Bombastisch: „Kiss me, Kate“ in der Komischen Oper ***

kate.jpgHier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt. Aus dem bekannten Cole-Porter-Musical von 1948 wird die grosse Dagmar-Manzel-Show. Rechts auf der Buehne hat das Orchester Patz genommen – rote Fez-Huetchen auf dem Kopf – links tanzen Cowboys und -girls in grellen Pailletten-Kostuemen. Rasch aufgezogene Vorhaenge markieren die Theater-im-Theater-Szenen, schnell hereingefahrene Transport-Kisten deuten den Back-Stage-Bereich an. Nicht Shakespeare’s italienische „Zaehmung der Widerspenstigen“ wird auf ironische Weise vorgefuehrt, sondern eine Monster-Revue, die den Broadway, Hollywood und Las Vegas zugleich uebertrumphen soll: eine Parodie der Parodie, aufgedonnert mit der Komik-Keule (Regie: Barrie Kosky). Gags werden wie ein Feuerwerk abgeschossen – mal zuenden, mal verpuffen sie. Einem Orchestermusiker entleiht Kate die Bratsche, um sie ihrem Partner auf dem Kopf zu zertruemmern (“ kann man doch wieder kleben?“), einem silbern-schwirrenden Voegelchen dreht sie im Takt der Koloraturen den Hals um. „Lasst mich auch noch den Loewen spielen“ fordert der schauspielernde Handwerker im „Sommernachtstraum“ – den Satz koennte auch Dagmar Manzel’s Katharina gesagt haben: wie ein wildes Rumpelstiltzchen fegt sie ueber die Buehne, springt, singt, fluestert, gurgelt, droeht mal mit Donnerhall, mal mit Fistelstimmchen, mimt Marilyn Monroe („Hello, Mr.President“) und Elizabeth Taylor zugleich. Ob in roter Strubbel-Peruecke, schwarzer Hose oder weissem Reifrock: die Manzel zeigt – bewunderungswuerdig – welch Voll-Profi sie ist. Die Buehnenfigur allerdings, die sie darstellen soll, geht hinter dem virtuosen Klamauk fast verloren. Neben und mit ihr: ein gut ausgewaehltes Ensemble aus Musicaldarstellern (Sigalit Feig, Danny Costello) und hauseigenen Saengern (Roger Smeets,Christoph Spaeht, Peter Renz), die der Manzel geschickt zuspielen (und ihr auch eigene Songs ueberlassen muessen). Dazu schrill gewandete Chormitglieder und eine gelenkige Tanzgruppe in Feinripp-Unterwaesche oder Glitzerklamotten.
Vom subtilen Witz und der feinen Ironie Cole Porter’s bleibt nicht viel uebrig, dafuer aber zeigt der dreieinhalb-stuendige Abend ueberaus fernseh-taugliche Formate: ist Diven-Kult, Muppet-Show und Song-Contest zugleich, wow! Das Publikum amuesierte sich wie Bolle!

Foto: Komische Oper