Aus der Mottenkiste: „La Sylphide“ in der Deutschen Oper ***

sylphide-1.jpgDas „Romantische Ballett“ ist das Thema der diesjaehrigen Spielzeit des Berliner Staatsballetts. Diesem Umstand verdankt sich die Neueinstudierung des Klassikers „La Sylphide“ durch den daenischen Choreographen Peter Schaufuss. Es ist eine Fassung nach August Bournonville (Kopenhagen 1836), die Schaufuss seit 1979 in aller Welt inszeniert hat, u.a. auch 1982 an der Deutschen Oper. Das Zwei-Akte-Ballett (Musik: Herman von Loevenskjold) erzaehlt die Geschichte des jungen Schotten James, der sich kurz vor seiner Hochzeit in eine Elfe verliebt und dem geheimnissvollen Wesen in den Wald folgt. Doch bei der ersten Beruehrung fallen der Elfe oder Sylphide die Fluegelchen ab und sie stirbt. Eine romantische Phantasie zwischen Realitaet und Traum, zwischen Daseinsfreude und Sehnsucht nach Unbekanntem. Aber auch mit durchaus daemonischen Aspekten und gefaehrlich erotischen Momenten. Doch die neue „Sylphide“-Einstudierung beschraenkt sich auf das schlichte Maerchen. Alles ist nett und putzig, kindgerecht und absolut jugendfrei. Das Buehnenbild koennte einem Bilderbuch des 19.Jahrhunderts entstammen: Spitzbogen-Fenster und wogende Baumkulissen, rauchende Kaminfeuer und dampfende Hexenkessel. Dazu schwingende Schotten-Kilts und weisse Tuellkleider. Getanzt wird ausgezeichnet, das Ensemble zeigt sich in Best-Form, voller Anmut und Eleganz kommen die komplizierten Schrittfolgen und Drehbewegungen zur Geltung. Shoko Nakamura ist eine federleichte, grazioese Sylphide, Marian Walter ein huebscher Junge im Schottenrock: ein reizendes Paar, doch die ambivalent-gefaehrliche Spannung bleiben sie schuldig. Es ist ein Abend wie aus dem Ballett-Museum : sehr huebsch und ansehenswert, besonders fuer die Fans dieser Kunst, doch mit einem leichten Geruch nach Mottenkugeln.

Foto: E.Nawrath