Ein Fest für die Freunde des klassischen Handlungsballetts: die gelungene Wiederaufnahme und Einrichtung auf die räumlichen und technischen Verhältnisse des Schillertheaters (als momentaner Ausweichsort der Staatsoper unter den Linden), zugleich die 38.Aufführung des populären Werkes seit seiner Berliner Premiere im Jahr 2003.
John Crankos Bearbeitung und Choreographie des Puschkin’schen Versepos (zu fast unbekannten Musikstücken von Tschaikowsky) hat seit seiner Uraufführung (1965 und Neu-Fassung 1967 in Stuttgart) nichts von ihrer Wirkung eingebüsst – im Gegenteil sie entwickelt sich mit den Jahren zu einem bedeutenden Tanz-Klassiker.  Immer deutlicher treten ihr Erfindungsreichtum, ihr Raffinement und ihr Eleganz hervor : John Cranko als einer der ganz grossen Ballettschöpfer in der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts. Obwohl im Rahmen des traditionellen Bewegungs-Kanons versteht es Cranko, diese Vorgaben fantasiereich und ökonomisch auszureizen, die Handlungen und Seelenabgründe der Personen mit ebenso knappen wie aussagekräftige Bewegungen zu verdeutlichen, so dass aller Staub eines akademisch-klassischen Balletts wie weggewischt wirkt. Dass in Arrangement und Dekor Ästhetik und Geschmack der englischen  Ballett-Tradition vorherrscht, stört in keinster Weise (für die im alten Stil gemalten Bühnenprospekte und die dezent pastellfarbigen Kostüme zeichnet – wie schon bei der Urauführung – Elisabeth Dalton verantwortlich).
Getanzt wird hervorragend: das Staatsballett leistet sich den Luxus in den nachfolgenden Vorstellungen jeweils ihre ersten Solisten einzusetzen, die zusammen mit dem exzellenten Ensemble für die hohe Schule des Tanzes einstehen: so sind Nadja Saidakova, Beatrice Knop und Polina Semionova als Tatjana, Mikhail Kaniskin, Dimity Seminonov und Wieslaw Dudek als Onegin neben vielen anderen Stars zu erleben.
Für Ballett-Fans ein Muss, für alle anderen Zuschauer ein hoher Genuss.

Foto:Monika Ritterhaus/Staatsballett Berlin

nächste Vorstellungen:25./ 27./ 29./ 31.Mai/ 02./ 05.Juni 2011