Sterbe-Possen: „Requiem“ in der Komischen Oper Berlin *

requiem.jpgEin Kessel Buntes zum Thema Sterben: ein Trauer-Redner verhaspelt sich in Phrasen und Worthuelsen, eine Begraebnis-Instituts-Dame rattert ihre Fragen runter, ein Versandhaus liefert Papp-Saerge zum Selberbasteln (und natuerlich legt sich einer zur Probe hinein und wird prompt vergessen), Porzellan-Geschirr wird vererbt und zerschmissen und zwischendurch erzaehlen einige Todkranke in einem Hellersdorfer Hospiz aus ihren meist komisch-spiessigen Lebenslaeufen. Ausserdem erscheinen der Tod in Gestalt von ‚Superman‘ sowie einige Frankenstein-aehnliche, blutige Monsterfiguren.  Aus einem U-Bahnhof – taucht unerwartet eine Horde Neandertaler in Fellschurz und mit Pruegelknochen auf.  Diese schrille Szenenfolge (Autoren:Armin Petras, Jan Kauenhowen) wird immer wieder mit den einzelnen Abschnitten von Mozarts unvollendetem Requiem verzahnt und kontrastiert, wobei der Chor und die vier Solisten (Brigitte Geller, Elisabeth Starzinger, Peter Lohdal, Dimitry Ivashchenko) heftigst mitagieren -mal in den ersten Publikumsreihen, mal auf der Buehne und meist in kurzen Krankenhaus-Hemdchen und Zottelhaarperuecken. Ob diese ganze wilde Burleske Sinn macht, bleibt das Geheimnis von Regisseur Sebastian Baumgarten, der damit die Arbeitsweise und -aesthetik der Volksbuehne am Luxemburg-Platz in die Komische Oper ueberfuehrt. Praktischerweise hat er dazu die passenden Schauspieler mitgebracht, die ihre (oft maessig-)komischen Banal-Pirouetten bewaehrt und routiniert im Operntempel in der Behrenstrasse drehen (Kathrin Angerer, Irm Hermann, Hendrik Arnst, Herbert Fritsch). Dabei scheut das Inszenierungs-Team weder Einfaelle noch Ausstattungs-Aufwand: staendig kreiselt die Drebuehne , die Video-Schirme flimmern, zeigen Bilder aus Berlin oder vom Berg Sinai, sogar ein kleiner grotesker Film ueber die Witwe von Ephesus wird eingespielt. Klamotten und Haartrachten  gereichen jedem Kostuemfundus zur Ehre – und zu all dem albern-aufgekratzten Comedy-Klamauk droehnt auch noch Mozarts wuchtige Musik unter Markus Poschners mehr energischer als differenzierter Leitung.
Scherz, Satire aber ohne tiefere Bedeutung – das junge Publikum im Saal war begeistert, die Aelteren verliesen eher kopfschuettelnd nach zwei pausenlosen Stunden das Haus. Fortsetzung folgt?  Im November wird in der Komischen Oper Verdis sterbenskranke „Traviata“ neuinszeniert. Der dafuer ausgewaehlte Regisseur sass im ersten Rang.

Foto: Monika Rittershaus / Komische Oper