Eierpampe mit Haendel: „Theseus“ in der Komischen Oper*

theseus.jpg„Theseus“ (London,1713) gehoert nicht zu Haendels staerksten Opern. Die Handlung nur maessig spannend, die Musik gefaellig, routiniert. Also freies Spiel fuer Dirigent und Regisseur. Benedikt von Peter ( 31 Jahre, talentiert, aber noch nicht Herr seiner Moeglichkeiten) versucht aus der etwas wirren antiken Liebesgeschichte um Theseus und Medea eine Art moderner Anti-Kriegs-Oper zu stricken. Tausend Einfaelle und pausenlose Gags, dem bekannten Schmuddel- und Trash-Repertiore von Volks- und Schaubuehne abgekupfert, ergeben aber keine dramatisch ueberzeugende Handlung, sondern verpuffen in netter Beliebigkeit. Eine Schlammschlacht im Regen auf fast leerer Buehne, eine wackelige Bretterbude mit Sofa und Stehlampe, fahrbare Video-(=Ueberwachungs-)Kameras, vor denen die Personen sich wie Superstars bei Bohlen produzieren, viele Plastikmoebel und Nebelmaschinen stossen nicht unbedingt kritisches Nachdenken ueber Politik, Krieg und Leidenschaft an.
Da gewinnt die musikalische Fassung durch den Dirigenten Alessandro di Marchi mehr Format, indem sie ihre Mittel wie z.B. abrupte Ueberblendungen, elektronische Einspielungen oder ungewoehnliche Instrumental-Effekte sehr raffiniert zur Wirkung einfuegt und so geschickt das Gesamtwerk dramatisch bereichert. Das Orchester der Komischen Oper, verstaerkt um einige historiche Instrumente, spielt federnd und kraftvoll. Und das Saenger-Ensemble begeistert durch sehr virtuosen Umgang mit den Koloraturen: Stella Doufexis als strippenziehende Medea, Mariana Rebeka als begehrte Braut Agilea, demgegenueber bleibt Theseus (Elisabeth Starzinger) trotz der schriller Kostuemierung als Rockstar etwas blass. Exzellent die beiden Counter-Tenoere (Hagen Matzeit und David Lee. Wegen dieser sehr ansprechenden musikalischen Qualitaet gewinnt der Abend hohes Format, ist allerdings mit fast vier Stunden Dauer zu lang geraten. Und wen die Spiele der Schuddelkinder in der Eierpampe nicht stoert, der kann sich auch sonst einigermassen gut unterhalten.

Foto:Monika Rittershaus