Chaos auf dem Kinderspielplatz: „Die Verurteilung des Lukullus“ in der Komischen Oper *

lukullus.jpgDer roemische Feldherr Lukullus ist tot. Ein Staatsbegraebnis wird angeordnet. Im Totenreich aber muss Lukullus sich vor einem Schoeffengericht rechtfertigen: Held fuers Vaterland oder Verraeter ?  Aufgewogen werden 80-tausend Kriegs-Tote gegen die Einfuehrung des Kirschbaum und so lautet das Urteil :“Ins Nichts mit ihm!“ Unter dem Eindruck des 2.Weltkrieges beschaeftigte sich Brecht erstmals mit dem Stoff, 1951 wurde daraus gemeinsam mit Paul Dessau die Oper: Die Verurteilung des Lukulls. Sie loeste eine grosse Kulturdebatte innerhalb der DDR aus und gehoerte spaeter zu den Standartwerken innerhalb des sozialistischen Kunstkanons. Die Neuinszenierung an der Komischen Oper sollte nun ihre Lebensfaehigkeit auf heutiger Buehne ueberpruefen. Die gelingt jedoch nur bedingt. Regisseurin Katja Czellnik und ihr Team entfesseln einen modernen Kindergeburtstag in einem silber-wattierten, wuerfelartigen Raum, dessen Decke sich ab und zu senkt. Ein Bewegungs-Chor in haesslichen Freizeit-Klamotten zappelt zwischen Mappet-Taenzchen und Koch-Show hin und her; es werden rote Clowns-Nasen verteilt oder Riesen-Kirschen auf nackten Baeuchen zerquetscht. Dazwischen versucht der blonder Lukullus als Entertainer im weissen Anzug Ordnung in diese wilde Pixel-Party zu bekommen. Doch da – Hauptuebel des Abends – kaum deutlich gesungen oder gesprochen wird, versteht man nur Bahnhof, uebrig bleibt ein farbig-schrilles Chaos. Ein Lehr- oder Leer-stueck ?
Ganz im Gegensatz dazu die Musik von Paul Dessau, die an diesem Abend ungewohnt frisch wirkt. Sie verbluefft mit grotesken  Militaer-Marschen, puccini-parodierende Arien und pfiffig-schraegen Ensembles. Dirigent Eberhard Kloke, das schlagwerk-starke Orchester und der Chor bringen diese effektvolle Partitur zu wirkungsvoller Entfaltung. Kor-Jan Dusseljee als Lukullus mit einigen Heldentenor-Toenen, Jens Larsen als bass-grummelnder Totenrichter und Markus John in der Rolle des kasperleartigen Kommentator vermoegen sich am eindrucksvollsten zu profilieren. Der Rest verschwand im kunterbunten Treiben der Papp-Kameraden zwischen Video-Clips und Pop-Theater. Ein harmloses Vergnuegen.

Foto:Komische Oper Berlin