Disco-Horror-Picture-Show: „Die Fledermaus“ in der Staatsoper *

Es beginnt verblueffend, aber pfiffig: das Ehepaar Eisenstein als wohlsituiertes Paar in modisch gestylter Wohnkueche im Berlin des Jahres 2009:  reifer Gatte, gestandene Gattin, schnulziger Ex-Liebhaber und eine schnippische Haushaltshilfe im bekannt-burlesken Beziehungs-Clich : huebsches Boulevard-Theater im Stil der Ku-damm-Buehnen. 
Doch dann: der Absturtz in die Disco-Hoelle. Knallbuntes Neon-Geflimmere und wild hopsende Punker mit Anfuehrer Orlowsky in zerissenen Stumpfhosen -  so wie sich der kleine Moritz in der Provinz das suendige Gross-Stadt-Treiben vorstellt. Peinlich. Dazu konventionelles Operetten-Geschunkel mit Chor, vorwiegend an der Buehnenrampe. Am Schluss dann eine sich hinziehende Gefaengnissszene mit einen prolligen Waerter in Trainingshosen, der nebenberufich mit DDR-Devotionalien handelt, etwa der Unterwaesche von Margot H.! (dennoch ueberzeugend hingeklotzt von Michael Mertens). Da hilft dann auch das lautstark geschmetterte Champagner-Finale nichts mehr: aus dem Strausschen Edelgetraenk wird schaler Sekt.
Das Verblueffende: wie kann ein rennomierter Regisseur (Christian Pade) im ersten Akt ein locker-witziges Komoedien-Haendchen beweisen, um dann im Folgenden in uninspiriert-modischen Klamauk abzurutschen ?
Schon in der Ouvertuere passen sich der souveraene Gast-Dirigent Zubin Metha und die Staatskapelle dieser neuen berliner Lesart an: statt Wiener Schmaeh, preussisch-zackiger Drill – durchaus hoerenswert, auch wenn die subtilen Nuancen der Musik im Laufe des ueber dreistuendigen Abends in droehnender Lautstaerke untergehen.
Saengerisch triumphiert Christine Schaefer als kesse Adele (aus Reinickendorf) mit gloeckchenklaren Koloraturen: und kehrt damit bravouroes in ihr eigentlches Soubretten-Stimmfach zurueck. Manfred Gantner spielt den (baritonalen) Eisenstein als etwas braesig-neureichen Spiesser, waehrend Silvana Dussmann als wienerisch-mollerte Rosalinde durch schrille Trompeten-Toene verschreckt. Das uebrige Ensemble (u.a. Roman Trekel, Stephan Ruegamer, Jochen Schmeckenbecher) und der zum gelangweilten Herumstehen verurteilte Chor:  gefaellige Routine.
„O je o je, wie ruehrt mich dies!“  Vor einiger Zeit bescherte die „Lustige Witwe“ der Staatsoper eine buchstaeblichen Bruchlandung,  jetzt geistert die „Fledermaus“ als trashig-schriller Vampir durch’s baufaellige Knobelsdorff-Gemaeuer… „Gluecklich ist, wer vergisst“.

Foto: Staatsoper /(c)Ruth Walz