Flotte Klamotte: „Soul Kitchen“ von Fatih Akin ***

Der griechisch-staemmige Zino (Adam Bousdoukos) betreibt einen Restaurant-Schuppen mit den schoenen Namen „Soul Kitchen“ in Hamburg-Wilhelmsburg: frittierten Fisch, fettige Pommes und reichlich Bier – anspruchslos wie die Gaeste der schaebigen Umgebung. Als seine Freundin Nadine (Pheline Roggan), blonde Journalistin aus gehobenen Kreisen,  einen Job in Shanghai bekommt und er einen Bandscheibenvorfall,  stellt er den Koch Shayn (Birol Uenel) ein, einen schnoddrigen Typen zwischen Genialitaet und Groessenwahn, der gerade aus einem Nobelrestaurant geflogen und auf Jobsuche ist. Dieser krempelt den Laden um, setzt auf gehobene Kueche, hat aber keinen Erfolg,  bis Illias (Moritz Bleibtreu), der kleine Bruder von Zino, auftaucht – ein Freigaenger aus dem Knast mit Hang zur Zockerei  – , und der als Do-it-yourself- DJ die Kneipe aufmischt und zum coolen Szenen-Treff macht. Doch in diesem Moment mischt sich Ex-Freund Thomas (Wotan Wilke Moehring)  ins turbulente Geschehen ein – ein fieser Immobilien-Hai mit noch fieseren Kaufabsichten.
Natuerlich loesen sich alle daraus entstehenden, chaotischen Probleme aufs Schoenste und es gibt erwartungsgemaess fuer alle ein weihnachtliches Happy End:  Zino findet in seiner engelhaften, tuerckischen Physiotherapeutin eine neue Freundin,  Illias schappt sich die kellnernde Freizeitmalerin Lucia (Anna Bederke), der Immobilien-Hai wandert in Kittchen, und die boesen Drohungen der strengen Finanzamts-Frau erledigen sich  – ebenso anschaulich wie drastisch – durch einen Nachtisch samt Ueberdosis Aphrodisiaka auf einer wild-rauschenden Party im nun florierenden
„Soul Kitchen“.
Regisseur Fatih Akin wollte – nach den anspruchsvollen Dramen „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ – seiner Heimatstadt Hamburg mit einer lockeren Kiez-Komoedie ein kleines Denkmal setzten. Das ist ihm durchaus gelungen: die Handlung schraeg und ueberdreht, die Schauplaetze schick in Szene gesetzt, optische und verbale Gags und Kalauer – von witzig bis zotig -  grosszuegig gestreut und die Darsteller zu prallen Typen gestylt. Das soziale Umfeld ist in scharf-beobachteten, gelegentlich satirische eingesetzten Details zwar immer praesent, bleibt aber in seiner Ueberzogenheit ziemlich harmlos: ein Kessel bunte Multi-Kulti-Folklore, in der es – netter Seitenhieb des Regisseurs! – keinen Unterschied mehr gibt zwischen Tuerken und Griechen. Jung- oder Neu-Hamburger Ohnsorg-Theater der hippen Szene. Durchaus unterhaltsam fuer ein breites (nicht nur studentisches), amuesierwilliges Publikum.
Denn: Kleingaengster, Nutten, Ausgeflippte, resolute Muetter, trottlige Superreiche, taetowierte Musik-Freaks, huebsche Maedchen und naive Jungs vor grosstaedischer Kulisse: eine solche Mischung – flott verpackt – garantiert den Zeitgeist von seiner kuscheligsten Seite.

Foto/Verleih: Pandora

zu sehen: Delphi, International, Cubix Alexanderplatz, CinemaxX Potsdamer Platz, Cineplex Titania, Cine Star Tegel, Kukturbrauerei u.a.