… und es leuchten die Sterne : “ Adriana Lecouvreur“ in der Deutschen Oper Berlin ****

Zwei Super-Stars der internationalen Klassik-Szene machen für zwei konzertante Vorstellungen in Berlin kurz Stop: Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann. Und beide halten im ausverkauftem Haus, was ihr Ruf verspach: dramatischen Belcanto vom Allerfeinsten.
Als Vehikel für die Präsentation der – in jeder Beziehung – teuren Künstler dient die in Berlin äusserst selten gespielte Verismo-Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea (UA 1902) – man kann nur bedauerern, dass diese hoch-effektvolle Edelschnulze von Berliner Intendanten so hartnäckig gemieden wird.
Im Paris des 18.Jahrhunderts kämpfen Adriana Lecouvreur, eine berühmte Schauspielerin der „Comedie Francaise“, und die reiche Fürstin von Bouillon um den smarten Feldherrn Moritz von Sachsen. Nach allerlei Salon-Intrigen tötet die Fürstin ihre Rivalin Adriana mit einem vergifteten Veilchen-Bouquet. Die melodiegesättigte, zupackende Musik Cilea’s mit ihren hinreissenden Arien und Duetten lässt die Untiefen der tragischen Story schnell vergessen, bietet dafür viel echte Seelenstimmung und menschliches Gefühl.
Und hier triumphiert die Gesangskunst der beiden Stars aufs Allerschönste: ob im rauschhaften Liebestaumel oder tief bewegenden Schmerz. Belcanto veredelt durch leidenschaftlichen Audruck. Angela Gheorghiu begeistert durch eine wunderbar-zarte Piano-Kultur und leuchtende Spitzentöne, Jonas Kaufmann durch strahlende Tongestaltung und edlen Schmelz.
Das sehr präzise und klang-satt spielende Orchester unter der straffen und flexiblen Leitung des italienischen Gastdirigenten Marco Armiliato – einem Spezialisten in der Begleitung grosser Sänger – sowie das übrige, hochkarätige Ensemble ergänzen perfekt die beiden Stars und gestalteten den Abend zum grossen Opern-Erlebnis. Insbesondere beeindrucken die Russin Irina Smirnova als temperamentvolle Mezzo-Rivalin und der berliner Bariton Markus Brück als liebes-leidender Verehrer Adrianas.
Bleibt die Frage offen: warum nur konzertant – zumal die Sänger immer wieder geschickt in Mimik und Gesten ihre Rollen zu charakterisieren versuchen.
Im November diesen Jahres zeigt die Londoner Covent Garden Opera eine szenische Aufführungs-Serie des Werkes (in Ko-Produktion mit Wien, Barcelona und Paris) –
mit Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann in den Haupt-Partien.
Berlin bleibt in diesem Fall aussen vor -     offensichtlich misstraut man der Cilea-Oper 
immer noch !

Foto: Bettina Stoess/Deutsche Oper Berlin