Bunte Ballett-Perlen: ‚Malakhov & Friends‘ in der Deutschen Oper Berlin ****

Ein bisschen einförmig sind solche Gala-Abende ja schon: 15 kürzere Tanz-Piecen in raschem Wechsel, überwiegend Pas-de-deux aus grösseren Werken. Aber der Reiz solcher Veranstaltungen ruht auch weniger auf den einzelnen Choreographien als vielmehr auf der Präsentation einer ganzen Reihe hoch-karätiger Tänzerinnen und Tänzer.
Zm vierten Mal hat nun Vladimir Malakhov, Star und Chef des Berliner Staatsballetts, eine solche bunte Show zusammengestellt und dazu attraktive Gäste aus New York, St.Petersburg, Moskau und Tokyo eingeladen, ergänzt um Solisten aus dem hauseigenen Ensemble.
Die Bühne ist meist leer: der Hintergrund bleibt entweder dunkel oder strahlt in hell-leuchtenden Farben. Getanzt wird -  in geschickter Abfolge -  Klassisches und Modernes, Dramatisches und Komödiantisches. Wobei die choreographische Qualität schwankt: Brav-Hergebrachtes konkurriert mit Aufregend-Neuem. Doch das spielt nur eine untergeordnete Rolle – hier geht’s allein um die (durchweg) fabelhaften Tänzer.
Julie Kent vom American Ballet Theatre besticht erneut durch Souveränität und strenge Eleganz : zusammen mit Malakhov als Manon (Kenneth MacMillan), mit Wieslaw Dudek in Mozarts Jeunhomme-Konzert (Uwe Scholz). Yevgenia Obraztsova vom Marinsky-Theater St.Petersburg erweist sich als temperamentvoller Wirbelwind in Marius Petipa’s „Carneval de Venise“.
Das japanische Paar Mizuka Ueno und Naoki Tagagishi vom Tokyo Ballett zeigt sich komisch-clownesk zu Musik von Nino Rota im Auschnitt aus Maurice Bejarts „Dichterliebe“ und die beiden russischen Tänzer Natalia Ledovskaja und Semen Chudin aus Moskau begeistern mit dem in Berlin schon ewig nicht mehr zu sehenden Pas-de-deux aus den wunderbar-melancholischen „Abendlichen Tänzen“ von Tom Schilling.
Dazu Erstaunliches vom eigenen Ensemble: Beatrice Knop und Dmitry Semionov mit einem agressiven Geschlechterkampf zu elektronischen Tönen (Musik und Choreographie: Otto und Jiri Bubenicek aus John Neumeiers Hamburger Truppe),  Malakhov selbst präsentiert mit Nadja Saidakova das etwas ruppige ‚Verlassenheit“-Duett aus „Le Parc“ von Angelin Preijocaj. Zum Höhepunkt jedoch gerät ein Solo von Polina Semjonova: zur „Maskenball“-Quadrille von Johann Strauss spielt sie virtuos und auf charmanteste Weise mit der immer wieder unterbrochenen Musik und den (meist falschen) Erwartungen des Publikums (Ch.: Renato Zanella). Nur der Schlusspunkt des dreistündigen Abends will nicht so richtig überzeugen: Malakhov als „Sterbenden Schwan“ (Musik von Saint-Saens, choreographiert von Mauro de Candia) – Parodie oder unfreiwillige Komik?
Ein bunter Abend, manche seiner Perlen glänzen, manche strahlen eher matt – aber die exzellenten Tänzer machten (fast) alles wett.

Foto: Enrico Nawrath/Staatsballett Berlin