Königlicher Auftritt: ‚Roberto Devereux‘ in der Deutschen Oper /Philharmonie****

Noch muss die Deutsche Oper wegen Renovierung ausserhalb ihres Hauses gastieren. So rollte sie für 2 Vorstellungen dem Super-Star Edita Gruberova den roten Teppich in der Philharmonie aus. In hellblauer Glitzer-Robe (mit Schleppe!) betritt sie gemessenen Schrittes das Podium und beherrscht, vor dem Orchester und dem Chor der Deutschen Oper sich bewegend, zweieinhalb Stunden als königliche Diva das immer wieder in stürmischem Applaus ausbrechende Publikum im gut gefüllten Saal.
Als alternde Herrscherin Elisabeth I. von England rächt sie sich an ihrem einstigen Günstling Roberto Devereux in der gleichnamigen, selten gespielten Oper von Gaetano Donizetti (Neapel 1837).
Eine steile Vorlage für die in den hohen 60er Jahren stehende Sängerin, die schlagend beweisen kann, dass sie immer noch das Belcanto-Fach mit stupender Meisterschaft beherrscht. Da blitzen die Koloraturen, da perlen die auf- und abgleitenden Tonketten, da leuchten die Piani butterweich und süss. Natürlich ist die Stimme gealtert, die Tiefe muss überbrückt werden, und die vollen Spitzentöne klingen stählern und hart – bis an die Grenze zum Grellen. Aber: auch diese naturbedingten Beeinträchtigungen weiss die Künstlerin geschickt als Charakterisierung der Rolle dieser eifersüchtigen Elisabeth I. einzusetzen – und in der Kunst, die Rezitative mit vielschichtigem Ausdruck aufzuladen, kommt niemand ihr gleich.
Sie ist der strahlende Mittelpunkt der Aufführung – eine Virtuosin der Stimm-Technik, eine podiums-(bzw.bühnen-)beherrschende Erscheinung von hoher Präsenz.
Ihre Partener haben es deshalb schwer, an diesem Abend mitzuhalten. Dennoch hinterlassen sie gute Eindrücke: Veronica Simeoni als Sara, Rivalin der Königin, mit einem samtfarbenen Mezzosopran, Celso Albelo in der Titelrolle mit hellem, etwas ausdruckslosem Tenor und vor allem Davide Luciano als betrogener Herzog und Ehemann Saras mit einem kernigem Bariton. Der Chor bildet den wohlklingenden Hintergrund und das Orchester – unter der recht pauschalen Leitung von Pietro Rizzo – mischt den (in diesem Fall: unsichtbaren) englischen Königshof mit schwungvoller Italianitá auf.
Nach Elisabeths (unhistorischem) Thron-Verzicht am Ende der Oper – herzlicher Beifall für Alle und  nicht endender Jubel für die glücklich-strahlende Gruberova.

Foto: Bettina Stoess/Deutsche Oper Berlin

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