Stücke, die mich langweilten (Kino und Theater)

„Frantz““ / Deutsch-französischer Film von Francois Ozon / 2016

Nach einem französischen Theaterstück aus den Zwanziger Jahren und einem (erfolglosen) Film von Ernst Lubitsch. Die Geschichte eines französischen Soldaten, der in einem Schützengraben des 1.Weltkriegs bei einer unerwarteten Begegnung einen deutschen Soldaten erschießt. Dessen Namen (Frantz) und Herkunft (Quedlinburg) entdeckt er durch einen Brief in der Brusttasche des Getöteten. Nach Kriegsende besucht er Eltern und Verlobte des Deutschen, wobei er ihnen erzählt, ein Vorkriegs-Freund des Gefallenen zu sein. Doch seine moralischen Skrupel veranlassen ihn nach einiger Zeit, die Wahrheit zu gestehen. Francois Ozon erzählt in seinem Schwarz-Weiß-Film (es gibt nur kurze Farbeinblendungen) vom damaligen tiefen Haß der beiden Völker aufeinander, der auch nach Kriegsende weiterlebt und nur sehr schwer diesseits wie jenseits des Rheins überwunden wurde. Trotz guter Darsteller (Goldener Löwe für Paula Baer als Nachwuchsschauspielerin) und eindrucksvoller Bildgestaltung, bleibt der Film doch allzu vorhersehbar und mit viel Routine recht altmodisch und brav in Szene gesetzt. Moralisch korrekt, aber kaum Neues oder Überraschendes.

 

„American Honey“  / Britisch-amerikanischer Film von Andrea Arnold / 2016

Ein Dutzend junger Leute, ziemlich ausgeflippt, reist in einem Mini-Bus durch die USA. In den Vororten großer Städte, wo die gut bürgerliche Mittelschicht in kleinen Häusern mit grünen Vorgärten wohnt, betätigen sie sich als ausgebuffte Verkäufer von Zeitschriften Abos, Eine schrille Drücker-Kolonne – angeführt von der eiskalten Blondine Krystal (Riley Keough) und ihrem Lover Jake (Shia LaBoeuf) – ,Alkohol, Drogen und Sex beherrschen das Zusammenleben, das sich vor allem im Auto oder billigen Motels abspielt. Im Mittelpunkt des Films: die 18-jährige Star (Neuentdeckung Sasha Lane), die ihr tristes Heim verläßt  und in Jake die große Liebe (Zuneigung und Sex) gefunden zu haben glaubt. Doch bald ihre diesbezüglichen Illusionen aufgeben muß und sich nun – wie alle anderen – dennoch vorgaukelt, ein tolles Leben in vorgeblich totaler Freiheit gefunden zu haben. Der Debüt-Film der britischen Regisseurin Andrea Arnold in Hollywood: ein bizarres Road-Movie, auf trditionelle Erzählweise ebenso verzichtend wie auf genaue Psyologie der Figuren. Die Handkamera suggeriert realistische Nähe, gelegentlich von etwas exzentrischen Naturaufnahmen konterkariert. Doch das Fehlen jeder Entwicklung der Geschichte oder der Personen lähmt schnell das Interesse, dazu fördert die ungewöhnliche Film-Länge von 163 Minuten entstehende Langeweile. Offen auch die Frage: wen oder was soll diese ausgeflippte Hipstertruppe darstellen: die junge Generation in den USA? Ein diffuses Opus.