell (der inzwischen erwachsen gewordene „Billy Elliot“) als gelegentlich kauziger, dann aber auch charmanter Heranwachsender, der jedoch im Ueberschwang der Gefuehle auch sehr verletzend sein kann. Intelligente Unterhaltung mit spezifisch „schottischem“ Akzent.

Verleih: Prokino