Plattgewalzt: „Die Fledermaus“ in der Komischen Oper *

ec_61fledermaus.jpgEine schraege Spielflaeche vollgestopft mit altmodischen Moebeln,im Hintergrund eine holzgetaefelte Tuer, die beim Oeffnen den Blick auf einen riesigen Kronleuchter freigibt. In diesem etwas abstrahierten Wohnzimmer spielt sich eine schrille Klamotte ab, eine Farce um aufgedrehte Spiesser der Gruenderzeit. Ein beleidigter Notar inszeniert einen Rachefeldzug, indem er seinen Freund auf eine (durch Statisten vorgetaeuschte) Russen-Party lockt und ihn dort als Ehebrecher blamiert. Am Ende scheint zwar alles drunter- und drueber zu gehen und alle ein bisschen ihr Fett wegzubekonmmen, aber der gemeinsame Suff vereint und versoehnt die wild gewordene Spiessbuerger-Gemeinschaft. 
Also eine Gesellschafts-Satire? Johann Strauss schrieb jedoch eine musikalische Komoedie mit sarkastischen oder ironischen Untertoenen, seine Musik zeichnet keine Amok laufenden Kleinbuerger, sondern eine hedonistische und egoistische Gesellschaft, der er aber ihren Witz und Charme belaesst. Diesen jedoch  treibt die sich – vor allem in den Sprechszenen – hinschleppende Inszenierung von Andreas Homoki gruendlich aus, auch wenn die Musiknummern handwerklich gut gearbeitet sind. Es wird viel gelacht, aber vorwiegend auf der Buehne, weniger im Publikum.
Musikalisch hat dagegen Markus Poschner die Faeden straff in der Hand, laesst die Walzer- und Polka-selige Musik angenehm pulsieren. Die Saenger zeigen meist Karikaturen und drehen darstellerisch maechtig auf, bleiben gesanglich dabei aber mittelmaessig. Klaus Kuttler ist als Eisenstein ein kleiner,rundlicher Wirbelwind, die Rosalinde der Gun-Brit Barkmin entpuppt sich als resoluter Hausdrachen, Martin Winkler charakterisiert den Gefaengnisdirektor Frank hingebungsvoll durch zierliche Trippelschritte. Und Peter Renz verschenkt die Paraderolle des Frosch an klischeehafte Albernheiten. Schade, eine ehrgeizige Produktion, die – wiedereinmal – durch Ueber-Interpretation und falsche Originalitaets-Sucht ins Straucheln geraet. Statt Ovationen, freundlicher Beifall fuers Ensemble, aber viele Buhs fuer das Regie-Team. Man braucht eben fuer die „gute,alte“ Operette eine leichte Hand, keinen ausgestreckten Zeigefinger.

Foto: Monika Rittershaus