„Der helle Bach“: Gastspiel des Moskauer Bolschoi-Balletts ***

bolschoi.jpgEin munterer und kurzweiliger Abend. Und zugleich die Wiederentdeckung eines Balletts, das kurz nach seiner Urauffuehrung 1935 durch Stalin verfemt wurde. Dabei hatten Komponist (Dmitri Schostakowitsch) und Choreograph (Fjodor Lopukow) die Vorgaben der sowjetischen Kunstdoktrin (leicht fassliche Melodien, Handlung aus der Arbeitswelt) weitgehend beruecksichtigt. Moskauer Kuenstler treffen sich mit Landarbeitern auf einer Kolchose namens „Heller Bach“, kleine Liebesverwirrungen bilden den Rahmen fuer ausladende Tanz-Divertissements.
Die Neuinszenierung des Bolschoi-Balletts von 2003 durch den jungen Leiter und Chef-Choreographen Alexej Ratmansky zeigt eine quick-lebendige Tanz-Buffa, ganz auf klassischer Basis, aber gespickt mit effektvollen Anleihen bei modernem Show- und Grotesk-Tanz. Huebsch stilisierte goldene Aehren und bunte Bluemchen skizzieren das laendliche Kolchosen-Milieu, die Taenzer in duftig-hellen Sommerkleidern agieren kraftvoll und mit virtuoser Leichtigkeit. Besonders die koestlichen Travestie-Szenen im 2.Akt werden hoch-komoediantisch und ohne jede Peinlichkeit ausgespielt. Dazu Schostakovitschs schwungvoll-raffinierte Musik mit verrutschten Walzern und angejazzten Mazurken.
Keine kritische Aufbereitung der leidvollen Sowjet-Vergangenheit, sondern ein ironisch-eleganter Rueck- Blick auf ein unbekanntes russisches Ballett voller Charme und etwas „altmodischem“ Witz.

Foto: Bolschoi-Ballett / Staatsoper Unter den Linden