Schriller Western, schwarze Helden: ‚Django Unchained‘ von Quentin Tarantino***

Der Schauplatz: die Südstaaten der USA, einige Jahre vor dem Bürgerkrieg. Der deutschstämmige Dentist Dr.King Schultz (oscar-nominiert: Christoph Waltz) ist Kopfgeldjäger geworden und kauft sich als Gehilfen den schwarzen Sklaven Django (aufrecht: Jamie Foxx), da dieser einige der gesuchten Banditen identifizieren kann. Mit flotten Sprüchen und flinken Pistolen ziehen sie – erfolgreich – durch putzige Texas-Städtchen und über verschneite Bergefelder: ein schlagfertiger Quaksalber und ein schwarzer Cowboy auf hohem Ross. Nicht nur überhebliche Kneipiers und selbstsichere Sheriffs, auch rassistische Rancher und der etwas dämliche Ku-Klux-Klan ziehen den Kürzeren gegenüber dem seltsamen Paar, das blitzschnell mit ironischen Worten und flinken Kugeln agiert. Virtuos, witzig und anspielungsreich auf das traditionelle, italo-amerikanische Western-Genre inszeniert Quentin Tarantino die erste Hälfte seines überlangen, neuen Films – mit lässigen Darstellern, anspielungsreichen Gags und prachtvollen Landschafts-Panoramen.
Darauf folgt ein breit ausgespielter, zweiter Teil, der schildert wie Django seine Frau Brünnhilde (!), zu befreien versucht, die als Sklavin auf eine grosse Baumwoll-Plantage in Mississippi verkauft wurde. Dr.Schultz und er haben sich dafür den Plan ausgedacht, den ebenso reichen wie bösartigen Plantagen-Besitzer (schön fies: Leonardo DiCaprio) unter dem Vorwand eines für ihn überaus vorteilhaften Geschäftes zu besuchen. Und dabei die für das arrogant-versnobte Ekelpaket „uninteressante“ Brünnhilde ganz nebenbei ‚mitgehen‘ zu lassen. Doch dank der Aufmerksamkeit des schwarzen Buttlers (grandios-bösartig: Samuel L.Jackson) platzt der Plan und ein zweifacher Show-Down präsentiert sich daraufhin kunstvoll als ausgedehnete, blutige Schlächterei, der – natürlich – nur Django und seine Brünnhilde glücklich entkommen.
Trotz der der raffinierten filmischen Umsetzung, des virtuosen Einsatzes der Kamera, des Schnitts und der ausgetüfftelten Spezial-Tricks in den Kampfszenen, wirkt dieser zweite Teil des Film langatmig und vordergründig, gleichsam wie ein zweiter, schwächerer Aufguss der „Inglourious Basterds“: beide Mal beherrschen riesig-lohdernde Flammen-Brände die Leinwand – dort das Pariser Kino voller Nazis, hier das Südstaaten Herrenhaus mit seinen grosskapitalistischen Sklavenhaltern.
Entwickelte jedoch die historisch-unkorrekte Höllenfahrt Hitler einen unerwartet furiosen, politisch-satirischen Biss, bietet der schwarze Western-Held als tapferer Kämpfer gegen Sklaverei und Rassismus kaum tiefere Erkenntnis. Was bleibt ist ein cineastisch effektvolles, aber harmloses Spektakel: „Vom Winde verweht“ – sozusagen elegant auf den Kopf gestellt!

Poster/Verleiher:Sony

zuz sehen: Babylon Kreuzberg (OmU); CinemaX Potsdamer Platz (OmU u. dt.Fassung); Filmtheater am Friedrichshain (OmU); Hackesche Höfe Kino(OmU); International (OmU); Odeon (OmU); Neukölln Arcaden; Cineplex Spandau; Titania Palast Steglitz; Kulturbrauerei; Passage Neukölln; Colosseum; Cinestar Eastgate u.a.